Fan-Boy Mythos Nubert nuVero 170

Heute ging es für mich und meine beiden Begleiter zu dem Ladenlokal des Lautsprecher- und Elektronikhersteller Nubert in Duisburg. Nubert ist ein deutscher Hersteller der seine Produkte im Direktvertrieb verkauft. Abweichend davon sind drei in Eigenregie geführte Ladenlokale. Und wir waren, weil extrem ortsnah, heute in Duisburg.

Da staunt der Fachmann

Bei besten Wetter trafen wir uns um 16:30 Uhr vor dem Ladenlokal und fingen gleich nach der obligatorischen Begrüßung an unsere Vorgehensweisen und Erwartungshaltungen bei dem nun anstehenden Termin anzugleichen. Wir hatten uns im Vorfeld einen Hörtermin für die Nubert nuVero 170, das Lautsprecher Flaggschiff des Herstellers, reservieren lassen. Und der stand jetzt an!

Also rein in die gute Stube. Okay, das Ladenlokal sah alles andere wie eine gute Stube aus. Überhaupt sah es gar nicht so aus wie ein ernsthaft organisiertes HiFi-Ladenlokal. Rund um an den Wänden waren die Lautsprecherserien platziert. Eng an eng standen die Lautsprecherpaare und warten darauf bestaunt oder auch lediglich betrachtet zu werden. Der Raum sah eigentlich eher aus wie ein Showroom. Mitten in dem 100 qm2 Raum, gab es dann so eine Art Hörzone. Zwei hüfthohe Wände, mit „Akustikmatratzen“ gedämpft, begrenzten im Ladenlokal diese Hörzone. An der Wand standen die nuVero 170 und am anderen Ende, im freien Raum, standen die Hörstühle.

Befeuert wurden die nuVero 170 durch die hauseigene Verstärkerelektronik. Eine nuControl V2 als Vorverstärker steuerte eine nuPower D Endstufe. Als Quelle diente eine Cambridge DVD/CD-Kombi.

Kaffee gab es leider nicht, schade. War aber auch nicht wirklich kriegsentscheidend. Also, alle Mann auf die Sitze. Der freundliche Nubert-Kollege drückte uns die beiden Fernbedienungen in die Hand und los ging die Show.

CD #1 rein. Etwas akustische Gitarre. Okay, klingt so als wäre alles da wo es auch hingehört. Einfach mal die Ohren an den Raum gewöhnen lassen. Und schon kam der erste Zwischenruf von uns an den Nubert-Kollegen. „Könnte man die Lautsprecher etwas von der Wand wegziehen und etwas eindrehen“? Zögerlich aber dann doch kundenorientiert denkend folgte man unserem Wunsch. „Könnten wir die Lautsprecher auch bis zum Teppich vorziehen?“. „Okay, wir machen das selbst“. Selbst ist der Kunde! Gesagt getan.

Die Nubert nuVero aus der Front gezogen,

Aha, da kam ja doch noch etwas Abbildung in das Klangbild. Sehr schön. Nach dem nächsten Musikstück beschlossen wir, dass wir viel zu nah am Geschehen sitzen. Also alle Mann anderthalb Meter nach hinten rücken. Ahhhhh, es ging also noch etwas besser. Das Klangbild gewann an Kontur. Prima. Zum Glück haben wir etwas Ahnung von der Materie. Weiter geht es im Kontext.

Gitarrenmusik raus aus der Lade, Antiphone Blues rein in die Lade. Und los ging es mit „Knows the Trouble I’ve Seen“. Gibt es in diesem Stück nicht eine Orgel zu hören? „Könnt Ihr mal ruhig sein, Ich höre nix“, habe ich mir nur gedacht. Da mich aber keiner denken hören kann, habe ich mich entschlossen von meiner Testlinie – ich wollte die Lautsprecher nämlich leise testen – abzuweichen. Also fing ich an den Volumenregler in Richtung 0 zu drehen. Um es vorwegzunehmen, die Lautsprecher konnte man unter den gegebenen Raumbedingungen in keinsterweise leise hören! Der Raum war viel zu groß und akustisch null behandelt. Also von nun an lief der Lautsprecher in sozialraum feindlichen Lautstärken. Andere würden sagen „Goil“. Egal.

Als nächstes ging es über Fabrizio Andre (Stimmen), Infected Mushrooms (Elektro-Pop-Rock) zu Three Blind Mice (Jazz). Ach ja, meine allseits beliebte Cover Version von Brothers in Arms in einer ACapella Version musste auch rein in die Lade. Einer meiner beiden Wingmen hatte noch eine nette Scheibe von „Brandt Brauer Frick“ und etwas klassische Barockmusik dabei. Zum Schluss wurde noch Children von Sanchez von Chuck Mangione und das Touch Yello Album angespielt.

Nun zum wesentlichen: „Was kann denn nun die nuVero 170“?

Also, wo fangen wir einmal an. Der Lautsprecher hat die Tendenz, ein Abhörmonitor sein zu wollen. Er wirkt wie ein Musikwerkzeug, das versucht ein Ihm unterbreitetes Musikstück darzubieten. Der Lautsprecher wirkt neutral und arbeitet mit einem Hauch von deutscher Gründlichkeit die Töne aus den Rillen. Das Klang ehrlich und korrekt, aber mir fehlte ein wenig die Musikalität. Die Musik war im Raum korrekt dargestellt, aber auch kühl und distanziert. Gerade das Wort „Distanz“ kam immer wieder in den Sinn. Ich sah und hörte die Musik, aber zwischen mir und der Musik war immer eine gefühlte Distanz. Die Musik war nie an mir oder ich ein Bestandteil des Musik.

Die Musik spielte „da vorne“ und ich saß „da hinten“.

Die Musiker, sofern akustisch aufgenommen, standen stabil an ihrem Platz und der Körper der Musiker wie auch die Instrumente waren gut in der Höhe dargestellt. Infected Mushroom ließ die Bässe Ihr Tagwerk verrichten. Für einen 100 Quadratmeterraum mit solch „kleinen“ Bässen war das sehr ordentlich. Allerdings habe ich genau dieses Musikstück auch schon über verschiedenste Hörner gehört. Und hier hat die nuVero Ihre ersten Schwächen. Diese Impulsivität der Synthieakkorde oder diese federnde Bäse waren kaum von der nuVero wahrnehmbar. Ja, es gab Tiefbass und ja es gab auch Kickbass. Aber die Dynamik fehlte einfach. Statt einem „kurzen Zack im Bass und gut ist“ gab es nur „Zag, das war‘s“. Das „Zag“ ist kein Schreibfehler. Mit dem „g“ wollte ich die „Weichheit“ des Impulses beschreiben.

Die regulären (Direktvertriebs-) Preise der Nubert nuVero 170.

Was uns auffiel, war der Umstand das die Kombination „nuPower D“ und „nuVero 170“ vielleicht doch nicht die beste Kombination war oder ist. Diese Kombination hatte die Tendenz zu einer überzeichneten Hochtonschärfe. Das roch schwer nach fehlender Langzeit Hörtauglichkeit. Für die 90 Minuten war das okay, aber diese „Hochtonschärfe“ kam auch im Nachgespräch auf den Tisch. Wir Drei kamen zu dem Schluss, dass man dieses Manko durch eine andere Verstärkervariante in den Griff kriegen würde.

Es sei erwähnt, dass wir zum Ende der Session die Volumenanzeige auf -18 db stehen hatten und es doch noch reichlich Platz gab um richtig laut zu wirken. An diesen Lautsprecher müssen richtige Endstufen angeschlossen werden. Eine Röhre kommt da nie und nimmer in Frage. Im Nachhinein wird einem schon klar warum Nubert selbst auf der Münchner HighEnd zwei Mono-Endstufen des Model nuPower A verwendet hat. Die 2x 900 Watt der in Duisbrg angeschlossen Class D Endstufe war völlig überfordert!

Jetzt habe ich doch ganz viele kritische Äußerungen getroffen. Aber es gab auch Stärken der nuVero. Der „Grobdynamik-Anzug“ sitzt wie eine Eins. Wenn die Aufnahme ordentlich ist, kriegt man auch eine tolle Vorstellung geboten. Eine Raumänderung innerhalb der Musikaufnahme, weil man bei verschiedenen Musikstücken den Raum gewechselt hat, erkennt man sofort und wird richtig wiedergegeben.

Ein Fazit

Ich wollte mir die nuVero 170 einmal live anhören um die vielen abstrusen Foren-Aussagen der verschiedensten Nubert Fan-Boys richtig einschätzen zu können. Ich denke ich konnte mir heute einen grundlegenden Eindruck über die Fähigkeiten der nuVero 170 verschaffen. Die nuVero liefert für Ihren Listenpreis von 7.400 EUR (Paarpreis) einen guten Gegenwert da. Man bekommt einen Lautsprecher der ordentlich spielt und seiner Aufgabe mit dem richtigen Equipment und akustischen Maßnahmen nachkommt. Wer die hier angewandte Klangphilosophie mag wird mit diesem Lautsprecher sicherlich eine lange Zeit Freude haben. Aber so Aussagen wie „spielt in einer Liga wie eine Magico Ultimate III oder ist besser als eine Magico Q7 MkII“ ist völliger Bullshit. Auch ein Statement wie „… die beste Dynaudio auf der Messe war kein Maßstab“ zeugt von einer verblendeten Sichtweite und ist eher in den Bereich des „Marken-Bashen“ einzuordnen.

Hier ml ein Größenvergleich. Der Kollege rechts neben der nuVero ist 193cm.

Mein Schluss Fazit

Die Nubert ist ein ordentliches Stück Technik mit ordentlichen Klang das kontrovers in Foren besprochen und gehypt wird. Es ist kein Überflieger und auch keine lahme Krücke. Es hat seinen Platz in der HiFi-Branche verdient und kann als alternative zu anderen Lautsprechern herangezogen werden. Nicht mehr und nicht weniger!

Weitere Informationen: https://www.nubert.de/

AudioSolutions Figaro XL bei Klang-Form

Heute war ich zu einer Hörsession in Tönisvorst bei der Firma Klang-Form. Angehört wurde eine Audiosolutions Figaro XL.

Bei der Figaro XL handelt es sich um einen „ausgewachsenen“ Standlautsprecher mit 180cm Dienstgipfelhöhe. Der Hersteller ist in Litauen ansässig und produziert auch dort. Der Paarpreis beläuft sich auf sehr übersichtliche. 9.000 EUR.

Der Termin war 2 Wochen vorher terminiert worden. Die Behandlung bzw. Betreuung über die nächsten 2 Stunden war einfach nur „outstanding“ (hervorragend).

Das heutige Setup

Zur Begrüßung gab es einen kleinen ersten Blick in den „Fuhrpark“, also den Verkaufsraum wo sich die Accuphase und Luxman Geräte der höchsten Kategorie gut sortiert zeigten. Zusätzlich stand auch ein Pärchen McIntosh MC2301 zum Verkauf für lächerliche 15.480 EUR das PAAR!!! Die sahen aus wie aus dem Ei geschält. Ich will hier nicht von einem Schnäppchen reden, aber die Standardpreise für dieses Kaliber sind anderorts schon höher 😉

Parallel dazu wurde mir der erste Kaffee gereicht. Es werden am Ende deren drei gewesen sein. Danach ging es zu einem Rundgang durch alle Verkaufsräume. In der ersten Etage gab es ein zweigeteiltes Wohnraumstudio in dem Stereo-Komponenten der 10k Kasse aufgebaut war. In der dritten Etage, unterm Dachgebälk, waren der Fuhrpark bis 10k platziert.

Alle Geräte/Setups waren ordentlich präsentiert und betriebsbereit. Anschließend ging es zu der Eigentlichen Präsentation der Figaro XL.

Die Figaro XL stand in einem 60 qm2 Raum und war durch zwei Trigon Mono-Blöcke (früher Restek) befeuert. Als Vorverstärker diente eine Luxmann-Vorverstärker und als alleinige Quelle ein Luxman CD-Player.

Nach kurzer Rückfrage ob alles okay sei, entfernte sich meine sehr freundliche und auch fachliche visierte Betreuung mit den Worten: „Ich lass Sie mal alleine machen, Sie können auch gerne ‚aufdrehen‘!“. Ich staune.

Da ich eigentlich kein laut Hörer bin, spiele ich mein Standardrepertoire für solche Hörsessions ab. Acapella mit Alt-Stimme, ein sehr ordentlich aufgenommenes Hörspiel gefolgt von großorchestraler Klassik und zum Schluss noch etwas Live Atmosphäre mit klassischer Gitarre.

Der Beginn war eher verhalten. Der Bass war etwas zurückhalten und drängte sich alles andere als in den Vordergrund. Dafür war das, was ich hörte sehr entspannend und kam völlig stressfrei im Ohr an. Aber so richtig dolle war das (noch) nicht. Die Alt-Stimme der Acapella Version habe ich schon besser weil „knarziger“ gehört. Man kann bei geeigneter Auflösung der Anlage hören wie der Halsbereich des Alt-Sängers beginnt beim Ein- und Ausatmen zu vibrieren. Etwas ernüchternd von dem weniger verheisungsvollen Einstieg habe ich nun das Hörspiel eingelegt. Das klang schon mal gar nicht schlecht. Die Stimmen waren im Raum hinter den Lautsprecher oder leicht davor zu hören. Die Darstellungshöhe der Sprecher passte auch. Und die Sprachverständlichkeit war gut gegeben. Es wurde spannender. Hier wurde meine Erwartungshaltung an diesen Lausprecher erfüllt.
Nächste CD. Klassik. Und zwar das große Besteck. Und nun entschloss ich mich mal die Grobdynamik der Figaro XL anzutesten. Also mal eben den Volumenregler von bisher -55/-60 auf -40 angehoben.

Da kam es dann, das WOW. Oberhalb der Zimmerlautstärke drehte die Figaro nun auf. Der Lautsprecher punktete mit einer für diese Preisklasse erstaunlichen Dynamik. Der Bassbereich füllte den Raum und folgte den Monos auf Schritt und Tritt. Der Hochton spielte locker sein Pensum runter ohne angestrengt zu wirken. Die Ortbarkeit blieb stabil und versprühte den richtigen Drang nach mehr Musik. Meine erste Vermutung sollte sich also bestätigen. Die Figaro ist alles andere als ein Leise-Lautsprecher! Gib ihr Saft und Sie wird mit Spaß an der Musik antworten. Auch beim nächsten Klassiktitel dieselbe Tendenz. Toll wie der Lautsprecher einfach nur Spass versprüht.

Zwischendurch setzte sich meine Betreuung nochmals zu mir um mit mir meine Eindrücke abzustimmen. Der Kollege brachte auch noch ein Drum-Solo mit, welches sofort im Laufwerksschacht des CD-Spielers eingelegt wurde. Auch dieses Live mit Publikum eingespielte Drum-Solo war packend und mitreißend. Das Auge folgte quasi den Drum-Sticks und beim Bass-Drum wurde die Größe der Drums sehr schön dargestellt. Auch hier wurden meine Erwartungen erfüllt.

Zum Schluss wollte ich die anfängliche Acapella Sequenz nochmals mit der aktuellen Lautstärke gegen prüfen. Was soll ich sagen, auch wenn es noch nicht so klang wie bei mir zuhause mit meinen Hornlautsprechern und meiner Röhre, so war klar zu hören, dass die Figaro XL ihr Klangpotenzial erst mit einem Pegel knapp über der Zimmerlautstärke richtig beginnt auszuspielen.

Was bei dieser Lautstärke ebenso auffällt war der eher schlanke Tiefbassbereich. Da gibt es andere Lautsprecher die mehr im Keller rumgraben können. Aber dieser Makel war fast nebensächlich. Zu sehr machten diese Lautsprecher durch andere Merkmale Spaß und Freude.

Mein Fazit

Ich hatte zwei kurzweilige Stunden bei Klang-Form. Es gab eine hervorragende (Kunden- )Betreuung mit Smalltalk und Fachgespräch. Und ich habe einen außergewöhnlichen Lautsprecher mit einem tollen Preisleistungsverhältnis gehört.

Ich möchte darauf hinweise das wir hier von 9.000 EUR das Paar sprechen! Eine weniger ausgeprägte Tiefbasswiedergabe wird durch eine tolle musikalische Präsenz kompensiert. Man darf kein Neutralitäswunder erwarten. Und ebenso handelt es sich hier nicht um einen Lautsprecher der die letzten Feinheiten rausschält. Aber er kann, wenn er denn losgelassen wird, ein enorm breites Lächeln in Dein Gesicht zaubern ohne das man dabei die Fehler im Ganzen sucht. Und das bei einem Preis von nur 9k?!!

Ein echter Männer Lautsprecher mit HighEnd-Allüren bei dem selbst musikalische Schwachstellen durch eine tolle Live-Haftigkeit und ordentlichen Dynamik-Reserven wett gemacht werden.

Weitere Informationen : https://klang-form.de/