Es werde Licht! Und es ward Licht …

Es werde Licht! Und es ward Licht.

Mit diesem biblischen Worten aus dem Buch Mose, um genau zu sein Genesis, 1. Mose 3, möchte ich meinen heutigen Bericht beginnen.

In dem nun folgenden Bericht geht es über meine gewonnen Eindrücke und Wahrnehmungen des Lautsprecherpärchen Clarisys Audio Minuet.

Es werde Licht! Und es ward Licht.
Das komplette Test-Szenario vom Sitzplatz aus gesehen.

Die Teststellung

Es ist ja nicht so, als wenn ich nicht schon in der Vergangenheit das ein oder andere elektronische Gerät oder auch Lautsprecherpärchen von Hersteller, Vertrieben oder Händlern zum Testen gestellt bekommt hätte, aber diesmal war es dann doch etwas ganz besonderes.

Mir wurde etwas zuteil, was sicherlich sich in dieser Form nicht so schnell wiederholen wird. Denn der Schweizer Vertrieb, verantwortlich für Clarisys Audio in Europa, bot mir als erstem Endkunden ein Pärchen Minuet an um dieses in den eigenen vier Wänden ausgiebig zu testen. Und solch ein Angebot kann man ja nicht wirklich ausschlagen.

So kam es dann, das ich an einem im Vorfeld abgestimmten Freitagnachmittag Besuch bekam und damit auch eine Wagenladung Lautsprecher plus etwas Verstärkerelektronik. Wie bekommen wir die Lautsprecher, sie kamen jeweils gut verpackt in einem eher unhandlichen Flightcase in den Hörraum. Tatsächlich mussten wir uns einiges einfallen lassen um die 75kg je Lautsprecher, mit Flightcase 85kg, zum Zielort zu bugsieren. Aber da wir ja zum Glück zu zweit waren, alleine kann man einen gesicherten Transport vergessen, war das mit etwas Kraft und Geschicklichkeit machbar. Nach einer Stunde waren beide Transportkisten und der Verstärker im Hörraum und wir begannen mit der Montage. Es mussten die beiliegenden Füße unter beide Lautsprecher geschraubt werden.

Schon zu diesem Zeitpunkt erfuhr ich etwas über die Anfass- und Materialqualität dieses Folienlautsprechers. 75kg für einen ca. 120 cm hohen Magnetostaten sind doch eher selten auf dem Markt vorzufinden. Ich habe es nicht nachgemessen, aber das Lautsprechergehäuse hat sicherlich eine Tiefe von 8 bis 10 cm. Und die vorgefundene Rahmenkonstruktion war unfassbar Verwindungssteif und in sich stabil. Selten hatte man durch die Lautsprecherhaptik das Gefühl das bei diesem Lautsprecher nur die Treiber, also die verbauten Folien, schwingen werden. Auch beim anschrauben der Füße war es gut das eine zweite Person zur Hilfestellung vor Ort war. Nach 90 Minuten standen die Minuet im Raum und konnten verkabelt werden.

Der Lautsprecher

Die Minuet, als klassischer Dipol-Magnetostat aufgebaut, besitzt zwei sichtbare Öffnungen in denen die Folien verbaut sind. Hinter der schmalen Öffnung befindet sich die Mittel- und Hochton Sektion und in der Großen Öffnung schlägt das Herz der Bassabteilung. Die Minuet selbst bei Clarisys Audio das Einstiegsmodel in die Firmeneigene Welt der Flächenstrahler dar.

Hier einige technische wie auch sonstige Daten zum Lautsprecher.

  • Zwei Wege System mit passiver interner Frequenzweiche.
  • Trennfrequenz liegt bei 330 Hertz.
  • Nominale Impedanz bei ca. 3,5 Ohm.
  • Größe: 121 x 70 x 9 cm (Höhe x Breite x Tiefe).
  • Gewicht: 75 kg (mit Füßen und ohne Verpackung).
  • Anschlussterminal ist für Bi-Wiring wie auch Bi-Amping ausgelegt.
  • VK-Preis: 26.000 US Dollar/Paar. Inklusive Versand und Zoll (Stand: Mai 2022)
  • 3 Jahre Garantie

Zur Geschichte

Haben Sie sich nicht auch gefragt woher ihnen die Gehäuseform bekannt vorkommt? Nun, diese Frage kommt nicht von ungefähr und ist auch nicht unberechtigt.

Die Minuet, bzw. Ihre Bauform, gab es bereits in der Vergangenheit auf dem Lautsprechermarkt. Und zwar vor 1996. Damals ging zu diesem Zeitpunkt der Stern einer amerikanischen Lautsprecherfirma gerade unter. Wir reden hier von der amerikanischen Firma Apogee.

Nicht nur das Aussehen ist ein gemeinsamer Nenner beider Unternehmen. Auch die in der Minuet zum Einsatz kommende Folien hat Ihre konzeptionellen Ursprung in einer der letzten von Apogee auf den Markt gebrachten Lautsprecher, der Apogee Studio Grand, übernommen und im Detail verbessert. So wurde auch in der Minuet die verwendete Folie eine hochkant gefaltete Folie im Rahmen eingespannt. Durch die konzeptionelle Verdopplung der Folienoberfläche konnte man, zumindest bei der Minuet, die üblicherweise schlechten Impedanz werte die bei Flächenlautsprechern regelmäßig vorzufinden sind, verhindern.

Die Aufstellung

Im nächsten Schritt, eigentlich war es über die kommenden drei Wochen ein stetiger Prozess, ging es um die günstigste Aufstellung in meinem ca. 20 qm² großen Hörraum. Dazu entfernte ich zuerst einmal meine eigentlichen Lautsprecher aus dem Raum um dem Dipol der Minuet die nötige Wandfläche zur Verfügung zu stellen.

Was die Bassqualität anbetraf, so fand ich bei ca. ein Drittel der Raumtiefe eine gute Position. Bei ca. ein Fünftel Abstand zur Seitenwand kamen dann die Dipole in der Raumbreite zum Stehen.

Eine sehr leichte Einwinklung zum Hörplatz erwies sich als günstiges Hilfsmittel um eine verbesserte Bühnenabbildung zu verfestigen.

Das technische Umfeld

Hauptsächlich wurde über CD zugespielt. Hier und da wurde auch mal eine Schallplatte aufgelegt. Aber die Hauptlast erfolgte über die Digital Sektion. Als Verstärker kamen ein Goldmund Telos 590 Nextgen II, ein ASR Audio Emitter 1 und eine Unison Research S9 zum Einsatz.

Es werde Licht! Und es ward Licht.
Der Handschrift des Goldmund als Plakette

Der Goldmund wurde sowohl mit seinem internen DAC als auch mit dem internen DAC des CD-Players gehört. Kam der ASR oder die Röhre zum Einsatz wurde sowohl der interne DAC des CD-Player wie auch über einen externen DAC (rega) zum Einsatz.

Es werde Licht! Und es ward Licht.
Alle drei Verstärker auf einen Blick.

Der Klangeindruck

Wenn man dem Klangkonzept des Dipollautsprechers grundsätzlich offen gegenübersteht erhält man mit der Minuet einen Lautsprecher der einen die faszinierende Welt der Musik anbieten kann. Was die Auflösung der Musik im Raum anbetrifft so erhält man eine sehr gute Bühnendarstellung. Ist die Klangmitte mit der Aufstellung der Lautsprecher erst einmal gefunden so erhält man eine wirklich frappierende Raumabbildung in allen drei Dimensionen. Einer der Vorteile eines Flächenstrahlers ist die Bruchlose Darstellung vom Bass bis zum Hochton. Auch die Schnelligkeit mit der die Lautsprecher agieren, kann dem geneigten Zuhörer zum Staunen bringen. Feinste Details werden mit authentischer Geschwindigkeit, sowohl beim Ein- und auch Ausschwingen, aufgezeigt. Man bekommt ein Klanggemälde serviert ohne gezielt nach Inhalten zu suchen. Details werden einfach im Raum platziert und sind präsent. Und je größer der Raum desto prägnanter werden diese Attribute. Das kann man bereits in meinem Raum erfahren. Und was das Thema Bass anbetrifft so kann man nur ganz verblüfft schauen was da einem mit der Minuet geboten wird. Infected Mushrooms bei 95 oder 100 db? Kein Problem. Ist machbar. Yello ebenso kein Problem.

Wenn eines bei diesem Lautsprecher nicht fehlt, ob laut oder auch leise gespielt, dann war es der Bassbereich. Es knarzt und hämmert nach Belieben.

Wer Flächenstrahler dieser Güte (noch) nicht kannte, ertappt sich auf einmal bei der Suche nach dem externen Subwoofer. Man mag auf den ersten Blick nicht glauben dass diese Bassattacken in Tiefe und auch Dynamik aus diesen Folien geliefert werden. Einfach erstaunlich.

Spätestens jetzt kann/könnte man sein Herz an diesen Dipol verlieren.

Die Minuet mag zwar nicht die Direktheit eines Horns besitzen. Sie mag auch nicht die Bassgewalt eines dynamischen Großsystems besitzen. Aber sie spielt mit einer ihr eigenen Gelassenheit und Auflösung und füllt den Raum mit Musik ohne den Hauch einer Angestrengtheit. Dies ist einfach ergreifend und kann zum nachhaltigen Staunen verführen.

Der Goldmund war an dieser gezeigten Performance da nicht ganz unbeteiligt. Seine Kontrolle über die Folienbewegungen des Lautsprechers plus die Differenziertheit und Schnelligkeit des internen DAC vermochte dem ganzen Musikgeschehen noch etwas mehr Authentizität und Nachdruck zu verschaffen

Die beiden CDs „Sketches of Seasons“ wie auch der UHQCD „Flamenco“ waren für mich ein absolut klangliches Highlight. Auf der Flamenco CD glaubte man das Klappern der Kastagnetten mitzählen zu können. Die Kastagnetten schienen im Raum sichtbar.

Auf der „Army of Infected Mushrooms“ konnte man Synthesizer Sequenzen, die ich bisher immer nur als stetig ansteigenden Bassverlauf wahrgenommen hatte, als eine Abfolge von aneinander gereihten Lautstärkesprünge erkennen. So hatte ich das Album der Israelischen Techno-Band noch nicht gehört.

Fazit

Die Minuet ist für mich ein Lautsprecher der klanglich auf fast allen Bereichen der Musikdarstellung zu überzeugen weiß. Es gibt eigentlich nichts was die Minuet nicht irgendwie gut kann.

Wenn man denn unbedingt einen Kritikpunkt suchen möchte, so könnte man diesen in der Bassqualität unterhalb 35 Hz bzw. bei Grobdynamik auf Live-Niveau finden.

Die Minuet kann schon bei leisen Pegeln sehr gut Musik reproduzieren. Ein Umstand den man unbedingt erwähnen muss. Bei Zimmerlautstärke merkt man schon welch Potential sich in dem Lautsprecher verbirgt. Die Spielfreude ist einfach ergreifend. Und wenn man dann die 70db passiert hat dürfte selbst der letzte Skeptiker aus dem Grinsen gar nicht mehr raus kommen.

Die Minuet ist ein Lautsprecher der sehr vieles richtig macht und kaum einen Schwachpunkt hat.

Wenn man in der Lage ist der Minuet eine ordentlich abgestimmte Musikkette voranzustellen und Ihr einen akustisch und größenadäquaten Raum bieten kann, ich sag mal so zwischen 35 und 40 qm ², erhält der geneigte Zuhörer eine musikalische Gesamtlösung Lösung die ihn für die nächsten Jahre von jeglicher Komponentensuche befreit.

Ich möchte mich nochmals auf diesem Weg für die superbe Teststellung der Minuet und des Goldmund Verstärkers herzlichst bei Clarisys Audio Switzerland und insbesondere bei Florian Wiegand bedanken. Ein fettes Danke schön für diesen Support.

Links

Vertrieb: https://clarisysaudio.ch/

Klang-Form die 8.te – Höffner H10 Plus

Am heutigen Samstag ging es auf Einladung von Klang-Form mal wieder für mich nach Tönisvorst. Auf dem Programm stand die Vorstellung und Demonstration eines Lautsprechers der Firma Höffner aus Aachen. Konkret ging es um das vollaktive Model Höffner H10 Plus.

Das Setup mit Lautsprecher, Vorstufe und CD-Player.

Das Vorspiel

In kleiner Runde von 8 eingeladenen Gästen, den ein oder anderen Gast kennt man ja in der Zwischenzeit, wurde man wie freundlich mit einem Getränkewunsch begrüßt und man konnte sich schon mal mit dem heutigen Setup etwas vertraut machen.

Die Höffner H10 Plus wurde in der heutigen Session von einem Accuphase C-2450 angesteuert. Als Quelle diente als CD-Player ein Accuphase DP-750. Wie üblich wurde eine Cardas Verkabelung verwandt. Es sei erwähnt, das heute ausschließlich über den CD-Spieler gelauscht wurde.

Die Produkt-Vorstellung

Zur Eröffnung der Hörsession wurde der Lautsprecher durch den Entwicklers Markus Höffner kurz vorgestellt. Herr Höffner erläuterte mit ruhigen und sachlichen Worte die Ziele bei der Entwicklung seines Zöglings, der H10 Plus.

Das Setup mit Höffner H10 Plus und dem Entwickler Herr Markus Höffner.

Es sollte ein Lautsprecher entstehen, dem hohe Neutralität, dynamisches Ansprech- und zeitrichtiges Abstrahlverfahren, gute räumliche Wiedergabequalität bei breiter Abstrahlung auf die Agenda geschrieben wurde.

Als Basis hierfür dient ein klassisches Drei Wege Layout, wobei jedem der drei dynamischen Treiber seine eigene Verstärkerstufe zugeordnet wurde. Als Frequenzweiche kommt bei dem aktiven Lautsprecher ein integriertes DSP zum Einsatz.

Dieses DSP kann beim Kauf zusätzlich zu seiner Standard-Voreinstellung, was quasi den Werkseinstellungen entspricht, noch mit zwei zusätzlichen DSP-Speicherplätze für besondere Klangwünsche des Käufers vorbelegt werde.

Eine kundenseitige Anpassung der DSP-Parameter ist nicht vorgesehen. Das verbaute DSP nimmt keine Raumkorrekturen oder Anpassungen vor. Es wurde vor dem Start der Hörsession dann noch ein Fragebogen ausgeteilt um eine Bewertung des Lautsprechers durch die Zuhörer zu ermöglichen.

Die Hör-Session

Es wurden mehrere vorgewählte Titel abgespielt. Vor dem abspielen eines jeden Titels gab es ein kurzes Intro mit allerlei Hintergrundinformationen. Die Liste hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Torun Eriksen / Wish you were here
  • Bruce Cockburn / The Charity of night
  • Otis Tylor / Hey Joe
  • Karrin Allyson / Moanin
  • Angelo Branduardi / Il Ladro
  • Natalie Merchant / Texas
  • Patricia Barber / Album Cafe Blue / Titel weiß ich leider nicht mehr.

Mein persönlicher Eindruck

Der Lautsprecher spielte sehr neutral und hat die Tendenz Monitor-Qualitäten nachzueifern. Für den raumakustischen schwierigen Raum konnte die H10 Plus einige unerwartet, auf Grund ihres geringen Korpus Volumen, ordentliche Bassqualitäten präsentieren. Der Bass war bei leisen Passagen immer in notwendiger Quantität präsent und doch unaufdringlich. Auch wenn Grobdynamisch sicherlich nicht das Steckenpferd der H10 Plus wird, so konnte er in Sachen Bassqualität gefallen. Die Breiten- wie auch die Tiefenstaffelung war sehr ordentlich und bildete die Szenarien der abgespielte Titel gut ab. Bei der Höhendarstellung gab es hingegen von meiner Seite Kritik. Die Musiker, vor allem die Gesangsinterpreten, schienen so, als wenn Sie aus einem Orchestergraben von unten heraus musizierten. Durch die geringe Bauhöhe des Lautsprechers leidet meines Erachtens die Abbildungsqualität in der Vertikalen-Achse.

Mein Fazit

Der Lautsprecher selbst wird mit seiner Klangsignatur sicherlich seine Kundschaft wie auch seinem Freundeskreis finden. Das Design der Lautsprecher wie auch seine Dimensionierung wird ein Pluspunkt und Kaufanreiz darstellen. Der größte Kritikpunkt des Lautsprechers wird allerdings der aufgerufene UVP von 19.800 EUR für ein Pärchen Höffner H10 Plus sein. Mit solch einem Preisetikett reiht sich die Höffner H10 Plus in ein Preissegment ein, das bereits heute mit sehr namhaften und etablierten Konkurrenzprodukten hochwertig besetzt ist. Hier braucht man jetzt einiges an Phantasie um die eigene Kundschaft auf sich und sein Produkt aufmerksam zu machen. Aber Bange machen gilt nicht. Die Ansätze sind ordentlich und einer Weiterentwicklung im Produkt wie auch Markt stehen alle Wege offen.

Links

Link zum Hersteller: https://hoeffner-audio.de/

Link zum Veranstalter: https://www.klang-form.de/

Klang-Form Workshop mit Matthias Böde

Heute berichte ich einmal nicht, wie so oft, über einen reinen Hör-Session Termin, sondern über einen ganz speziell zusammengestellten HiFi-Workshop mit dem STEREO Redakteur Matthias Böde.

Das Thema der Veranstaltung laut Einladung war: „Faszination Super-Tonträger“

Super-Tonträger? Watt?

Nein, das ist kein neues HiFi Medium das in den Markt einzieht. Und nein, es ist auch kein neues Marketing-Instrument um ein solches anzukündigen. Es ging in dem Workshop vor allem darum, den Anwesenden aufzuzeigen welch klangliche hochwertige Aufnahmen mit existierenden Vinyl- und CD-Formaten wie umsetzbar sind und auch existieren.

In diesem Zusammenhang zeigte Herr Böde Derivate von CDs und Vinyl-Scheiben die man als Normalsterblicher im Alltagsleben nie zu Gesicht, geschweige denn zu hören bekommt. Auch ging es um eine Crystal-Disc sowie eine Schallplatte aus Kupfer.

Runde 1 | Ein Album, Zwei Versionen

In der ersten Runde wurden zwei verschieden produzierte Versionen von ein und demselben Master vorgestellt. Hierbei haben zwei amerikanische Mastering-Profis das identische Masterband von der ursprünglichen Aufnahme für Ihre Produktion erhalten. Ziel war es offensichtlich, dass man schauen wollte mit welcher Handschrift die Mastering-Profis der Aufnahme neues Leben einhauchen würden.

Interpret: Art Pepper / Album:  Art Pepper Meets The Rhythm Section

Runde 2 | 33er gegen 45er

Hierbei ging es um den Vergleich eines Titels der einmal auf einer 33er Vinyl Version und einmal als 45er Vinyl Version vorlag. Auch hier waren die Masterbänder offensichtlich identisch. Der einzige Unterschied lag in dem unterschiedlichen Schneidesystem. Im Vergleich zur Runde 1 konnte man hier Ad hoc Unterschiede im Klang nachvollziehen. Die 45er Version lag klanglich in einigen Bereich vorne. Das heißt nicht dass die 33 Aufnahmen schlecht waren. Ganz im Gegenteil. Beide Versionen sind klanglich sehr ordentlich, lediglich die 45er Version packt noch etwas Räumlichkeit und Durchzug drauf.

Interpret: Al Dimeola, John McLaughlin, Paco DeLucia / Album: Friday Night in San Francisco

Verglichen wurde die 33er Version von IMPEX gegen die 45er Version von IMPEX

Runde 3 | 33er gegen 33er

Nun kam es zum Vergleich zwischen zwei verschiedenen Vinyl Pressverfahren. Es trat eine 33er MFSL Version gegen eine 33er UltraDisc One-Step Version an. Auch hier konnte man Unterschied im Klangbild deutlich wahrnehmen. Wir reden auch hier nicht von Welten aber die One-Step Version hauchte der Aufnahme noch etwas mehr Leben in den Titel.

Interpret: Santana / Album: Abraxas

Verglichen wurde eine MFSL Version gegen die UltraDisc One Step (Numbered Version) Version.

Runde 4 | Eine Weißpressung

Eine bitte was? Hier ging es nicht um einen klanglichen Vergleich, sondern es wurde eine „Weißpressung“ als Solches vorgestellt. Eine Weißpressung stellt ein Vorserienmuster einer Pressung an. Diese Pressmuster werden den beteiligten Parteien an der Produktion zur Verfügung gestellt um diese auf Fehler jeglicher Art zu überprüfen. Wenn alle Parteien grünes Licht geben wird die richtige Pressung gestartet. Der Name Weißpressung erklärt sich daraus, dass sowohl die verwendeten Cover wie auch die Label-Aufkleber auf beiden Vinyl-Seiten selbst, in aller Regel, noch weiß sind.

Interpret Charly Byrd / Album: The Guitar Artistry Of Charlie Byrd

Runde 5 | Vinyl gegen Compact Disc

Nun kam es zu dem Vergleich einer 45er Vinyl gegen eine CD. Die zu grundeliegende Aufnahme wurde damals, weil es noch keine Magnetbänder zur Speicherung gab, direkt auf eine Folie im Studio geschnitten. Von dieser Folie wurden dann später die die Vinyl-Kopien hergestellt. Es sei erwähnt, dass als Grundlage für die CD Produktion ein Masterband in Anwendung kam deren Ursprung auch von dieser Folie stammt.

Interpret: Anne Bisson / Album: Four Seasons In Jazz – Live At Bernie’s

Verglichen wurde eine 2017 Direct Schnitt 45er Vin vs. UHQ-CD. Beides vom Label: Camilio

Runde 6 | Compact Disc vs. Crystal Disc

Nun wurde es wild. Gehört wurde ein Titel von Jacintha. Einmal gepresst auf eine hochwertigen CD-Produktion und einmal von einer Crystal Disc. Eine Crystal Disc? Genau, richtig gelesen. Was das ist? Bei einer Crystal Disc handelt es sich im ersten Moment um eine normale CD. Beim zweiten Blick stellt man fest, dass die CD nicht aus Kunststoff sondern aus Glas hergestellt ist. Dieses Glasverfahren wurde in Japan entwickelt und soll eine CD-Aufnahme klanglich nach vorne bringen. Grundsätzlich verfolgt man bei der Crystal Disc Produktion den Ansatz, durch verbesserte Vertiefungen eine bessere Auslesbarkeit zu gewährleisten. Zusätzlich scheint ein geändertes Reflektionsverfahren als Spiegelschicht zur Anwendung zu kommen. Hinzu kam, dass die Aufnahme auf der Crystal in einer MQA Kodierung vorlag. Da ein entsprechender CD-Player von Esoteric als Quelle diente konnte man hier womöglich das vielleicht zurzeit beste technisch Klangsystem einer CD-Produktion erleben.

Klanglich lag die Crystal CD vorne. Räumlichkeit und Klarheit war gut nachzuvollziehen und selbst bei mehrmaliger Wiederholung der Teststellung reproduzierbar. Unangenehmer Nebeneffekt der Crystal Disc ist allerdings der Preis der Anschaffung einer solchen CD. Hier steht ein Preis von 1.600 EUR pro Exemplar auf der Preisliste.

Interpret: Jacintha / Album: Here’s To Ben: A Vocal Tribute To Ben Webster

Verglichen wurde eine Ultimate HiQuality CD gegen die Crystal Disk inkl. MQA Kodierung.

Runde 7 | 45er Vinyl vs. DMM-Dubplate

In der vermeintlich letzten Runde wurde es dann spektakulär. Es wurde ein Titel aus dem Stockfish Repertoire aufgelegt. Eine 45er Stockfish Aufnahme trat gegen eine DMM-Dubplate an. Die Dubplate ist eine Kupferplatte wo die Aufnahme direkt reingeschnitten wurde. Es trat also Kunststoff gegen Metall an. Und was dann kam versetzt den Raum in Staunen. Die Dubplate klang überragend. Es gab kein Knistern, es gab kein Rauschen. Auch das normalerweise gut zu erahnende Geräusch der Nadel in der Spurrille war komplett raus aus der Wahrnehmung. Zumindest bei der Lautstärke bei der vorgeführt wurde. Und dann setzt die Musik ein. Wenn man in Runde 1 bis 6 noch mehrere Anläufe brauchte um hier und da die Qualitätsunterschiede herauszuarbeiten so war das hier nicht notwendig. Die Strahlkraft der Aufnahme war einmalig. Selbst die schon sehr gut klingende 45er Version wurde deutlich auf Platz 2 zementiert. Ein beeindruckendes Erlebnis. Die technische Klarheit einer CD (produktionstechnisch gesehen) wurde hier mir der Strahlkraft des Analogmediums perfekt gekreuzt. Beeindruckend. Allerdings gibt es auch hier das Problem der Anschaffungskosten. Für die DMM-Dubplate werden 640 EUR aufgerufen.

Das Gewicht der Dubplate liegt irgendwo zwischen 750 und 1.000 gr. Und die Dubplate ist nur ein einseitig bespielt. Die Unterseite der Platte ist blankes Metall.

Interpret: Chris Jones / Titel: No sanctuary Here / Label: Stockfish

Das Setup

Das Setup bestand im Analogzweig aus einem Dr. Feickert Blackbird mit Jelco Tonarm und einem Dynavector 20X2L Tonabnehmersystem der über eine Dynavector P75 mk IV Phonostufe seine Signale an eine Rotel Michi Vorstufe weitergab. Die Verstärkung übernahmen zwei Rotel Michi M8 Mono-Endstufen. Der Digitalzweig bestand aus einem Esoteric K-03 XD SACD-Player. Wiedergegeben wurde über ein französisches Lautsprecherpärchen Apertura Enigma mk II.

Das Setup aus meiner Sitzposition fotografiert

Mein Fazit

Zuerst möchte ich dem Team von Klang-Form für den gelungenen Workshop gratulieren. Ein tolles Event das sicherlich den anwesenden Personen in Erinnerung bleibt. Ein weiteres Highlight aus Tönisvorst. Danke schön und weiterhin viel Erfolg mit solchen Events.

Ein persönliches Statement

Herr Böde wird in der deutschen HiFi-Community leider oft als polarisierender STEREO Redakteur wahrgenommen. Nach meinem Empfinden ist Herr Böde ein Charakterkopf der dem Thema HiFi und Musik in der heutigen Zeit ein Gesicht gibt. Ein Umstand den nur wenige Personen aus der Szene vermögen können.

Seine Art in solchen Workshops eher unterhaltsam aufzutreten ist nicht unbeabsichtigt sondern spiegelt sein Verständnis zum Thema und HiFi wieder. Seine Lockerheit und sein Auftreten in den Workshops wird oft mit fehlender Ernsthaftigkeit gleichgesetzt. Seine unterhaltsame Art und Weise einer Präsentation wird ihm auch als oberflächliches Knowhow vorgeworfen.

Mir scheint es so, dass dies ein persönliches Problem der zumeist bierernst auftretenden „HighEnder“ mit überzogenen Erwartungshaltung ist.

Man kann in solchen Workshops kaum erwarten das einem die ganze Welt des Musikhörens in 90 Minuten erklärt wird. Aber genau dieser Personenkreis erwartet ja auch, das man auf jeder HiFi Messe die besten Anlagen mit dem bestmöglichen Klang zu hören bekommt.

Kommt man in die Gelegenheit mit Herr Böde persönlich zu sprechen, so merkt man als Zuhörer recht schnell, dass hier ein riesiges Repertoire an Knowhow aus den Bereichen Musik, Szene wie auch dem Markt vorhanden ist.

Gut gemacht Herr Böde.

Kurzbesuch bei der Röhrenschmiede

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Am gestrigen Freitag ging es für mich zu einem einen abendlichen Abstecher zu „Röhrenschmiede“ nach Krefeld. Hier hatte ich die Gelegenheit die neuen 6c33c Prototypen von Andreas Klug ein erstes Mal zu begutachten und auch in einer kurzen Session anzuhören.

Andreas hatte sich in der zurückliegendenWoche mit aller Macht ins Zeug gelegt seine neueste Verstärkerkreation, die bisher noch ohne eine Modellbezeichung versehen ist, fertig zu bekommen. Und tatsächlich wurde die zweite Mono-Endstufe keine 24 Stunden vor meinem Besuch betriebsfertig.

Der Prototyp in der Draufsicht mit ‚Visitenkarte‘

Optisch unterscheiden sich die Mono-Endstufen im Prototypenzustand durch eine gänzlich andere Formensprache im Vergleich zu seinen bisherigen Gerätekreationen. Mir persönlich gefiel das minimalistische Erscheinungsbild die das Pärchen ausstrahlte. Man könnte das Erscheinungsbild auch als Auf-Das-Wesentliche-Reduziert beschreiben.

Die verbaute 6c33c-Röhre, die gemeinhin als „Warzenschwein“ bekannt ist, stellt eine imposante Erscheinung dar. Die Röhre selbst wurde 1982 tatsächlich in sowjetischen Kampfjets verbaut und waren somit Teil der damaligen Bordelektronik und galten als EMP sicher. Bekannt wurde deren Existenz in einem Militärjet Umstand erst, als 1976 eine sowjetische MIG in den Westen übergelaufen ist.

Die 6c33c Monos im operativen Testbetrieb

Klanglich waren die ersten Eindrücke vielversprechend. Die ca. 2 x 80 Watt drückten Live-Stimmung in den Hörraum und machten Spaß auf mehr. Gestern Abend ging es erstmal darum die ersten Funktionstest anzugehen und erste Erfahrungen im operativen Betrieb zu sammeln.

Meine erste Erkenntnis, wenn auch eher humorvoll gesehen: Die 6c33c steht in einem würdigen Konkurrenzkampf mit der Zimmerheizung. Ich werde das Projekt sicherlich noch eine Weile verfolgen dürfen und bin gespannt auf das was musikalisch noch zu erleben sein wird. Die Grundzutaten scheinen mir eine interessante Basis zu sein.

Links

Link zur Röhrenschmiede

Zu Besuch bei einer Legende

An dem zurückliegenden Wochenende ging es für mich zu einem ganz speziellen HiFi-Besuch. Auf meinem Besuchsprogramm befand sich ein Setup welches als Highlight eine Apogee Acoustics Grand besaß. Ein Lautsprecher aus dem Bereich der Legenden. Ein Lautsprecher den man so gut wie gar nicht auf dem freien Markt findet, geschweige denn auch mal in Ruhe genießen kann. Das liegt wohl vor allem daran, dass aktuell nur noch 7 Pärchen nachweislich auf diesem Planeten existieren. Und jenes Pärchen welches ich besuchen durfte ist in der schönen Schweiz beheimatet.

Nächster Halt für mich, nach rund 750 km Autofahrt, war dann ein kleines Dorf in der Schweiz. Der Gastgeber, wir haben schon seit einer langen Zeit Kontakt über die sozialen Medien, wartete bereits auf mich und lud mich erst mal zu einen netten Plausch bei etwas Kaffee ein. Nach der Anfahrt hieß es für mich auch erstmal zu akklimatisieren.

Und dann wurde nicht lange gefackelt. Der Gastgeber machte kurzen Prozess und meinte nur lapidar. „Lass uns doch mal gleich runter gehen!“. Was soll ich sagen, soviel Drive kann man ja nicht widersprechen. Also los, auf in das aller Heiligste. Zum Glück mussten wir nicht irgendwelche Parkanlagen überwinden oder irgendeinen Schlossflügel von West nach Ost durchpflügen. Kurz und knapp ging es über eine wohnzimmernahe Treppe in den untenliegenden Wohnbereich.

Der erste Eindruck

Und mit dem letzten Schritt von der Treppe stand ich dann quasi sofort und unumstößlich in einem Zimmer der dem gemeinen HiFi affinen Menschen wie mir nicht nur den Blutdruck in medizinisch bedenkliche Höhen trieb, sondern obendrein die eigenen Wortfindungsstörungen exorbitant stiegen ließ. Ich war für einen Bruchteil von einer Sekunde gravitationsbefreit und mein vom Körper befreite geistiges Auge genoss in aller Seelen Ruhe das sich vor mir auftuende Panorama eines höchst beeindruckenden Hörzimmers. Eine wahre optische Reizüberflutung. Mein Kopf, und jenes Organ welches sich zwischen den Ohren befindet, versuchten all die verschiedenen optischen Eindrücke und Informationen die mich bedrängten irgendwie zu erfassen, zu sortieren und zu verarbeiten. Pause.

Die letzten geschriebenen Worte versuchen nur einen groben Überblick zu verschaffen was in diesem Raum zu erkennen und zu erforschen war. Ich stand in einem Raum des Who-Is-Who des HiFi Zirkus. Es ist ja nicht so als wenn das alles überraschend gekommen wäre, die Bilder des Musikzimmers sind dem ernsthaft interessierten Insider alles andere als unbekannt, aber dann doch in diesem Raum zu stehen ist irgendwie surreal. Aber schön. Ab jetzt war dann bis spät in die Nacht, also die nächsten 9 Stunden Showtime.

Der Raum

Der Raum war für den Apogee Grand einfach wie gemacht. Und diese Aussage kann man, so platt sich das auch anhört, wortwörtlich nehmen! Warum? Der Gastgeber, ich nenne ihn für die Dauer des Berichts der Einfachheit Florian, besitzt die Apogee Grand bereits seit knapp 20 Jahren. Und Florian hat seinen Lautsprecher in der Vergangenheit bereits in Räumen zwischen 30qm² wie auch 120qm² betrieben. Beim Bau seines jetzigen Schweizer Domizils hat er dann Nägel mit echten Knöpfen gemacht und die Raumdimensionierungen mit seinem Erfahrungsschatz in Einklang gebracht. Das Ergebnis, so beschrieb Florian es mir, war mit Abstand die beste Raumgeometrie wie auch Bauphysik.

Ein nackter Raum für eine Apogee? Keine gute Idee! Auch das war Florian mit Baubeginn klar. Somit stand eine akustische Behandlung des Raumes gleich nach Baufertigstellung auf dem Aktionsplan. Das ganze Musikzimmer ist mit einer Akustikdecke versehen. Berechnete wie auch in Einzeltests persönlich durchprobierte Bassabsorber und Absorber wurden im Raum entsprechend den Problemzonen verteilt und montiert. Natürlich wurden nicht nur die kritischen Bereiche hinter dem Lautsprecher wie auch hinter dem Hörplatz berücksichtigt sondern auch im Bereich der möglichen Erstreflektionen.

Das Strom Management

Das was? Doch, doch Sie haben richtig gelesen. Es folgt der Abschnitt „Das Strom-Management“. Ich sehe schon die Voodoo Priester wie sie beim Lesen dieser Worte zündelnd durch die Sozialen Medien trollen. So schlimm wird es nicht werden. Florian hat hier etwas gemacht was für mich ein echtes Highlight darstellt. Er hat jedem seiner Geräte, also auch jeder Endstufe in diesem Raum, eine eigene Stromzuleitung mit seinem eigenen Sicherungsautomaten spendiert. Das, und genau dass, nenne ich persönlich „konsequent“. Um es anders und in klar verständlichen Worten zu formulieren: In dem gesamten Setup befindet sich keine einzige Stromleiste(!)

Das Setup

Da wäre als erstes natürlich die von mir benannte Apogee Acoustics Grand zu benennen. Der amerikanische vollaktivierte 4-Weg-Lausprecher ist das dominierende Element in diesem Raum. Eingeführt wurde die Apogee Grand auf der CES 1991 und bis ca. 1998 gebaut. Der Lautsprecher kann noch mit der ein oder andern physikalischen Besonderheit aufwarten. So bringt er ca. 560 kg pro Lautsprecher auf die Waage. Und er ist je nach Untergrund min. 228cm hoch. Und er hat eine externe Frequenzweiche die Dimensionen aufweist die andere auf dem Markt befindlichen Groß-Endstufen nicht mal erreichen. Spätestens bei dem Anblick dieser Gehäuse wird eine mögliche Ehe auf eine ganz harte Probe gestellte. Zumindest dann, wenn man gedenkt seine Apogee in das heimelige Wohnzimmer zu integrieren. Bodenknappheit bei gleichzeitiger Dauerverdunkelung sind sicherlich keine förderliche Paartherapie.

Die Apogee wir mit vier Endstufen betrieben. Die beiden integrierten 12 Zoll Subwoofer werden durch zwei von Krell hergestellten und im Subwoofer Gehäuse verbauten Endstufen bedient. Die drei separaten Folien, bzw. Bändchen werden durch drei exquisite Goldmund Telos 600 und einer Goldmund Telos 200 angesteuert.

Als Musikquelle stehen dem Zuhörer eine analoge Phonosektion mit einem Vinyl Laufwerk wie auch eine digitale Sektion mit CD und roon-Client zur Verfügung.

Der Tonabnehmer, eine Kiseki, montiert auf einem Goldmund Reference Laufwerk, liefert seine Signale an den Phonoverstärker Goldmund Mimesis PH3.8 NEXTGEN. Die digitalen Informationen des CD-Transports Goldmund Mimesis 36 wie auch die digitalen Signale des roon-Client werden über einen Goldmund Mimesis 20H NextGen digital gewandelt. Sowohl die Analog- wie auch die Digital Sektion liefert ihre Signale an den Vorverstärker der Anlage der zurzeit aus einem Goldmund Mimesis 27.8 besteht.

Der Klangeindruck

Als ich den Raum betrat lief bereits leise Hintergrundmusik. Und bereits diese leisen Töne waren sehr beeindruckend. Phil Collins trommelte sich ein wenig im Hintergrund warm. Nur hatte ich den Eindruck dass sich Herr Collins persönlich hinter den Lautsprecher befand. Unfassbar wie es möglich sein kann einen Musiker dermaßen real in den Raum zu platzieren. Dieser Effekt einer körperlich korrekten Raumdarstellung in allen Dimensionen sollte mich den ganzen lieben Abend begleiten.

Da wir nicht auf Hintergrundlautstärke verblieben wurde es immer interessanter.

Beim Durchhören einer meiner Lieblingsstücke von der „Club for Five“ CD (Titel: „Brothers In Arms“) wurde mir ganz anders. Die Apogee Grand holographierte die finnische ACapella Gruppe, bestehend aus 4 Einzelsängern in einem nach vorne offenen Halbkreis und stellte in den Schnittpunkt des Halbkreises das verbleibende 5 Gruppenmitglied. Das komplette Ensemble stand deutlich hinter den Lautsprechern. Die komplette Bühnendarstellung war wie festgenagelt. Und was ich noch nie erfahren durfte war die körperlich klar differenzierte Darstellung eines jeden Sängers. Man sah förmlich die Umrisskontur eines Körpers und wie daneben der nächste Körper stand. Und das Ganze in allen räumlichen Dimensionen. Das Klangbild baute sich in der Breite, in der Tiefe und vor allem in der Höhe vor einem auf. Und das war nur die Raumdarstellung. Die stimmliche Darstellung der Gruppe war dann das nächste Highlight. Man hörte Stimmen und man sah sie. Florian, auf meine Wahrnehmung angesprochen, erklärte mir dass er sich schon mehrfach erschreckt hat, weil er beim Hören der Musik dachte das sich Dritte im Raum aufhielten. Die Musik löste sich komplett von beiden Lautsprechern und baute ein ziemlich beindruckendes reales Gesamtszenario vor einem auf.

„Wie schaut es denn bei den Apogee mit der Grobdynamik aus?“ war meine etwas provozierende Frage an den neben mir sitzenden Florian. Hätte ich mal nicht gefragt. Pegel auf und entsprechende Musik drauf. Leider weiß ich gar nicht mehr was mir anschließend um die Ohren gedroschen wurde. Ich kann nur noch sagen, dass ich eine enorm schnell agierenden Bass und Tiefbassbereich erleben durfte. Hierzu muss man wissen, dass die Hauptlast des Tieftonbereiches ab bzw. bis 35 Hz. durch das Tieftonpanel und nicht durch die Subwoofer abgedeckt wird. Und das Tieftonpanel ist nun mal ein Folie. Und die Folie ist teuflich schnell. Und wenn auf dem vorliegenden Musikmaterial wirkliche Tieftonkost vorhanden war dann legten die 4 12 Zoll Tieftöner noch mal eine gehörige Schüppe drauf. Beeindruckend. Einfach nur beeindruckend. Man könnte jetzt aber noch feststellen dass bei der Apogee Grand der Bassbereich unter 35 Hz, laut Spezifikationen kommt sie bis 18 Hz, nicht zu den ganz großen Stärken gehört. Hier gibt es sicherlich noch andere Extrem-Systeme die in Dynamik und physikalischer Brutalität zulangen können. Dennoch, die Apogee legt in Sachen Bassqualität und Dynamik eine unerwartete Qualität an den Tag. Vor allem war der berühmt berüchtigte Bassbruch zwischen Tieftonpanel und Subwoofer während meiner Hörsession nicht wahrzunehmen.

Als nächstes wählte ich per roon eine Stockfish CD aus. Großer Fehler, ganz großer Fehler. Der Titel von Herr Taylor lief handgetoppte 5 Sekunden bevor ich mit meinem Zeigefinger die Notaustaste auf dem Tablet bediente. Also die Pausen-Taste. Ich drehte meinen Kopf entsetzt schauend in Richtung Florian, er wusste zu dem Zeitpunkt nicht welchen Interpreten ich gewählt hatte. Als sich unsere Auge kreuzten sprach er nur ganz trocken „Das war doch eine Stockfish, oder?“. Ich nickte.

Die Apogee fungierte wie eine Lupe und offenbarte in Sekundenbruchteilen das dieser Stockfish Titel extrem gemastert was. Wahnsinn. Es krachte förmlich zwischen den Lautsprecher. Als wenn jemand mit einem Werkzeug über das Mikro ging. Ich hatte instinktiv gedacht dass gerade irgendetwas am Setup kaputt gegangen wäre. War dem aber nicht so. Ich habe schon mehrfach von solchen „übermasterten“ Stockfish Platten gehört, aber wie sich das in der Praxis anhört erst heute erfahren.

Im nächsten Themenblock ging es um das Großorchestrale Musikgeschehen. Hier lauschten wir einer Aufnahme von „Les Miserables“. Auch hier war wieder diese genaue Bühnendarstellung vorhanden. Selbst bei mehreren Stimmen wie auch Orchstereinsatz blieb die Gesamtszene stabil und übersichtlich. Auch mit hohem Pegel veränderte sich der Gesamteindruck nicht. Das sind so Momente wo man natürlich auch an die hochwertige Endstufenelektronik denken muss. Da toben quasi 5 Endstufen an 5 Treiber pro Lautsprecher. Und offensichtlich hat die angeschlossene Elektronik die Treiber im Griff. Auch dieses Großformat war ein wahres Ohrenfestival. Eine Live-Darstellung kommt diesem Begriff mit diesem Setup ebenso nach wie die bisherigen Disziplinen.

Kommen wir nun zum letzten Punkt den ich mir über die Grand anhören dufte. Und zwar ging es um die Musik aus dem Zeitraum vor ca. 1995. Viele dieser Musikalben klingen auf modernen Musiksystemen flach und langweilig. Die Grand konnte aber auch in dieser Disziplin überzeugen. Wir hatten unter anderem die Doors auf dem CD-Teller. Und auf diesem Setup klang das einfach genial. Man meinte man hätte eine moderne Aufnahme auf dem Teller. So vielschichtig und lebhaft habe ich die alten Klassiker selten gehört. Überhaupt, das eine Anlage Musik aus beiden Welten so darstellen kann ist eine absolut seltenes Phänomen. Aber auch in diesem Punkt ist sicherlich die Elektronik nicht ganz unschuldig an dem Gesamtergebnis.

Mein Fazit

Um es kurz zu machen: Die 1.500 km haben sich in jedem Punkt gelohnt.

Ich durfte ein System erleben das man sicherlich nicht jeden Tag angeboten bekommt. Es wurde eine musikalische Gesamtsituation vorgefunden die in ihrer Detailtiefe und (Umsetzungs-) Konsequenz mir so noch nicht vorgekommen ist.

Und was ein 30 Jahre alter Lautsprecher in dieser Qualität mit dieser Elektronik musizieren kann ist gar nicht hoch genug anzurechnen.

Ich möchte mich bei meinem Gastgeber für die mit geschenkte Zeit nochmals herzlich danken. Das war ein Fest für mich und meine Sinne. Danke.

Die Analoge Sektion im Bild

Die Digitale Sektion im Bild

Eine Amerikanische Verbindung

Für meinen heutigen Besuch ging es mal wieder zu meinem HiFi Freund nach Baden-Württemberg. Der Besuchstermin im Raum Heilbronn war bereits mehrmals von uns beiden terminiert, wurde dann aber genauso oft wieder gekippt. Schuld an dieser Misere waren entweder familiäre Ereignisse, die allgegenwertige COVID Pandemie oder ein geplanter Nachfolgetermin in der Schweiz.

Nun aber passte alles und ich schlug etwas verspätet zum Kaffeetrinken bei meinem Gastgeber auf. Jetzt erstmal runterkommen und ein wenig akklimatisieren.

Was gab es den interessantes zu hören?

Es ist ja nicht so, als wenn ich nur aus freundschaftlicher Gefälligkeit vorbeigeschaut hätte. Nein, es gab tatsächliche eine gravierende Änderung im Setup meines Gastgebers.

Sein vorheriges Lautsprecherpärchen, eine Bowers & Wilkens 804 D3, wurde gegen ein Pärchen Martin Logan ESL 11A ausgetauscht.

Die neue Front-Ansicht

Somit wurde ein Lautsprecherkonzeptwechsel durchgezogen. Das bisher bestehende dynamische Lautsprecher-Konzept wurde durch einen Flächenlautsprecher-Konzept ausgetauscht. Wobei das so nicht ganz richtig ist. Denn der neue Lautsprecher ist kein Vollbereichsflächenstrahler sondern eine Hybrid-Lösung. Hybrid bedeutet in diesem Fall, dass der Tieftonbereich der Martin Logan nicht durch eine Folie repräsentiert wird sondern durch zwei vollaktive dynamische Subwoofer.

Im Detail reden wir bei den beiden Martin Logan Lautsprecher von einem Elektrostaten der die Mitten und die Höhen über einen Flächenstrahler abgibt und den Bassanteil mit zwei aktiven dynamischen Subwoofer umsetzt.

Hinweis: Ich möchte den interessierten Leser bitten sich entsprechende konzeptionellen Vor- und Nachteile von Dynamischen Lautsprechern und Flächenstrahlern wie auch die grundsätzliche technische Arbeitsweise der verschiedenen Konzepte im Internet nachzuschlagen.

Der sonst sehr dezent versteckte Gerätepark

Angetrieben wurden die Martin Logan von einem potenten McIntosh MA-8000. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass die im Sideboard untergebrachte Trinnov ST2, den bereits mit einem gut durchdachten Deckensegel akustisch behandelten Raum, auch elektronisch raumakustisch „gerade“ zieht. Als einzige Quelle dient ein roon-System das über einen NUC auf einen externen D/A-Wandler (RME Adi-2 DAC FS) und dann per XLR Kabel an den Verstärker übergeben wird. Durch den Einsatz eines externen D/A-Wandler wird der interne DAC des McIntosh signaltechnisch ignoriert. Hier bestand wohl seitens des Gastgebers Update-Bedarf.

Der erste Eindruck

Da ich die B&W 804 D3 in diesem Raum bereits mehrmals hören durfte, und selten habe ich eine 804 D3 so gut gehört wie in diesen Räumlichkeiten, war ich sehr daran interessiert zu erfahren in welche Richtung die musikalische Veränderungen nun gingen.

Als erstes fiel mir auf, dass man mit den Martin Logans bereits mit geringen Pegeln sehr gut Musik erleben durfte. Das war deutlich anders als wie bei der B&W 804 D3. Hier war es fast schon zwingend notwendig den Volumenregler des Verstärkers auf etwas über Zimmerlautstärke zu drehen um ein ähnliches Klangbild zu erreichen. Der Bassbereich der B&W war bei leisen Lautstärken unterrepräsentiert. Somit hat die Martin Logan einen praxisnahen Vorteil. Man kann mit ihr auch mal spät abends sehr ordentlich Musik hören ohne gleich abendstörende Pegel zu riskieren.

Was die Abbildung der Stereobühne bei akustischen Titeln anbetrifft, so konnte man klar feststellen, dass die Musiker an realer Körperhöhe hinzu gewonnen haben. Es war jetzt gut nachzuvollziehen das wenn eine Klarinette gespielt wurde, diese auch in Kopfhöhe dargestellt wurde. Übertrieben umschrieben, man möge diesen vielleicht nicht ganz passenden Vergleich entschuldigen, so saß bei der B&W 804 der Musiker auf einem Stuhl und nun stand er. Und mit ihm auch das Instrument. Im Großen und Ganzen konnte man eine Verbesserung der Y-Ache (Höhe) feststellen.

Mit etwas Verzug konnte man auch eine Verbesserung der Musikinformation feststellen. Rauminformationen wie Nebengeräusche, verursacht durch Bewegungen der Musiker, oder das Anblasgeräusche bei Instrumenten, waren mehr präsent. Während dieselbe Klangsequenz bei der B&W 804 D3 eher zufällig wahrgenommen wurde, weil man sie zum Bespiel gesucht hat, so war das bei der Martin Logan so nicht mehr in dieser Form notwendig. Die Klangsequenz wurde einfach vom Zuhörer ohne besondere Aufmerksamkeit wahrgenommen. Das macht die Musik erlebnisreicher und im Gesamteindruck einfach runder.

Das Klangbild war im Mittel und Hochtonbereich impulsiver und dadurch auch energiereicher. Das machte die Musik in verschiedenen Sequenzen körperhafter. Es war einfach mehr „Fleisch am Knochen“, sprich Klangfarben waren satter und deutlicher einem Instrument zuzuordnen. Die Authentizität der Musik wurde im Vergleich zur B&W aufgewertet.

Feindynamisch legte die Martin Logan bei entsprechendem Musikmaterial eine ordentliche Schüppe drauf. Die Dynamik und somit einhergehend die Impulsivität der musikalischen Darbietung gewann ebenfalls bei gleichzeitig leicht verbesserte Klangauthentizität.

Sonstiges

Einen Punkt den man erwähnen sollte, ist die konzeptionell andere Art der Schallanregung zwischen der B&W und der Martin Logan. Während die B&W mit ihren dynamischen Treibern die Schallanregung als Punktquelle umsetzt, also sich der Schall von einem Punkt zum Zuhörer vergrößert, regt die Martin Logan, zumindest im Mittel- und Hochtonbereich, die Luft in Form eines Zylinders an. Somit ist der Zuhörer, bildlich gesprochen, eher einer Klangfront, als einer Klangkugel ausgesetzt. Für mich ist das persönlich eine günstigere Art die Musik ganzheitlich zu erfahren. Ob das eine klanglicher Vorteil oder Nachteil ist muss jeder für sich entscheiden.

Mein Fazit

Für mich ist durch den Austausch der Lautsprecher ein nachvollziehbarer Evolutionssprung vollzogen worden. Das heißt jetzt im Umkehrschluss nicht, dass die B&W 804 D3 ein schlechter Lautsprecher geworden ist. Im Gesamtergebnis liefert die Martin Logan, im Klangvergleich zur B&W, deutlich ausgeprägtere Stärken die dem Zuhörer bereits bei leisen Pegel zur Verfügung stehen und einen nachvollziehbaren Mehrwert liefern.

Mir hat der Elektrostat in seinem Gesamterscheinungsbild gut gefallen.

Links

Link: Hersteller Martin Logan ESL 11A

Link: Besuchsbericht Bowers & Wilkens 804D3

Wenn eine Seerose zum Träumen einlädt

Am Wochenende durfte ich seit langer Zeit wieder einmal einem Hörtermin bei einem Händler einplanen. Zwischen der Corona Lockdown Phase 2 und Beginn von Lockdown Phase 3 war die Möglichkeit gegeben im Wohnraumstudio von Mr-HiFi in Ratingen Heiligenhaus den Lautsprecher Nenuphar vom Hersteller Cube Audio zu hören.

Der Name des Lautsprecher „Nenuphar“ hat in verschiedene Sprachen einen Ursprung und bedeutet „Seerose“. Der Lautsprecher wird in Polen hergestellt und ist mit einem einzelnen Breitband-Lautsprecher der 10 Zoll Klasse bestückt und wird in einem „Tapered Quarter Wave Tube (TQWT)“ Gehäuse verbaut. Übersetzen könnte man TQWT mit „Zapfenförmiges Viertelwellenlängen-Rohr“.

Im ersten Moment könnte man meinen, dass es sich hier um ein Transmission Line Gehäuse handeln würde. Das ist sachlich aber nicht ganz korrekt. Das Gehäuse dient zwar dazu, wie bei einer Transmission Line, dem Breitbänder ein abgestimmtes Bassfundament zur Verfügung zu stellen, aber durch die TQWT Konstruktion hat man flexiblere Möglichkeiten sein Ziel zu erreichen. Flexibilität erkauft man sich hier durch komplexere mathematische Herangehensweise wie auch erhöhten Umsetzungsaufwand. Für weitere Informationen zu diesem Thema möchte ich gerne an das Internet verweisen.

Und genau dieses Thema Breitbänder war es dann auch, der mich spontan dazu verführt hat diesen Termin vor Ort sofort anzunehmen. Breitbändern glänzen in aller Regel mit einer sehr guten räumlichen Stereoabbildung und oft taucht dann auch, je nach Güteklasse des Lautsprechers, das Wort „Holografie“ in der Klangbeschreibung auf.

In die Nenuphar durfte ich vor anderthalb Jahren kurz, um nicht zu schreiben sehr kurz, kurz reinhören. Damals scheiterte eine Vertiefung an dem Andrang um den Lautsprecher. Zudem hörte sich das kurze Klangerlebnis von meiner Position nicht mal in Teilen so an, wie man mir im Vorfeld bereits vorgeschwärmt hatte. Also sollte sich das an diesem Wochenende endlich ändern.

Nach einer kurzen Corona-konformen Begrüßung mit einer Runde glitschigem Desinfektionsmittel für die Hände plus der Faust-Begrüßung ging es für uns Beide in das Wohnraumstudio.

Das heutige Setup

Dort waren die Nenuphar bereits aufgebaut und warteten auf Ihren Einsatz. Als Treibsatz hinter den Lautsprecher fungierte ein Audio Note Meishu Tonmeister. Als Quelle kam ein Dr. Feickert zum Einsatz. CD wurde durch eine Audio Note Transport/DAC Lösung bedient. Und das Thema Streaming wurde durch einen nativen roon Nucleus abgebildet.

Die verwendeten Musiktitel

  • Misa Criolla by Carreras
  • Alison Krauss / New Favorite
  • Anette Askvik / Liberty
  • Cantus / Tove Ramlo Ystad
  • The Dave Brubeck Quartett with Paul Demond / Castilian Drums
  • Lou Donaldson / Alligator Bogaloo
  • Bill Handerson / Libve at the Times

Bevor ich nun zum wesentlichen komme möchte nochmal kurz ausholen. In der nahen Vergangenheit konnte ich bereits mehrere Breitbänder wie auch Coaxial-Systeme, dynamisch wie auch als Horn realisiert, hören. Die genannten Konstruktionen haben alle einen kleinen gemeinsamen Nenner. Sie arbeiten als Punktschallquelle. Ein Konstruktionsprinzip welches ich persönlich präferiere.

In der Liste der Lautsprecher waren die Audium Comp 9.2, die Fyne F1-10, die Tannoy GRF wie auch die Seta Audio Soulitaire 12. Privat verwende ich selbst eine Lösung mit Coaxial Horn in dem BMS Kompressionstreiber verbaut sind. Die genannten Lautsprecher decken das Preis-Segment von 9.000 bis 21.00 EUR ab. Wobei sich die Nenuphar mit einem Listenpreis von 17.000 EUR am oberen Ende einreihen.

Der Klang

Man sollte normalerweise nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber Ausnahmen sind immer wieder gerne gesehen und gelesen. Die Nenuphar macht genau das, was man von einem Breitbänder erwartet. Er holographiert das Musikgeschehen in den Raum. Gibt es das Wort überhaupt?

Die Darstellung der Musik war räumlich präzise und gegeneinander abgrenzend zu gleich. Ein Musiker verschwamm nicht mit der Position eines zweiten Musikers oder Interpreten. Die Musik war stabil im Gesamtbild und von den Klangfarben der akustischen Instrumente sehr authentisch. Anblasgeräusche wie auch Anschlagsequenzen von Tasteninstrumenten stellten eine sofortige Assoziation zu dem dahinterliegenden Instrument dar. Mit akustischer Musik gefüttert oder auch Gesang glänzte die Nenuphar. Man glaubte der Nenuphar einfach was Sie an Musik in den Raum reproduzierte. Man hörte nicht Lautsprecher man hörte Musik. Man suchte nicht Fehler am Klangbild, man hörte Musik. Es war interessant festzustellen, wie man vergaß sich einen Eindruck von den Qualitäten der Lautsprecher zu verschaffen und sich stattdessen dem Musikhören hingab.

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Bassabteilung ganz und gar nicht vernachlässigt wurde. Wenn Bassanteile ein Bestandteil der Musik waren, kamen diese knackig aus dem Gehäuse auf die lauschenden Ohren. Gerade die Bassdarstellung ist bei Breitbändern und Coaxialsystemen öfters mal die Achillesferse. Feindynamisch hatte die Nenuphar gar keine Probleme die Basspartitionen zeitkorrekt zu bedienen. Bassattacken kamen, je nach Aufnahmequalität der Musikstücke, richtig dosiert und waren weder vordergründig noch zurückhaltend. Auch in der Basstiefe konnte man nicht von einer Armut reden. Also das war deutlich mehr an Bassqualität als ich mir von einem 10 Zöller erwartet habe.

Was die Abteilung Grobdynamik anbetrifft so muss ich hier leider passen, da wir in dieser Hör-Session kein Gas gegeben haben.

Das Fazit

Alles oberhalb dem Grundton ist eine Ohrenweide mit der Nenuphar und umschmeichelt das Ohr des Hörers. Die Abteilung Bass wird hinreichend qualitativ bedient und rundet das Gesamtbild sehr positiv ab. Ein quengelnder Hochton war in der Session nicht ansatzweise wahrzunehmen. Es gab keine Ermüdungserscheinung sondern ganz im Gegenteil, es wurde immer wieder gerne in die Musik hinwein gehört um dieser zu folgen. Egal ob man gerade einem Gespräch war oder nicht.

Nach meinem heutigen Intermezzo mit dieser Nenuphar in diesem superben Setup, der Meishu hat hier ganz sicher seine Qualitäten voll ausgespielt, würde ich wagen zu behaupten das es sich um einen der richtig guten Einpunktstrahler auf dem aktuellen Markt handelt.

Wenn man sich den Preis des Lautsprechers von knapp 17.000 EUR anschaut – man darf und kann hier nicht von einem Schnäppchen reden – so muss man dennoch festhalten das man jede Menge Musikalität für die investierten EURO erhält. Ein sehr hoch interessanter Lautsprecher der bei so manchem Musikliebhaber eine finale Lösung darstellen kann!

Link #1: Mr HiFi (deutsch)
Link #2: Cube Audio (englisch)

Today Simply Zingali

Gestern Abend war ich mal wieder im Namen des Herrn unterwegs.

Es ging mal wieder tiefer in den Niederrhein rein. Ich war bei heute bei Felix und seiner Freundin zu Besuch. Felix hört im Schwerpunkt Vinyl, hat aber auch einen CD-Spieler angeschlossen. Er betreibt sein Setup in einem dedizierten Musikzimmer das mit selbstgebauten Akustikelementen behandelt wurde.

Die selbstgebauten Akustikelemente werden sicherlich hier und da etwas Einfluss auf die Raumakustik genommen haben, dennoch hängt eine richtig fette Raummode im Raum. Zudem gibt einen vernehmbaren Nachhall im Raum. Beim Klatschen sind wir sicherlich über einer Sekunde. Das ist nicht weiter verwunderlich, da alle Wände und auch die Decke aus nacktem unbekleidetem Stahlbeton bestehen. Er wird, und da bin ich mir ziemlich sicher, die Raumakustik zeitnah als separates Projekt angehen.

Felix und meine Wenigkeit haben uns bei Facebook in einer englischsprachigen Facebook Gruppe kennengelernt. Als ich dann per Zufall lass, das er bei mir um die Ecke wohnt war das erste persönliche Treffen nicht mehr weit entfernt. Heute fand bereits das dritte Treffen und das zweite Treffen bei Ihm statt.

Unser kleinster gemeinsamer Nenner war und ist der Hersteller unsere beiden Verstärker. Er hat einen Unison Research Simply 845 und meiner einer hat ja bekanntlicher weise eine Unison Research S9. Als Dreher fungiert ein Nottingham Ace Spacedeck 294 mit einem 12 Zoll Tonarm von Nottingham und einem Benz Tonabnehmersystem. Zwischen dem Dreher und der Verstärker ist ein Tom Evans The Groove Phonoverstärker integriert. Und als Lautsprecher existiert neuerdings eine Zingali Twenty 1.12.

Ach ja, fast vergessen, als CD-Spieler fungiert ein Marantz CD14.

Vor der Zingali Twenty 1.12 hatte Felix bereits zwei kleinere Zingali Pärchen. Eines der Zingali Pärchen wurde bereits verkauft, das andere Pärchen wartet noch auf einen Käufer. Und genau wegen dieser neuen Zingali haben wir den heutigen Besuch geplant gehabt.

Das aktuelle Setup

Bei der gestrigen Session haben wir sicherlich 6 Stunden Musik gelauscht und reichlich geplaudert. Unterbrochen wurde das Ganze nur durch den obligatorischen Pizzaboten.

Kanglicher Eindruck

Wegen der bereits oben erwähnten gemeinen Raummode und der schwierigen Raumakustik verbietet sich jegliche ernsthafter Versuch einer klanglichen Bewertung. Nur so viel sei geschrieben. Wenn man den Volumenregler etwas zügelte, machte das Zuhören bei dem Setup viel Freude. Der Qualitätssprung von den vorherigen zur neuen Zingali war vor allem im Bassbereich sofort zu vernehmen. Der Bassqualität verbesserte sich deutlich bei seiner Impulsivität. Das Horn selbst vermittelte mehr klangliche Informationen über die Geschehen auf dem Tonträger.

Durch eine geänderte Einwinklung der Lautsprecher, die Nulllinie kreuzte sich nun 10cm vor anstatt 30cm hinter dem Kopf, konnten wir das Klangbild von „nur um die Lautsprechern“ auf „auch zwischen den Lautsprechern“ verändern. Das Resultat war eine gefälligere weil geschlossenere Klangbasis zwischen den Lautsprecher resümierten wir beide. Wie ich eben erfahren habe, hat Felix noch bis 4:00 Uhr morgens Musik gehört und die Position der Lautsprecher nachjustiert. Es scheint so, das ihm die aktuelle Situation gefällt. Erstmal.

Fazit

Ein interessantes Setup das mit seiner analogen Performance zu punkten weiß. Hier gilt es, das existierende ungehobene Klangpotential des Setup durch geeignete akustische Maßnahmen zu heben.

Es war ein schöner Abend mit interessanter Musik und einem gutgelaunten und sympathischen Gastgeber den man immer wieder gerne nachholen kann und sollte.

Zu Besuch bei oks-audio

Eine kleine Vorgeschichte

Während meines Kurzurlaubes in Hamburg erhielt ist zu sehr früher Stunde über den Facebook Messenger eine sehr freundliche Einladung von Eugen Oks dem Entwickler wie auch Besitzer der kleinen HiFi-Manufaktur oks-Audio. Herr Oks hatte auf meinem Facebook-Profil gesehen, das ich mich in Hamburg aufhielt und lud mich zu einem Hörtermin bei sich zuhause ein. Die Einladung habe ich gerne angenommen.

Die Firma oks-audio ist mir bereits seit einiger Zeit bekannt. Aufgefallen ist mir die Firma wegen Ihrer Lautsprechermodelle. Eyecatcher war hier ein sehr interessant wirkender Lautsprecher der auf den Namen Incredible hört. Es handelt sich um einen in der Größe sehr moderaten Kompaktlautsprecher mit einem verbauten Breitband Lautsprecher wie einer eher selten vorkommenden RiPol-Basslösung. Nicht nur der Formfaktor wie auch die verbauten Treiber weckten mein Interesse, sondern auch der interessant wirkende Preis von 1.500 EUR für das Paar.

Hinweis Die Incredible selbst wurde in der Zwischenzeit überarbeitet und ist nun als Incredible 2 erhältlich. Hierbei hat die Incredible 2 einen zusätzlichen Hochtöner erhalten der im Hochtonbereich den Lautsprecher ergänzen soll. Die Incredible 2 war zum Zeitpunkt der Hörsession (leider) anderweitig unterwegs.

Nachmittags trafen wir uns dann zu einer 2 stündigen Hör-Session. Als Verstärker arbeitete eine Eigenfertigung von oks-Audio. Als Quelle diente ausschließlich ein Streamer und als Streaming Quelle Spotify. Die Incredible stand auf einem Aluminium Ständer und stand sehr frei im Raum.

Mein Höreindruck

Das Setup

Mein erster Eindruck war etwas ernüchternd. Was die Breitbänder anbetraf, so hörte man schon im Ansatz die Fähigkeit den Raum musikalisch auszuleuchten. Die Tiefen- und Breitenstaffelung im Mittel- und Hochton waren ordentlich. Allerdings war der Bassbereich für meine Wahrnehmung im ersten Moment doch sehr schlank und zurückhaltend. Einen WoW-Effekt, den man sich bei solchen Hörsessions als Zuhörer gerne wünscht, trat nicht ein. Zumindest nicht in den ersten 30 Minuten.

Nach den ersten Musikstücken und etwas mehr Lautstärke wurde es interessanter. Zwar klang die Incredible im Bassbereich immer noch recht schlank, aber der Bass war nun sauber und wahrnehmbar im Raum. Der Bass war nicht aufgebläht oder dröhnend, was auch ein Verdienst des RiPol-Konzeptes zu sein scheint. Der Bass kam akzentuiert und präzise.

Ich möchte nochmals erwähnen, dass der Lautsprecher sehr frei im Raum stand!

Somit wurde mein erster Eindruck im Grundsatz widerlegt. Die kleine Incredible kann auch die Abteilung Bass bedienen. Herr Oks veränderte in einem zweiten Schritt das Setup insoweit, dass die Incredible nun ca. 50 cm vor der Rückwand positioniert wurde.

Bei gleicher Lautstärke erlangte der Lautsprecher nun auch mehr an Körperhaftigkeit und der obere Bassbereich wurde kräftiger in der Wahrnehmung. Dieses Klangbild konnte nun deutlich mehr gefallen als mein erster gewonnener Eindruck.

Dieser kleine Lautsprecher konnte bei mir im Verlauf der Hörsession immer mehr punkten. Es ist beileibe kein spontanes Begeisterungswunder sondern muss längerfristig erlebt werden um die Qualitäten der Breitbänder wie auch des RiPol-Basses richtig zu erleben. Wer eine Bassschleuder sucht die dem Loudness-War fröhnt wird hier nicht fündig. Die Lautsprecher brauchen einen kräftigen Verstärker und auch mindestens Zimmerlautstärke um seine musikalischen Qualitäten aufzuzeigen.

Fazit

Ein interessanter Konzeptlautsprecher – sowohl musikalisch wie auch preislich – der einen erfahrenen Hörer benötigt. In Verbindung mit dem neuen Hochtöner (Incredible 2 – 2.200 EURO Paarpreis) dürfte sich eine weitere klangliche Steigerung ergeben.

Ein Teil der Produktfamilie von oks-audio

Zur Homepage von oks-audio: http://oks-audio.de/
Hinweis Die Homepage ist mind. seit 2024 nicht mehr erreichbar.