Lautsprecher 5 degrees 27 bei Mr-HiFi

Heute ging es zu einem bereits ewig geplanten HiFi Termin, nämlich zu Mr-HiFi in Heiligenhaus. Heiligenhaus liegt wenige Kilometer entfernt im Norden von Düsseldorf. Nach kurzer Fahrt kam ich pünktlich zur vereinbarten Zeit an.

Ich wurde freundlichst von Luke, einem braunen Labradoodle, begrüßt und von seinem im Hintergrund den Hundeempfang beobachtenden Herrchen Alexander Müller herzlichst im Empfang genommen.

Was ich gleich vorweg schreiben muss, weil es mir ein persönliches Anliegen ist: Ich habe selten einen solch ruhigen, besonnenen, freundlichen wie auch Themen begleitenden – nicht steuernden – Gastgeber erlebt. Und on Top: Es gab bei Mr-HiFi – Trommelwirbel, Tusch – den besten Kaffee den ich bisher bei einem HiFi-Gastgeber jemals erfahren durfte! Eigentlich war das schon Aufpreis pflichtig!

Kurz zu den Räumlichkeiten. Es stehen zwei Räumlichkeiten für HiFi Demonstrationen zur Verfügung. Alle Standard-Medien stehen zur Verfügung. Streaming, Vinyl und CD. Ein kleiner Raum hat ungefähr 16 qm² Grundfläche. Der Große Raum ist deutlich größer und kann auch für größere Lautsprecher, wie zum Beispiel die „horns Universum“ (siehe angehängte Bilder) verwandt werden.

Alexander Müller hat ein interessantes Angebot an Geräten die von den Einzelpreisen her fast lückenlos die bekannten Preis-Segmente bedienen kann. Zubehör wie Kabel, Tonarme, Tonabnehmer wie auch eine (noch) kleine Auswahl an Vinyl und CDs sind vorrätig. Für ein solches Wohnraum-Studio eine bemerkenswerte gut strukturierte und gut zusammengestellte Komponentenauswahl.

Warum war ich eigentlich heute hier. Nun, es war eigentlich geplant eine 5degrees 27 zu lauschen. Die Firma 5degrees ist ein Ableger des bekannten (Horn-) Lautsprecherherstellers „horns“. Bei 5degrees, der Name kommt übrigens von der 5 Grad Neigung der aktuellen Lautsprechermodelle No. 17 und No. 27, werden die Lautsprecher im Gegensatz zur Marke „horns“ ohne einen Horntreiber gebaut.

Mir fielen die beiden 5degrees Modelle im Vorfeld auf, weil ich Sie in einem herrlich verarbeiteten Markassar Furnier gesehen habe. Zudem staunte ich nicht schlecht was man für 3.400 EUR Paarpreis an Gegenwert erhält. Wie gesagt, es gibt dieses optisch herrliche Markassar Furnier. Man erhält Metalltraversen mit höhenverstellbaren Spikes. Im Rücken der Lautsprecher sind WBT-nextGen Terminals zur Aufnahme der Single-Wire-Kabel montiert. Und es gibt eine prima Produktverarbeitung ohne Spaltmaße wie auch keine Schleiffehler an den sichtbaren Gehäusekanten. Zumindest bei diesem Pärchen. Auch sind die besagten 5 Grad Neigungswinkel eine schöne Designvariante im Vergleich zu einer Vielzahl von schnöden Lautsprechergehäusen. Die Schräge hat auch die Aufgabe Laufzeitkorrekturen zwischen den verwendeten Treiber vorzunehmen.

5 degrees 27 im Profil

Nun wollte ich aber auch noch wissen: Klingt dieses Tonmöbel auch?

Im ersten Anlauf hörten wir über einen Atoll CD-Player mit einer Vor-Endstufenkombination von Ivo Linnenberg an der No. 27. Zum Einsatz kam etwas finnisches Acapella von der Formation „Club For Five“. Meine Haare am Bein und am Arm stellten sich nach den ersten Takten auf. Meine Augen staunten und die Ohren wussten nicht was da gerade passierte. Der Alt Sänger knorzte wunderschön erhaben aus dem Bass Keller und intonierte „Brother in Arms“ mit voller Geschmeidigkeit. Das soll 3.400 EUR kosten? Zu billig!

Also „Bireli Lagrene Live“ rein in den Slot. Es folgte akustische Gitarre. Meine Güte, diese Spielfreude. Strahlende Saiten und kontrollierte Gitarrenläufe. Der Raum öffnete sich nach hinten. „Und das soll 3.400 EUR kosten?“.

Ich fragte Alexander ob es möglich sei, die Linnenbergs aus der Kette rauszunehmen. Zum einen packen die wenigsten Kunden eine 24.000 EUR teure Verstärkerelektronik vor einen solchen Lautsprecher und zum anderen bestand der berechtigte Verdacht, dass die Linnenberg signifikant für diese impulsive und kontrollierte und dabei unaufgeregte Darstellung verantwortlich waren.

Alexander zögerte keine 5 Sekunden, entkabelte die Linnenbergs, und packte auf eigenen Vorschlag eine Fezz Mira Ceti dran. Die Fezz hat 2x 8 Watt und als Besonderheit zwei 300B Röhren.

Fezz Audio Mira Ceti mit 300B Röhren.

Okay, man hörte sofort dass die Linnenbergs nicht mehr in der Kette waren, aber die Fezz konnte ebenso Musik liefern. Meine Güte, was eine Show. Der Anriss der Saiten war wieder eine Wohltat. Es hatte zwar nicht mehr diese extreme Impulsivität wie bei den Linnenbergs aber die Strahlkraft war ebenso sehr ordentlich vorhanden. Das Sirren war allgegenwärtig. Stimmen kamen wohltemperiert und im Timbre recht lebensnah, also authentisch. Das klang schon alles sehr erwachsen und kompetent. Zwar war der Basskeller unterrepräsentiert aber das Anschlagen der Bass Drum und das Zupfen des Basses kam im Oberbereich sehr gut. Stimmen klangen einfach authentisch, uups, hatten wir ja schon. Der Körper der akustischen Instrumente war glaubhaft an Größe und Kontur. Tolle Vorstellung.

Der Hochtöner, so kann ich mir vorstellen, wird die eine oder andere Hörerfraktion evtl. als nicht langzeittauglich attributieren. Das kann sein, muss aber nicht. Um das zu bewerten müsste man den Lautsprecher schon ein paar Tage hören. Scharf war er, für meine Ohren, am heutigen Tag nicht.

Die Fezz wie auch die 5degree 27 machten mir heute Nachmittag einen riesigen Spaß. Ich hatte selten einen solch tollen (externen) HiFi-Nachmittag. Und das beste Kompliment waren die 4 statt geplanten 2 Stunden Musikhören und Musikaustausch bei Mr-HiFi.

5 degrees 27 im Profil

Wer sich in dem Preis-Segment von 3.400 EUR bewegen möchte, dabei keine PA Laustärken bevorzugt, gerne weniger oft Großorchestrale Sinfonien mit dem Nachbarn teilen möchte und auch weniger oft Wacken nach amen möchte, dem sei das „Lauschen“ dieser Lautsprecher sehr gerne  empfohlen. Und viele Watt braucht dieser Lautsprecher offensichtlich nicht. Denn es reicht schon ein minimal angefahrenes 300B Röhrenpaar mit lächerlichen 2x 8 Watt um richtig Spaß an guter Musik im Raum zu haben. Punkt.

Und zum Schluss noch eine Drohung an Alexander Müller: Ich komme wieder 😉

Weitere Informationen: https://www.mr-hifi.de/

Die Röhrenschmiede in Grevenbroich

Heute stand der etwas andere Besuch an. Nicht Ich besuchte heute Jemanden. Nein, heute wurde ich besucht. Und es war für mich auch ein wirklich besonderer Besuch. Denn heute schaute Andreas Klug, seines Zeichen Inhaber der Röhrenschmiede aus Krefeld, bei mir vorbei.

Und Andreas war nicht nur mit seiner sympathischen Frau vor Ort, nein er hatte aus seiner aktuellen Kollektion den „Comet“ (Röhren-Vorverstärker) wie auch zwei „Solo“ (Mono-Röhrenendverstärker) im Handgepäck.

Wobei hier von Handgepäck zu sprechen ist leicht untertrieben. Da rollten schon einige Kilos in Richtung Hörzone.

Nach dem Austausch von verdammt viel Informationen zum Thema HiFi, Musik und Gerätebau und natürlich auch nach dem Aufbau der Geräte nahmen wir uns auch etwas Zeit die Elektronik an meinen Lautsprechern zu lauschen.

Als Quelle diente ausschließlich Vinyl.

Gehört wurde:
– Eric Clapton | Unplugged
– Hand Theessink | Skow Train
– Johnny Cash | Cash
– Antiphone Blues | Arne Domnerus
– Club For Five | You’re the Voice

Als Vergleichsverstärker stand im Hintergrund ein Unison Research S9.

Ansicht von oben auf das Equipment der Röhrenschmiede. Von links nach rechts: Solo, Comet, Solo

Die Kombination Rocket/Mono glänzt erstmal mit einem kleinen technischen Gimmick. Die Monos werden nicht direkt am Stromverteiler angeschlossen, sondern direkt am Vorverstärker. Somit belegt das Verstärkertrio anstatt 3 Steckplätzen nur einen einzigen Steckplatz. Pfiffig!

Optisch war das eine besondere Verstärkerversion, da hier die Hauben der Transformatoren vergoldet waren. Ein Beweis dafür, dass Sonderwünsche kein Problem darstellen können.

Bevor jetzt jemand meint, wir würden hier mit Kundenequipment arbeiten, der liegt falsch. Das Trio, ein Aussteller, stand dieses Jahr auf der HighEnd in München und wurde dort dem interessierten Publikum vorgestellt.

Da ich Andreas bereits aus einigen Vorort Terminen kannte, kam der Termin zwischen uns, den zwei positiv „Bekloppten“, heute zustand.

Der Klang des Trios war zuerst einmal anderes als die S9.

Liebe Gemeinde, es sei erwähnt, das ich hier unterstelle, dass Verstärker entgegen der langläufigen Meinung doch sehr wohl unterschiedlich klingen können.

Die Grundabstimmung war heller als die S9. Der Klang von angerissenen Gitarrensaiten war meiner Ansicht nach schneller und etwas filigraner als bei meiner S9. Ich würde sogar eingestehen, dass das Trio authentischer war als die S9. Das „Schlagen“ des Gitarrenkorpus bei Eric Clapton war sauber und blitzschnell im Raum abgebildet.

Der Umgang mit Akustischem Material gefiel über das Trio sehr gut. Und die Röhren bauten ein reproduktives Szenario zwischen den Lautsprechern auf. Eine gute Zuordnung der Musiker im Halbbogen für den Hörer war möglich wie auch die Darstellung der Musiker in ihrer Körperhöhe.

Der Vorverstärker Comet und rechts davon einer der Mono Verstärker namens Solo.

Bei Johnny Cash nahm die hellere Darstellung des Ensembles den depressiven Charakter der musikalischen Darbietung. Über meine S9 meine ich, die Depression der Musilk mehr zu erkennen.

Ich denke das dies eine adäquate Darstellung der Musik ist. Es ist etwas anders aber nicht schlechter! Die Cash Version mit dem Trio zu hören war nicht schlecht, sondern schlichtweg spannend, weil so noch nicht von mir gehört.

Bass kann das Trio auch. Das hat man immer wieder gehört wenn es darum ging schnell zu liefern. Allerdings haben wir, man erkennt es an der obigen Musikauswahl, kein Techno oder Hard Rock angespielt.

Ein wundervolles Ensemble um in der Musik zu schwelgen und dabei seine Alben neu zu erforschen. Wir werden sicherlich einen Nachfolgetermin finden und dann die Session wiederholen.

Ein toller Besuch, ein tolles Equipment und ein toller Tag. Aus drei geplanten wurden kurzweilige 8 Stunden. Mehr geht nicht.

Weitere Informantion: https://www.roehrenschmiede.de/