Am Wochenende durfte ich seit langer Zeit wieder einmal einem Hörtermin bei einem Händler einplanen. Zwischen der Corona Lockdown Phase 2 und Beginn von Lockdown Phase 3 war die Möglichkeit gegeben im Wohnraumstudio von Mr-HiFi in Ratingen Heiligenhaus den Lautsprecher Nenuphar vom Hersteller Cube Audio zu hören.
Der Name des Lautsprecher „Nenuphar“ hat in verschiedene Sprachen einen Ursprung und bedeutet „Seerose“. Der Lautsprecher wird in Polen hergestellt und ist mit einem einzelnen Breitband-Lautsprecher der 10 Zoll Klasse bestückt und wird in einem „Tapered Quarter Wave Tube (TQWT)“ Gehäuse verbaut. Übersetzen könnte man TQWT mit „Zapfenförmiges Viertelwellenlängen-Rohr“.
Im ersten Moment könnte man meinen, dass es sich hier um ein Transmission Line Gehäuse handeln würde. Das ist sachlich aber nicht ganz korrekt. Das Gehäuse dient zwar dazu, wie bei einer Transmission Line, dem Breitbänder ein abgestimmtes Bassfundament zur Verfügung zu stellen, aber durch die TQWT Konstruktion hat man flexiblere Möglichkeiten sein Ziel zu erreichen. Flexibilität erkauft man sich hier durch komplexere mathematische Herangehensweise wie auch erhöhten Umsetzungsaufwand. Für weitere Informationen zu diesem Thema möchte ich gerne an das Internet verweisen.
Und genau dieses Thema Breitbänder war es dann auch, der mich spontan dazu verführt hat diesen Termin vor Ort sofort anzunehmen. Breitbändern glänzen in aller Regel mit einer sehr guten räumlichen Stereoabbildung und oft taucht dann auch, je nach Güteklasse des Lautsprechers, das Wort „Holografie“ in der Klangbeschreibung auf.
In die Nenuphar durfte ich vor anderthalb Jahren kurz, um nicht zu schreiben sehr kurz, kurz reinhören. Damals scheiterte eine Vertiefung an dem Andrang um den Lautsprecher. Zudem hörte sich das kurze Klangerlebnis von meiner Position nicht mal in Teilen so an, wie man mir im Vorfeld bereits vorgeschwärmt hatte. Also sollte sich das an diesem Wochenende endlich ändern.
Nach einer kurzen Corona-konformen Begrüßung mit einer Runde glitschigem Desinfektionsmittel für die Hände plus der Faust-Begrüßung ging es für uns Beide in das Wohnraumstudio.
Dort waren die Nenuphar bereits aufgebaut und warteten auf Ihren Einsatz. Als Treibsatz hinter den Lautsprecher fungierte ein Audio Note Meishu Tonmeister. Als Quelle kam ein Dr. Feickert zum Einsatz. CD wurde durch eine Audio Note Transport/DAC Lösung bedient. Und das Thema Streaming wurde durch einen nativen roon Nucleus abgebildet.
Die verwendeten Musiktitel
- Misa Criolla by Carreras
- Alison Krauss / New Favorite
- Anette Askvik / Liberty
- Cantus / Tove Ramlo Ystad
- The Dave Brubeck Quartett with Paul Demond / Castilian Drums
- Lou Donaldson / Alligator Bogaloo
- Bill Handerson / Libve at the Times
Bevor ich nun zum wesentlichen komme möchte nochmal kurz ausholen. In der nahen Vergangenheit konnte ich bereits mehrere Breitbänder wie auch Coaxial-Systeme, dynamisch wie auch als Horn realisiert, hören. Die genannten Konstruktionen haben alle einen kleinen gemeinsamen Nenner. Sie arbeiten als Punktschallquelle. Ein Konstruktionsprinzip welches ich persönlich präferiere.
In der Liste der Lautsprecher waren die Audium Comp 9.2, die Fyne F1-10, die Tannoy GRF wie auch die Seta Audio Soulitaire 12. Privat verwende ich selbst eine Lösung mit Coaxial Horn in dem BMS Kompressionstreiber verbaut sind. Die genannten Lautsprecher decken das Preis-Segment von 9.000 bis 21.00 EUR ab. Wobei sich die Nenuphar mit einem Listenpreis von 17.000 EUR am oberen Ende einreihen.
Der Klang
Man sollte normalerweise nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber Ausnahmen sind immer wieder gerne gesehen und gelesen. Die Nenuphar macht genau das, was man von einem Breitbänder erwartet. Er holographiert das Musikgeschehen in den Raum. Gibt es das Wort überhaupt?
Die Darstellung der Musik war räumlich präzise und gegeneinander abgrenzend zu gleich. Ein Musiker verschwamm nicht mit der Position eines zweiten Musikers oder Interpreten. Die Musik war stabil im Gesamtbild und von den Klangfarben der akustischen Instrumente sehr authentisch. Anblasgeräusche wie auch Anschlagsequenzen von Tasteninstrumenten stellten eine sofortige Assoziation zu dem dahinterliegenden Instrument dar. Mit akustischer Musik gefüttert oder auch Gesang glänzte die Nenuphar. Man glaubte der Nenuphar einfach was Sie an Musik in den Raum reproduzierte. Man hörte nicht Lautsprecher man hörte Musik. Man suchte nicht Fehler am Klangbild, man hörte Musik. Es war interessant festzustellen, wie man vergaß sich einen Eindruck von den Qualitäten der Lautsprecher zu verschaffen und sich stattdessen dem Musikhören hingab.
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Bassabteilung ganz und gar nicht vernachlässigt wurde. Wenn Bassanteile ein Bestandteil der Musik waren, kamen diese knackig aus dem Gehäuse auf die lauschenden Ohren. Gerade die Bassdarstellung ist bei Breitbändern und Coaxialsystemen öfters mal die Achillesferse. Feindynamisch hatte die Nenuphar gar keine Probleme die Basspartitionen zeitkorrekt zu bedienen. Bassattacken kamen, je nach Aufnahmequalität der Musikstücke, richtig dosiert und waren weder vordergründig noch zurückhaltend. Auch in der Basstiefe konnte man nicht von einer Armut reden. Also das war deutlich mehr an Bassqualität als ich mir von einem 10 Zöller erwartet habe.
Was die Abteilung Grobdynamik anbetrifft so muss ich hier leider passen, da wir in dieser Hör-Session kein Gas gegeben haben.
Blick auf die linke Nenuphar Blick auf die rechte Nenupahr
Das Fazit
Alles oberhalb dem Grundton ist eine Ohrenweide mit der Nenuphar und umschmeichelt das Ohr des Hörers. Die Abteilung Bass wird hinreichend qualitativ bedient und rundet das Gesamtbild sehr positiv ab. Ein quengelnder Hochton war in der Session nicht ansatzweise wahrzunehmen. Es gab keine Ermüdungserscheinung sondern ganz im Gegenteil, es wurde immer wieder gerne in die Musik hinwein gehört um dieser zu folgen. Egal ob man gerade einem Gespräch war oder nicht.
Nach meinem heutigen Intermezzo mit dieser Nenuphar in diesem superben Setup, der Meishu hat hier ganz sicher seine Qualitäten voll ausgespielt, würde ich wagen zu behaupten das es sich um einen der richtig guten Einpunktstrahler auf dem aktuellen Markt handelt.
Wenn man sich den Preis des Lautsprechers von knapp 17.000 EUR anschaut – man darf und kann hier nicht von einem Schnäppchen reden – so muss man dennoch festhalten das man jede Menge Musikalität für die investierten EURO erhält. Ein sehr hoch interessanter Lautsprecher der bei so manchem Musikliebhaber eine finale Lösung darstellen kann!
Link #1: Mr HiFi (deutsch)
Link #2: Cube Audio (englisch)