Zu Gast in einer anderen Dimension

Am zurückliegenden ersten Wochenende des Monats war es mal wieder soweit. Ich habe meinen Allerwertesten, zum ersten Mal nach der HighEnd 2024, wieder ins Auto gewuchtet und im Namen des Herren, einer gewissen HiFinessen Vorfreude und mit jede Menge Neugier an die Landesgrenze zwischen den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz gefahren. Dies geschah alles natürlich nicht spontan, sondern mit Ansage, einer bereits zur HighEnd 2024 erfolgten Einladung und ein wenig Terminplanung.

Das heutige Ziel meiner Hoffnungen, so meine Erwartungshaltung, sollte ein außergewöhnliches DIY-Lautsprecherprojekt welches extra in einem für Sie erstellten artgerechten Raumkonzept, zu erfahren und zu natürlich zu erleben. Und so sollte es dann auch kommen.

Nach der Ankunft wurde ich bereits vom Hausherrn erwartet. Nach freundlicher Begrüßung, wir hatten uns schließlich schon 4 Wochen nicht gesehen ging es erstmal ins Haus. Für die Dauer des Berichtes nenne ich meinen Gastgeber zur Vereinfachung einfach mal Sascha.

Also Sascha und meine Wenigkeit gingen zum Empfang, wie es sich richtigerweise auch so unter HiFi Verrückten gehört, zuerst zur Kaffeemaschine. Äh Moment, nix Kaffeemaschine! So was triviales wie Kaffeemaschine ist hier nicht Uso. Hier nur Siebträgermaschine! Und zwar das ganze Programm. Eigentlich hätte man hier schon den Tag beschließen können. Sehr lecker. Aber ich hatte noch ein Restprogramm.

Tatsächlich haben wir dann den Absprung vom Kaffee gefunden und haben das Hauptprogramm, das wir erst abends um 21:15 Uhr beenden werden sollten, gestartet.

Wir verlassen also das eigentliche Wohnhaus über einen Satz von Treppenstufen und schreiten über eine kleine gepflegte Rasenfläche in Richtung eines auf dem Grundstück befindlichen separaten Haus. Das Haus sieht aus wie eine nach oben hin mit einem Zusatzstockwerk aufgedoppelte Großgarage. Der Eingang in dieses Haus befand sich auf der abgewandten Seite und auf Höhe der ersten Etage betrat man selbiges.

Level 1

Und da waren wir also. Vor mir eröffnet sich das Musikzimmer. Gelinde gesagt eigentlich eine Untertreibung schlechthin. Was sich so trivial anhört ist es nicht. Dazu später mehr. Denn schon jetzt war klar, Sascha nennt nicht nur ein dediziertes Musikzimmer sein eigen, was schon eh die wenigsten haben, nein, er hat sein Reich auch noch in einem dedizierten Haus nur dafür platzieren können! Und als wenn das nicht alles schon genug ist, so sei muss noch erwähnt werden, dass dieses Haus auch noch frei im Raum steht! Und sowas wie Externe Geräuschemissionen sind in dieser Gemengelage, in der Nähe gab es auch einen kleinen Friedhof, nicht mal annähernd zu rechnen. Mehr geht eigentlich kaum noch, wenn man denn konzeptionell Musik lauschen will!

Level 2

Konzeptionell Musik lauschen? Bahnhof? Watt? Ja genau. Aber wo und wie fange ich das jetzt an. Schwierig. Also, Sascha selbst hat schon seit vielen Jahren jede Menge Ideen und Vorstellungen, ich verwende jetzt absichtlich nicht das Wort „Visionen“, da man bei selbigen zumeist anschließend zum Hausarzt zitiert wird, welchen er hier diese komplett umsetzen und anwenden konnte.

Fangen wir also an. Am Anfang war die EBU 3276! Was ist kaputt?

Okay, zum Mitlesen: die EBU 3276 (eine Art Normierungspapier) ist, vereinfacht geschrieben, ein Stück offizielles Papier welches alle technischen, akustischen wie auch sonstig notwenige Parameter beschreibt, um nicht zu sagen zwingend vorgibt, die man zur Umsetzung zwingend benötigt und einzuhalten hat, um ein entsprechendes Raum/Lautsprecherkonzept zu erstellen welches den Besitzer am Ende eines entsprechenden Zertifizierungsprozess faktisch in die Lage versetzt, die Betriebserlaubnis für sein dann offiziell anerkanntes Musik-Mastering-Studio zu erhalten!

Schwieriger Satz! Einfach nochmal lesen und staunen. Ich übersetze einmal: Sascha hat die Vorstellung und den Wunsch seit Jahren gehegt und gepflegt sein Musiksimmer, schon wieder diese Untertreibung, so zu gestalten und zu bauen, dass er in die Lage versetzt wird, die dann dort wiedergegebene Musik so nah wie möglich am Original zu erleben ist.

Und dieser Zustand, also dem Original am Nächsten ist nur dann gegeben, wenn sich die Wiedergabe der Musik in seinem eigenen Raum so darstellt, wie an dem Ort wo die die finale Aufnahme erstellt wurde. Nämlich so wie an dem Arbeitsplatz an dem das Master erstellt wurde. Nämlich im Mastering-Studio. Und um das zu erreichen hat Sascha halt einfach die EBU 3276 baulich angewandt. Das ist alles. Grins.

Level 3

Um dieses Projekt zu stemmen gab es einiges zu tun. Die Kniehöhe des Musikzimmers wurde um 120cm angehoben. Die Decke, ein größerer Dachgiebel, wurde akustisch auf beiden innenliegenden Seiten komplett akustisch behandelt. Unterhalb des Dachgiebels zur Außenmauer wurden auf der Vorder- und Rückseite der Hörachse jeweils ein Helmholzresonator integriert. Die beiden extremst schmalbandigen Raum-Moden-Vernichter arbeiten jeweils auf einen eine Breite von 2 Hertz. Und jeder der Helmholzresonatoren arbeitet auf einem unterschiedlichen Wirkungsbereich.

Die Lautsprecher, ein integraler Bestandteil des Konzepts, ich meine natürlich der EBU 3276, ich mache es kurz sonst schreibe ich mir hier den Wolf, mussten genauso den formellen Vorgaben folgen wie die Raumakustischen Maßnahmen. Und das war auch alles andere als einfach. Wer sich hier schlau machen will kann ja entsprechend nachlesen und staunen. Kleine Randnotiz: Diese Norm, wurde wohl in Europa standardisiert und wohl in Amerika übernommen. So heißt es.

Aus dieser Sachlagengemenge ist die Konstruktion des Lautsprechers auch erklärbar. Die Dimensionen, der Aufbau und die Bestückung sind somit mehr oder weniger eine Folgeerscheinung der Vorgaben der EBU 3276 im Kontext zu den bestehenden baulichen Gegebenheiten.

Hier ein paar Daten zum Lautsprecher

  • Höhe: 2,225m
  • Breite: 70cm
  • Tiefe: 40cm.
  • Der Sockel ist 10cm rund herum überstehend.
  • Gewicht: 280kg pro Lautsprecher

Hier ein paar Daten zur Positionierung

Das akustische Zentrum des Lautsprechers liegt bei 120cm Höhe. Die Basisbreite von einem Hochtöner zum anderen Hochtöner ist 3 Meter. Der Abstand von jedem Hochtöner zum Hörplatz beträgt ebenso 3 Meter. Somit haben wir hier ein gleichseitiges Dreieck.

Ein paar Mess-Diagramme

Der Frequenzfang am Hörplatz

Die Verzerrungen am Hörplatz (Grundton, K2, K3, K4 und K5)

Die Nachhallzeit nach EBU 3276 zwischen 0,2 und 0,3 genau im Fenster, wobei unter 100Hz später noch eine Verbesserung erzielt wurde.

Level 4: Intro

Ich habe ca. 90 Minuten im Raum erstmal mit Sascha über seine ganzen Baumaßnahmen geredet und mir die Anlage im Detail angeschaut. Die Lautsprecher selbst habe 4x 46er Tieftöner verbaut. Der Lautsprecher verfügt über keine eigene Frequenzweiche. Die Treiber werden über 3 HiFi-Akademie Endstufen mit integrierten DSP angesprochen. Das DSP dient hier nur als elektronische Frequenzweiche und als elektronische Einrichtung für die Gruppenlaufzeit, sprich die zeitrichtige Wiedergabe. Es werden keine elektronischen Maßnahmen zur Raumkorrektur angewandt. Der komplette Raum ist passiv akustisch bearbeitet.

Die 3 Endstufen wurde von einer Dr. Feickert Vorstufe angesteuert. Als analoge Quelle diente ein Dr. Feikert Woodpecker mit 12 Zoll Jelco Tonarm und einem Dynavector DV 20X2 L Tonabnehmer. Als digitale Quelle kam ein Cyrus Audio DAD7 (CD-Spieler) zum Einsatz. Einen Streamer gab es nicht.

Level 5: Mein Klang Eindruck:

Gleich vorweg, meine Kinnlade ist dageblieben wo sie hingehört. Das ändert allerdings nichts an der grundsätzlichen Strahlkraft und Faszination des Gesamtsystems. Den Lautsprecher getrennt zu bewerten verbietet eigentlich schon die menschliche Logik. Schließlich habe ich diesen Lautsprecher niemals woanders gehört.

Man hört hier nicht die Lautsprecher und eigentlich schon gar nicht den Raum in dem man sich befindet. Man hört hier das musikalische Ergebnis des Mastering Prozesses welches auf dem darstellenden Medium gepresst wurde.

Eine Liste der verwendeten Tonträger

Und das was ich hörte war gut. Mein Referenzstück, die Brother in Arms Version von der finnischen ACapella Gruppe Club of Five, baute sich im Halbkreis hinter den Lautsprecher auf. Bei guten Anlagen kann man die Gesangsgruppen Links und Rechts separat wahrnehmen. Hier ging es noch eine Stufe weiter. Im Ergebnis wurde hier zwischen jedem Sänger bzw. Sängerin der entsprechende Abstand hinzugefügt. So konnte man die Anzahl der Sänger hinter dem Hauptakteur ohne Kopfbewegung heraushören. Die Darstellung der Gruppe passierte quasi On-the-Fly. Die Aufstellung der Gruppe wurde einfach dargestellt. Man musste sich nicht mal konzentrieren, man „sah“ sie einfach. Und davor stand der Hauptinterpret der mit seiner Alt-Stimme dezent tief, nicht allzu tief wie bei vielen Systemen, die Melodie zelebrierte. Denn gerade diese Alt-Stimme provoziert bei vielen Systemen die Raumakustik mitzuspielen und provoziert eine unnatürliche Stimmtiefe. Auch die Darstellung in der Höhe war so wie erwartet. Die Köpfe der Sänger waren nicht auf 80 cm fixiert, sondern konkretisierten sich in einer Höhe um die >160cm. Als sitzender Hörer schaute man rauf auf die Gruppe und folgte deren Gesangsleistung. Beeindruckend wie locker und stressfrei Musik wahrgenommen werden kann, ohne dass man übermäßig viel Konzentration aufbringen zu müssen.

Was bei allen Musikstücken auffiel, war die Abstinenz der Bassorgien. Wer das nicht gewöhnt ist, wird hier auf eine harte eine sehr harte Probe gestellt. Und zwar eine existenzielle Probe. Denn es ist nicht so, als wenn auf jedem Medium bis zum Anschlag die Bass Spur ausgewalzt wird. Nein, es stecken nicht überall versteckte 20 Hz Informationen die nur darauf warten aus den Lautsprechern zu springen um den Zuhörer in freudige Erregung zu versetzen. Nö. Wenn auf der Aufnahme ein Tiefbass ist, dann wird der Tiefbass auch hier erzeugt.

Und viele Zuhörer wird es irritieren, dass ihre 80 Hz gar keine echten 20 Hz sind, sondern eben nur echte 80 Hz. Wenn dann aber doch einmal ein 20 Hz Burst vom Tonträger auf diesem System einfach mir nichts dir nichts in den Raum gedrückt wird, dann, ja dann, klappt dem unbedarften Zuhörer gerne die Kinnlade herunter. Und spätestens dann weiß er auch, dass 80 Hz doch keine echten 20 Hz sind.

Das Gesamtsystem in diesem Raum zeigt eigentlich mehr als deutlich das wir alle unserer eigenen Sound-Signatur hinterlaufen. Und unsere so heiß geliebte Sound Signatur hat so gut wie immer rein gar nichts mit dem Mastering-Ergebnis etwas zu tun.

Beim abspielen der Album Bassroom von Nenad Vasilic erlebte man die Begrifflichkeit des Musikflusses der Musikwiedergabe genauso wie das Erleben der verschiedenen Obertöne beim Nachschwingen einer oder mehrerer angespielten Basssaiten. Man erlebts nicht nur den Grundton der Basssaite, sondern ach die Vielfachen davon die anschließen wie selbstverständlich nachgezogen wurden. Ein Effekt, eine musikalische Darstellung die ich in dieser Form und Intensität noch nie so wahrnehmen durfte. Man hört quasi nicht nur die Note selbst sondern auch seine Vielfachen. Staunen. Ebenso erfährt man in einer sehr hohen Deutlichkeit die verschiedenen Bassabstufungen die auf den Tonträgern hinterlegt sind. Durch die zeitrichtige, extrem raumkorrigierte und normierte Wiedergabe in Energie und Abstand erfährt man auch Musikinformationen die in normalen Raum/Setup Kombinationen untergehen und völlig überdeckt und somit nicht wahrgenommen werden. Die Musik in ihrer Vielfältigkeit wird quasi neu entdeckt. Oder einfach geschrieben: Da gibt es Noten und Ansammlungen von Musikinformationen auf den Tonträgern die wir noch nie gehört. haben. Großes Staunen.

Beim Hören der Midnight Sugar Vinyl von dem Tsuyoshi Yamamoto Trio (eine TBM Pressung) wurde die Energie des Flügels mit einer Energie gespielt das der Zuhörer glaubte er müsse dem Schall ausweichen. Ein sehr ungeliebter Umstand den viele HighEnder ausweichen möchten, denn Musik die dem Ohr Schmerzen zufügen kann ist nichts für die alltägliche Soundsignatur eines „neutral“ hörenden HighEnder.

Ich befürchte nur, dass hier, spätestens zu diesem Zeitpunkt klar sein muss, das Sascha seinem Ziel eine Musikwiedergabe zu erreichen die dem Mastering Studio gleich kommt nahegekommen ist.

Last Level: Mein persönliches Fazit

Sascha hatte das Ziel, ein eigenes Musiksystem zu etablieren, welches dem musikalischen Abnahmeergebnis eines Studios Mastering Studios nahekommt. Ich denke, er hat dieses Ziel so gut wie erreicht. Die Musik die ich hier hören durfte, es war ja zumeist nie das Original, sondern eigentlich immer „nur“ das Master (wenn überhaupt), war eine in vielen Teilen neue Erfahrung und auch eine Bestätigung für mich in vielen Teilen.

Man könnte jetzt überspitzt sagen, das ist mal ein solides Arbeitsinstrument was da im Raum steht, denn mit den Vorgaben der EBU 3276 „verkommt“ das Setup quasi zu einem Arbeitsgerät. Aber im Grunde hört man hier nur das faktische Arbeitsergebnis eines Mastering Tonmeisters. Also das was wir als Endkonsument eigentlich hören sollten.

Und hier liegt auch ein grundsätzliches Problem. Kaum einer der Endanwender hat weder die technischen noch die raumakustischen Maßnahmen umgesetzt eine solche Aufnahme so hören zu können wie sie eigentlich angedacht war.

Jeder von uns sucht oder hört das was in Summe seine Anlage, sein Raum und seine Aufstellung möglich macht. Und die Sache mit der Elektronik lassen wir mal lieber ganz außen vor. Den wir als Menschen suchen uns das aus was wir glauben das es richtig ist. Und das ist auch gut so. Aber man sollte immer sich daran erinnern das wir nie das Original hören. Denn das Original gibt es nur Live. Der Rest ist das Master! Und genau dieses kann man hier bei Sascha in seinem Konzept-Raum erfahren.

Eine grundsolide musikalische Erfahrung die mich zumindest wieder ein wenig geerdet hat. Dafür ein Fettes Danke. Auch für die drei Steaks übrigens. Und weiterhin jede Menge Freude mit deinem Gesamtergebnis.

Klang-Form Workshop mit Matthias Böde

Heute berichte ich einmal nicht, wie so oft, über einen reinen Hör-Session Termin, sondern über einen ganz speziell zusammengestellten HiFi-Workshop mit dem STEREO Redakteur Matthias Böde.

Das Thema der Veranstaltung laut Einladung war: „Faszination Super-Tonträger“

Super-Tonträger? Watt?

Nein, das ist kein neues HiFi Medium das in den Markt einzieht. Und nein, es ist auch kein neues Marketing-Instrument um ein solches anzukündigen. Es ging in dem Workshop vor allem darum, den Anwesenden aufzuzeigen welch klangliche hochwertige Aufnahmen mit existierenden Vinyl- und CD-Formaten wie umsetzbar sind und auch existieren.

In diesem Zusammenhang zeigte Herr Böde Derivate von CDs und Vinyl-Scheiben die man als Normalsterblicher im Alltagsleben nie zu Gesicht, geschweige denn zu hören bekommt. Auch ging es um eine Crystal-Disc sowie eine Schallplatte aus Kupfer.

Runde 1 | Ein Album, Zwei Versionen

In der ersten Runde wurden zwei verschieden produzierte Versionen von ein und demselben Master vorgestellt. Hierbei haben zwei amerikanische Mastering-Profis das identische Masterband von der ursprünglichen Aufnahme für Ihre Produktion erhalten. Ziel war es offensichtlich, dass man schauen wollte mit welcher Handschrift die Mastering-Profis der Aufnahme neues Leben einhauchen würden.

Interpret: Art Pepper / Album:  Art Pepper Meets The Rhythm Section

Runde 2 | 33er gegen 45er

Hierbei ging es um den Vergleich eines Titels der einmal auf einer 33er Vinyl Version und einmal als 45er Vinyl Version vorlag. Auch hier waren die Masterbänder offensichtlich identisch. Der einzige Unterschied lag in dem unterschiedlichen Schneidesystem. Im Vergleich zur Runde 1 konnte man hier Ad hoc Unterschiede im Klang nachvollziehen. Die 45er Version lag klanglich in einigen Bereich vorne. Das heißt nicht dass die 33 Aufnahmen schlecht waren. Ganz im Gegenteil. Beide Versionen sind klanglich sehr ordentlich, lediglich die 45er Version packt noch etwas Räumlichkeit und Durchzug drauf.

Interpret: Al Dimeola, John McLaughlin, Paco DeLucia / Album: Friday Night in San Francisco

Verglichen wurde die 33er Version von IMPEX gegen die 45er Version von IMPEX

Runde 3 | 33er gegen 33er

Nun kam es zum Vergleich zwischen zwei verschiedenen Vinyl Pressverfahren. Es trat eine 33er MFSL Version gegen eine 33er UltraDisc One-Step Version an. Auch hier konnte man Unterschied im Klangbild deutlich wahrnehmen. Wir reden auch hier nicht von Welten aber die One-Step Version hauchte der Aufnahme noch etwas mehr Leben in den Titel.

Interpret: Santana / Album: Abraxas

Verglichen wurde eine MFSL Version gegen die UltraDisc One Step (Numbered Version) Version.

Runde 4 | Eine Weißpressung

Eine bitte was? Hier ging es nicht um einen klanglichen Vergleich, sondern es wurde eine „Weißpressung“ als Solches vorgestellt. Eine Weißpressung stellt ein Vorserienmuster einer Pressung an. Diese Pressmuster werden den beteiligten Parteien an der Produktion zur Verfügung gestellt um diese auf Fehler jeglicher Art zu überprüfen. Wenn alle Parteien grünes Licht geben wird die richtige Pressung gestartet. Der Name Weißpressung erklärt sich daraus, dass sowohl die verwendeten Cover wie auch die Label-Aufkleber auf beiden Vinyl-Seiten selbst, in aller Regel, noch weiß sind.

Interpret Charly Byrd / Album: The Guitar Artistry Of Charlie Byrd

Runde 5 | Vinyl gegen Compact Disc

Nun kam es zu dem Vergleich einer 45er Vinyl gegen eine CD. Die zu grundeliegende Aufnahme wurde damals, weil es noch keine Magnetbänder zur Speicherung gab, direkt auf eine Folie im Studio geschnitten. Von dieser Folie wurden dann später die die Vinyl-Kopien hergestellt. Es sei erwähnt, dass als Grundlage für die CD Produktion ein Masterband in Anwendung kam deren Ursprung auch von dieser Folie stammt.

Interpret: Anne Bisson / Album: Four Seasons In Jazz – Live At Bernie’s

Verglichen wurde eine 2017 Direct Schnitt 45er Vin vs. UHQ-CD. Beides vom Label: Camilio

Runde 6 | Compact Disc vs. Crystal Disc

Nun wurde es wild. Gehört wurde ein Titel von Jacintha. Einmal gepresst auf eine hochwertigen CD-Produktion und einmal von einer Crystal Disc. Eine Crystal Disc? Genau, richtig gelesen. Was das ist? Bei einer Crystal Disc handelt es sich im ersten Moment um eine normale CD. Beim zweiten Blick stellt man fest, dass die CD nicht aus Kunststoff sondern aus Glas hergestellt ist. Dieses Glasverfahren wurde in Japan entwickelt und soll eine CD-Aufnahme klanglich nach vorne bringen. Grundsätzlich verfolgt man bei der Crystal Disc Produktion den Ansatz, durch verbesserte Vertiefungen eine bessere Auslesbarkeit zu gewährleisten. Zusätzlich scheint ein geändertes Reflektionsverfahren als Spiegelschicht zur Anwendung zu kommen. Hinzu kam, dass die Aufnahme auf der Crystal in einer MQA Kodierung vorlag. Da ein entsprechender CD-Player von Esoteric als Quelle diente konnte man hier womöglich das vielleicht zurzeit beste technisch Klangsystem einer CD-Produktion erleben.

Klanglich lag die Crystal CD vorne. Räumlichkeit und Klarheit war gut nachzuvollziehen und selbst bei mehrmaliger Wiederholung der Teststellung reproduzierbar. Unangenehmer Nebeneffekt der Crystal Disc ist allerdings der Preis der Anschaffung einer solchen CD. Hier steht ein Preis von 1.600 EUR pro Exemplar auf der Preisliste.

Interpret: Jacintha / Album: Here’s To Ben: A Vocal Tribute To Ben Webster

Verglichen wurde eine Ultimate HiQuality CD gegen die Crystal Disk inkl. MQA Kodierung.

Runde 7 | 45er Vinyl vs. DMM-Dubplate

In der vermeintlich letzten Runde wurde es dann spektakulär. Es wurde ein Titel aus dem Stockfish Repertoire aufgelegt. Eine 45er Stockfish Aufnahme trat gegen eine DMM-Dubplate an. Die Dubplate ist eine Kupferplatte wo die Aufnahme direkt reingeschnitten wurde. Es trat also Kunststoff gegen Metall an. Und was dann kam versetzt den Raum in Staunen. Die Dubplate klang überragend. Es gab kein Knistern, es gab kein Rauschen. Auch das normalerweise gut zu erahnende Geräusch der Nadel in der Spurrille war komplett raus aus der Wahrnehmung. Zumindest bei der Lautstärke bei der vorgeführt wurde. Und dann setzt die Musik ein. Wenn man in Runde 1 bis 6 noch mehrere Anläufe brauchte um hier und da die Qualitätsunterschiede herauszuarbeiten so war das hier nicht notwendig. Die Strahlkraft der Aufnahme war einmalig. Selbst die schon sehr gut klingende 45er Version wurde deutlich auf Platz 2 zementiert. Ein beeindruckendes Erlebnis. Die technische Klarheit einer CD (produktionstechnisch gesehen) wurde hier mir der Strahlkraft des Analogmediums perfekt gekreuzt. Beeindruckend. Allerdings gibt es auch hier das Problem der Anschaffungskosten. Für die DMM-Dubplate werden 640 EUR aufgerufen.

Das Gewicht der Dubplate liegt irgendwo zwischen 750 und 1.000 gr. Und die Dubplate ist nur ein einseitig bespielt. Die Unterseite der Platte ist blankes Metall.

Interpret: Chris Jones / Titel: No sanctuary Here / Label: Stockfish

Das Setup

Das Setup bestand im Analogzweig aus einem Dr. Feickert Blackbird mit Jelco Tonarm und einem Dynavector 20X2L Tonabnehmersystem der über eine Dynavector P75 mk IV Phonostufe seine Signale an eine Rotel Michi Vorstufe weitergab. Die Verstärkung übernahmen zwei Rotel Michi M8 Mono-Endstufen. Der Digitalzweig bestand aus einem Esoteric K-03 XD SACD-Player. Wiedergegeben wurde über ein französisches Lautsprecherpärchen Apertura Enigma mk II.

Das Setup aus meiner Sitzposition fotografiert

Mein Fazit

Zuerst möchte ich dem Team von Klang-Form für den gelungenen Workshop gratulieren. Ein tolles Event das sicherlich den anwesenden Personen in Erinnerung bleibt. Ein weiteres Highlight aus Tönisvorst. Danke schön und weiterhin viel Erfolg mit solchen Events.

Ein persönliches Statement

Herr Böde wird in der deutschen HiFi-Community leider oft als polarisierender STEREO Redakteur wahrgenommen. Nach meinem Empfinden ist Herr Böde ein Charakterkopf der dem Thema HiFi und Musik in der heutigen Zeit ein Gesicht gibt. Ein Umstand den nur wenige Personen aus der Szene vermögen können.

Seine Art in solchen Workshops eher unterhaltsam aufzutreten ist nicht unbeabsichtigt sondern spiegelt sein Verständnis zum Thema und HiFi wieder. Seine Lockerheit und sein Auftreten in den Workshops wird oft mit fehlender Ernsthaftigkeit gleichgesetzt. Seine unterhaltsame Art und Weise einer Präsentation wird ihm auch als oberflächliches Knowhow vorgeworfen.

Mir scheint es so, dass dies ein persönliches Problem der zumeist bierernst auftretenden „HighEnder“ mit überzogenen Erwartungshaltung ist.

Man kann in solchen Workshops kaum erwarten das einem die ganze Welt des Musikhörens in 90 Minuten erklärt wird. Aber genau dieser Personenkreis erwartet ja auch, das man auf jeder HiFi Messe die besten Anlagen mit dem bestmöglichen Klang zu hören bekommt.

Kommt man in die Gelegenheit mit Herr Böde persönlich zu sprechen, so merkt man als Zuhörer recht schnell, dass hier ein riesiges Repertoire an Knowhow aus den Bereichen Musik, Szene wie auch dem Markt vorhanden ist.

Gut gemacht Herr Böde.