Klang-Form Workshop mit Matthias Böde

Heute berichte ich einmal nicht, wie so oft, über einen reinen Hör-Session Termin, sondern über einen ganz speziell zusammengestellten HiFi-Workshop mit dem STEREO Redakteur Matthias Böde.

Das Thema der Veranstaltung laut Einladung war: „Faszination Super-Tonträger“

Super-Tonträger? Watt?

Nein, das ist kein neues HiFi Medium das in den Markt einzieht. Und nein, es ist auch kein neues Marketing-Instrument um ein solches anzukündigen. Es ging in dem Workshop vor allem darum, den Anwesenden aufzuzeigen welch klangliche hochwertige Aufnahmen mit existierenden Vinyl- und CD-Formaten wie umsetzbar sind und auch existieren.

In diesem Zusammenhang zeigte Herr Böde Derivate von CDs und Vinyl-Scheiben die man als Normalsterblicher im Alltagsleben nie zu Gesicht, geschweige denn zu hören bekommt. Auch ging es um eine Crystal-Disc sowie eine Schallplatte aus Kupfer.

Runde 1 | Ein Album, Zwei Versionen

In der ersten Runde wurden zwei verschieden produzierte Versionen von ein und demselben Master vorgestellt. Hierbei haben zwei amerikanische Mastering-Profis das identische Masterband von der ursprünglichen Aufnahme für Ihre Produktion erhalten. Ziel war es offensichtlich, dass man schauen wollte mit welcher Handschrift die Mastering-Profis der Aufnahme neues Leben einhauchen würden.

Interpret: Art Pepper / Album:  Art Pepper Meets The Rhythm Section

Runde 2 | 33er gegen 45er

Hierbei ging es um den Vergleich eines Titels der einmal auf einer 33er Vinyl Version und einmal als 45er Vinyl Version vorlag. Auch hier waren die Masterbänder offensichtlich identisch. Der einzige Unterschied lag in dem unterschiedlichen Schneidesystem. Im Vergleich zur Runde 1 konnte man hier Ad hoc Unterschiede im Klang nachvollziehen. Die 45er Version lag klanglich in einigen Bereich vorne. Das heißt nicht dass die 33 Aufnahmen schlecht waren. Ganz im Gegenteil. Beide Versionen sind klanglich sehr ordentlich, lediglich die 45er Version packt noch etwas Räumlichkeit und Durchzug drauf.

Interpret: Al Dimeola, John McLaughlin, Paco DeLucia / Album: Friday Night in San Francisco

Verglichen wurde die 33er Version von IMPEX gegen die 45er Version von IMPEX

Runde 3 | 33er gegen 33er

Nun kam es zum Vergleich zwischen zwei verschiedenen Vinyl Pressverfahren. Es trat eine 33er MFSL Version gegen eine 33er UltraDisc One-Step Version an. Auch hier konnte man Unterschied im Klangbild deutlich wahrnehmen. Wir reden auch hier nicht von Welten aber die One-Step Version hauchte der Aufnahme noch etwas mehr Leben in den Titel.

Interpret: Santana / Album: Abraxas

Verglichen wurde eine MFSL Version gegen die UltraDisc One Step (Numbered Version) Version.

Runde 4 | Eine Weißpressung

Eine bitte was? Hier ging es nicht um einen klanglichen Vergleich, sondern es wurde eine „Weißpressung“ als Solches vorgestellt. Eine Weißpressung stellt ein Vorserienmuster einer Pressung an. Diese Pressmuster werden den beteiligten Parteien an der Produktion zur Verfügung gestellt um diese auf Fehler jeglicher Art zu überprüfen. Wenn alle Parteien grünes Licht geben wird die richtige Pressung gestartet. Der Name Weißpressung erklärt sich daraus, dass sowohl die verwendeten Cover wie auch die Label-Aufkleber auf beiden Vinyl-Seiten selbst, in aller Regel, noch weiß sind.

Interpret Charly Byrd / Album: The Guitar Artistry Of Charlie Byrd

Runde 5 | Vinyl gegen Compact Disc

Nun kam es zu dem Vergleich einer 45er Vinyl gegen eine CD. Die zu grundeliegende Aufnahme wurde damals, weil es noch keine Magnetbänder zur Speicherung gab, direkt auf eine Folie im Studio geschnitten. Von dieser Folie wurden dann später die die Vinyl-Kopien hergestellt. Es sei erwähnt, dass als Grundlage für die CD Produktion ein Masterband in Anwendung kam deren Ursprung auch von dieser Folie stammt.

Interpret: Anne Bisson / Album: Four Seasons In Jazz – Live At Bernie’s

Verglichen wurde eine 2017 Direct Schnitt 45er Vin vs. UHQ-CD. Beides vom Label: Camilio

Runde 6 | Compact Disc vs. Crystal Disc

Nun wurde es wild. Gehört wurde ein Titel von Jacintha. Einmal gepresst auf eine hochwertigen CD-Produktion und einmal von einer Crystal Disc. Eine Crystal Disc? Genau, richtig gelesen. Was das ist? Bei einer Crystal Disc handelt es sich im ersten Moment um eine normale CD. Beim zweiten Blick stellt man fest, dass die CD nicht aus Kunststoff sondern aus Glas hergestellt ist. Dieses Glasverfahren wurde in Japan entwickelt und soll eine CD-Aufnahme klanglich nach vorne bringen. Grundsätzlich verfolgt man bei der Crystal Disc Produktion den Ansatz, durch verbesserte Vertiefungen eine bessere Auslesbarkeit zu gewährleisten. Zusätzlich scheint ein geändertes Reflektionsverfahren als Spiegelschicht zur Anwendung zu kommen. Hinzu kam, dass die Aufnahme auf der Crystal in einer MQA Kodierung vorlag. Da ein entsprechender CD-Player von Esoteric als Quelle diente konnte man hier womöglich das vielleicht zurzeit beste technisch Klangsystem einer CD-Produktion erleben.

Klanglich lag die Crystal CD vorne. Räumlichkeit und Klarheit war gut nachzuvollziehen und selbst bei mehrmaliger Wiederholung der Teststellung reproduzierbar. Unangenehmer Nebeneffekt der Crystal Disc ist allerdings der Preis der Anschaffung einer solchen CD. Hier steht ein Preis von 1.600 EUR pro Exemplar auf der Preisliste.

Interpret: Jacintha / Album: Here’s To Ben: A Vocal Tribute To Ben Webster

Verglichen wurde eine Ultimate HiQuality CD gegen die Crystal Disk inkl. MQA Kodierung.

Runde 7 | 45er Vinyl vs. DMM-Dubplate

In der vermeintlich letzten Runde wurde es dann spektakulär. Es wurde ein Titel aus dem Stockfish Repertoire aufgelegt. Eine 45er Stockfish Aufnahme trat gegen eine DMM-Dubplate an. Die Dubplate ist eine Kupferplatte wo die Aufnahme direkt reingeschnitten wurde. Es trat also Kunststoff gegen Metall an. Und was dann kam versetzt den Raum in Staunen. Die Dubplate klang überragend. Es gab kein Knistern, es gab kein Rauschen. Auch das normalerweise gut zu erahnende Geräusch der Nadel in der Spurrille war komplett raus aus der Wahrnehmung. Zumindest bei der Lautstärke bei der vorgeführt wurde. Und dann setzt die Musik ein. Wenn man in Runde 1 bis 6 noch mehrere Anläufe brauchte um hier und da die Qualitätsunterschiede herauszuarbeiten so war das hier nicht notwendig. Die Strahlkraft der Aufnahme war einmalig. Selbst die schon sehr gut klingende 45er Version wurde deutlich auf Platz 2 zementiert. Ein beeindruckendes Erlebnis. Die technische Klarheit einer CD (produktionstechnisch gesehen) wurde hier mir der Strahlkraft des Analogmediums perfekt gekreuzt. Beeindruckend. Allerdings gibt es auch hier das Problem der Anschaffungskosten. Für die DMM-Dubplate werden 640 EUR aufgerufen.

Das Gewicht der Dubplate liegt irgendwo zwischen 750 und 1.000 gr. Und die Dubplate ist nur ein einseitig bespielt. Die Unterseite der Platte ist blankes Metall.

Interpret: Chris Jones / Titel: No sanctuary Here / Label: Stockfish

Das Setup

Das Setup bestand im Analogzweig aus einem Dr. Feickert Blackbird mit Jelco Tonarm und einem Dynavector 20X2L Tonabnehmersystem der über eine Dynavector P75 mk IV Phonostufe seine Signale an eine Rotel Michi Vorstufe weitergab. Die Verstärkung übernahmen zwei Rotel Michi M8 Mono-Endstufen. Der Digitalzweig bestand aus einem Esoteric K-03 XD SACD-Player. Wiedergegeben wurde über ein französisches Lautsprecherpärchen Apertura Enigma mk II.

Das Setup aus meiner Sitzposition fotografiert

Mein Fazit

Zuerst möchte ich dem Team von Klang-Form für den gelungenen Workshop gratulieren. Ein tolles Event das sicherlich den anwesenden Personen in Erinnerung bleibt. Ein weiteres Highlight aus Tönisvorst. Danke schön und weiterhin viel Erfolg mit solchen Events.

Ein persönliches Statement

Herr Böde wird in der deutschen HiFi-Community leider oft als polarisierender STEREO Redakteur wahrgenommen. Nach meinem Empfinden ist Herr Böde ein Charakterkopf der dem Thema HiFi und Musik in der heutigen Zeit ein Gesicht gibt. Ein Umstand den nur wenige Personen aus der Szene vermögen können.

Seine Art in solchen Workshops eher unterhaltsam aufzutreten ist nicht unbeabsichtigt sondern spiegelt sein Verständnis zum Thema und HiFi wieder. Seine Lockerheit und sein Auftreten in den Workshops wird oft mit fehlender Ernsthaftigkeit gleichgesetzt. Seine unterhaltsame Art und Weise einer Präsentation wird ihm auch als oberflächliches Knowhow vorgeworfen.

Mir scheint es so, dass dies ein persönliches Problem der zumeist bierernst auftretenden „HighEnder“ mit überzogenen Erwartungshaltung ist.

Man kann in solchen Workshops kaum erwarten das einem die ganze Welt des Musikhörens in 90 Minuten erklärt wird. Aber genau dieser Personenkreis erwartet ja auch, das man auf jeder HiFi Messe die besten Anlagen mit dem bestmöglichen Klang zu hören bekommt.

Kommt man in die Gelegenheit mit Herr Böde persönlich zu sprechen, so merkt man als Zuhörer recht schnell, dass hier ein riesiges Repertoire an Knowhow aus den Bereichen Musik, Szene wie auch dem Markt vorhanden ist.

Gut gemacht Herr Böde.

Wenn eine Seerose zum Träumen einlädt

Am Wochenende durfte ich seit langer Zeit wieder einmal einem Hörtermin bei einem Händler einplanen. Zwischen der Corona Lockdown Phase 2 und Beginn von Lockdown Phase 3 war die Möglichkeit gegeben im Wohnraumstudio von Mr-HiFi in Ratingen Heiligenhaus den Lautsprecher Nenuphar vom Hersteller Cube Audio zu hören.

Der Name des Lautsprecher „Nenuphar“ hat in verschiedene Sprachen einen Ursprung und bedeutet „Seerose“. Der Lautsprecher wird in Polen hergestellt und ist mit einem einzelnen Breitband-Lautsprecher der 10 Zoll Klasse bestückt und wird in einem „Tapered Quarter Wave Tube (TQWT)“ Gehäuse verbaut. Übersetzen könnte man TQWT mit „Zapfenförmiges Viertelwellenlängen-Rohr“.

Im ersten Moment könnte man meinen, dass es sich hier um ein Transmission Line Gehäuse handeln würde. Das ist sachlich aber nicht ganz korrekt. Das Gehäuse dient zwar dazu, wie bei einer Transmission Line, dem Breitbänder ein abgestimmtes Bassfundament zur Verfügung zu stellen, aber durch die TQWT Konstruktion hat man flexiblere Möglichkeiten sein Ziel zu erreichen. Flexibilität erkauft man sich hier durch komplexere mathematische Herangehensweise wie auch erhöhten Umsetzungsaufwand. Für weitere Informationen zu diesem Thema möchte ich gerne an das Internet verweisen.

Und genau dieses Thema Breitbänder war es dann auch, der mich spontan dazu verführt hat diesen Termin vor Ort sofort anzunehmen. Breitbändern glänzen in aller Regel mit einer sehr guten räumlichen Stereoabbildung und oft taucht dann auch, je nach Güteklasse des Lautsprechers, das Wort „Holografie“ in der Klangbeschreibung auf.

In die Nenuphar durfte ich vor anderthalb Jahren kurz, um nicht zu schreiben sehr kurz, kurz reinhören. Damals scheiterte eine Vertiefung an dem Andrang um den Lautsprecher. Zudem hörte sich das kurze Klangerlebnis von meiner Position nicht mal in Teilen so an, wie man mir im Vorfeld bereits vorgeschwärmt hatte. Also sollte sich das an diesem Wochenende endlich ändern.

Nach einer kurzen Corona-konformen Begrüßung mit einer Runde glitschigem Desinfektionsmittel für die Hände plus der Faust-Begrüßung ging es für uns Beide in das Wohnraumstudio.

Das heutige Setup

Dort waren die Nenuphar bereits aufgebaut und warteten auf Ihren Einsatz. Als Treibsatz hinter den Lautsprecher fungierte ein Audio Note Meishu Tonmeister. Als Quelle kam ein Dr. Feickert zum Einsatz. CD wurde durch eine Audio Note Transport/DAC Lösung bedient. Und das Thema Streaming wurde durch einen nativen roon Nucleus abgebildet.

Die verwendeten Musiktitel

  • Misa Criolla by Carreras
  • Alison Krauss / New Favorite
  • Anette Askvik / Liberty
  • Cantus / Tove Ramlo Ystad
  • The Dave Brubeck Quartett with Paul Demond / Castilian Drums
  • Lou Donaldson / Alligator Bogaloo
  • Bill Handerson / Libve at the Times

Bevor ich nun zum wesentlichen komme möchte nochmal kurz ausholen. In der nahen Vergangenheit konnte ich bereits mehrere Breitbänder wie auch Coaxial-Systeme, dynamisch wie auch als Horn realisiert, hören. Die genannten Konstruktionen haben alle einen kleinen gemeinsamen Nenner. Sie arbeiten als Punktschallquelle. Ein Konstruktionsprinzip welches ich persönlich präferiere.

In der Liste der Lautsprecher waren die Audium Comp 9.2, die Fyne F1-10, die Tannoy GRF wie auch die Seta Audio Soulitaire 12. Privat verwende ich selbst eine Lösung mit Coaxial Horn in dem BMS Kompressionstreiber verbaut sind. Die genannten Lautsprecher decken das Preis-Segment von 9.000 bis 21.00 EUR ab. Wobei sich die Nenuphar mit einem Listenpreis von 17.000 EUR am oberen Ende einreihen.

Der Klang

Man sollte normalerweise nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber Ausnahmen sind immer wieder gerne gesehen und gelesen. Die Nenuphar macht genau das, was man von einem Breitbänder erwartet. Er holographiert das Musikgeschehen in den Raum. Gibt es das Wort überhaupt?

Die Darstellung der Musik war räumlich präzise und gegeneinander abgrenzend zu gleich. Ein Musiker verschwamm nicht mit der Position eines zweiten Musikers oder Interpreten. Die Musik war stabil im Gesamtbild und von den Klangfarben der akustischen Instrumente sehr authentisch. Anblasgeräusche wie auch Anschlagsequenzen von Tasteninstrumenten stellten eine sofortige Assoziation zu dem dahinterliegenden Instrument dar. Mit akustischer Musik gefüttert oder auch Gesang glänzte die Nenuphar. Man glaubte der Nenuphar einfach was Sie an Musik in den Raum reproduzierte. Man hörte nicht Lautsprecher man hörte Musik. Man suchte nicht Fehler am Klangbild, man hörte Musik. Es war interessant festzustellen, wie man vergaß sich einen Eindruck von den Qualitäten der Lautsprecher zu verschaffen und sich stattdessen dem Musikhören hingab.

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Bassabteilung ganz und gar nicht vernachlässigt wurde. Wenn Bassanteile ein Bestandteil der Musik waren, kamen diese knackig aus dem Gehäuse auf die lauschenden Ohren. Gerade die Bassdarstellung ist bei Breitbändern und Coaxialsystemen öfters mal die Achillesferse. Feindynamisch hatte die Nenuphar gar keine Probleme die Basspartitionen zeitkorrekt zu bedienen. Bassattacken kamen, je nach Aufnahmequalität der Musikstücke, richtig dosiert und waren weder vordergründig noch zurückhaltend. Auch in der Basstiefe konnte man nicht von einer Armut reden. Also das war deutlich mehr an Bassqualität als ich mir von einem 10 Zöller erwartet habe.

Was die Abteilung Grobdynamik anbetrifft so muss ich hier leider passen, da wir in dieser Hör-Session kein Gas gegeben haben.

Das Fazit

Alles oberhalb dem Grundton ist eine Ohrenweide mit der Nenuphar und umschmeichelt das Ohr des Hörers. Die Abteilung Bass wird hinreichend qualitativ bedient und rundet das Gesamtbild sehr positiv ab. Ein quengelnder Hochton war in der Session nicht ansatzweise wahrzunehmen. Es gab keine Ermüdungserscheinung sondern ganz im Gegenteil, es wurde immer wieder gerne in die Musik hinwein gehört um dieser zu folgen. Egal ob man gerade einem Gespräch war oder nicht.

Nach meinem heutigen Intermezzo mit dieser Nenuphar in diesem superben Setup, der Meishu hat hier ganz sicher seine Qualitäten voll ausgespielt, würde ich wagen zu behaupten das es sich um einen der richtig guten Einpunktstrahler auf dem aktuellen Markt handelt.

Wenn man sich den Preis des Lautsprechers von knapp 17.000 EUR anschaut – man darf und kann hier nicht von einem Schnäppchen reden – so muss man dennoch festhalten das man jede Menge Musikalität für die investierten EURO erhält. Ein sehr hoch interessanter Lautsprecher der bei so manchem Musikliebhaber eine finale Lösung darstellen kann!

Link #1: Mr HiFi (deutsch)
Link #2: Cube Audio (englisch)