Dutch Audio Event 2022

Am Sonntag ging es für mich und meinen Begleiter Florat Seta von SETA-AUDIO in unser freundliches Nachbarland nach Holland. Unser Ziel: Die wichtigste HiFi Messe der BeNeLux-Staaten. Die Dutch Audio in der Nähe von Eindhoven.

Schon beim Betreten des Messegeländes bemerkte man das die ersten Corona Hürden überwunden wurden. Es standen schon reichlich Autos um 10:00 Uhr auf dem Groß-Parkplatz vor dem Konferenzhotel. Das war letztes Jahr, 2021 hatte Holland gerade 1 Tag vor dem Messebeginn die Maskenpflicht gekippt, noch ganz anders. Und wie ich anschließend erfuhr war die Messe von den Räumen so gut wie ausverkauft. Da wären mehr als 33% Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Eine innere Zufriedenheit stellte sich ein. Nach den ersten Treffen mit mir bekannten Ausstellern und Vertrieblern erfuhr ich, dass man sehr zufrieden war mit dem zurückliegenden Samstag und den Besucherzahlen. Unbestätigte 3.000 zahlende Zuschauer waren offensichtlich nach Eindhoven geströmt. Und heute, am Sonntag, schien sich das Ganze zu wiederholen.

Vorweg sei gesagt, dass gegen Mittag einige Räume komplett belegt waren. Oder sollte ich eher schreiben das sie zivilisiert belagert wurden? Vor den Türen bildeten sich Menschentrauben die ruhig und gelassen auf freiwerdende Stühle schielten. Eine Eigenschaft die ich bei manchen Deutschen Messen wünschen würde.

Der Belegungsplan der Messe

Auch wenn wir ca. 8 Stunden vor Ort waren so kann man nicht jedes Zimmer besuchen geschweige denn auch lauschen. Insofern hat man entweder einen Plan oder man reagiert intuitiv auf äußere Merkmale. Wir hatten ein Minimalprogramm und haben auch einiges überraschendes gefunden. Ich werde nur jeweils kurz auf das Highlight eingehen.

Highlight #1 : Clarisys Audio Minuet

Nun, wer meine Homepage hin und wieder besucht, dem wird dieses Highlight nicht wirklich überraschen. Die Minuet durfte ich als erster Europäer zum Lauschen in meiner Stube für mehrere Wochen genießen. Ein Magnetostat in den Fußstapfen der amerikanischen Flächenstrahlerdynastie derer zu Apogee? Nicht wirklich. Ein wenig besser! Zum einen ist der verwendete Materialmix der Magnetostaten zeitgemäß abgestimmt und leidet nicht mehr an den ein oder anderen Problemen der älteren Apogee Lautsprecher. Die Minuet gibt es in der Standardausführung mit Ferrit-Magneten und optional auch mit Neodym Magneten. Angetrieben wurden Minuet mit einem Goldmund Vollverstärker. Tatsächlich reicht dieses kleine Kraftpaket von Goldmund aus um den Lautsprecher die Töne beizubringen. Das Ambiente war komplett in Schwarz gehalten und lenkte somit von nicht als der Anlage ab. Der Bergmann Dreher tat sein Teil zum Klang bei. Es sei erwähnt das diese „kleine“ Minuet, es ist das kleinste Model der Clarisys Reihe, ganz schön hinlangen kann. Im Sinne von Grobdynamischer Wiedergabe. Und das in einer den Flächenstrahlern typischen Art und Weise, nämlich ziemlich impulsiv. Wenn man dieses Klangkonzept mag hat man hier eine wundervolle Lösung für mittelgroße Räume. Es sei erwähnt das mit Zunahme der Raumgröße (>100 qm²) und freier Positionierung der Lautsprecher im Raum (1/4 Raumtiefe) und Abstand zur Seitenwände die Minuet ihr Potential demonstrieren kann. Für den ein oder anderen Zweifler bezüglich der Betriebsfestigkeit der Elektronik kann man noch schreiben das die Minuet tatsächlich eine praxisnahe und somit verstärkerfreundliche 4 Ohm Kennlinie aufweist. Ein tolles Ensemble.

Clarisys Audio Minuet an Goldmund Kette und Bergmann.

Highlight #2: SoundKaos Libération

War die Minuet eigentlich nur indirekt ein Highlight, ich kannte Sie ja schon sehr gut, so war die SoundKaos ein positiv überraschendes Setup. Sehr gute Stimmwiedergabe mit authentischem Klangbild und gutem Bühnenbild konnte begeistern. Man erkennt es nicht auf den Bildern, aber im oberen Teil der Lautsprecher befinden sich links und rechts ein Breitbänder und in der Mitte ein Bändchen. Eine durchaus seltene Anordnung. Aber sie zeigte eine sehr gute Musikalität. Zumindest für meine Ohren und meinen Hörplatz. Wenn man aber sah was da für Endstufen die Membrane im Griff hatten wurde einem schon Warm ums Hertz. 40 Röhrenkolben trieben die Lautsprecher an. Da sollte genug Strom geflossen sein um die die Treiber im Griff zu halten. Die Abwärme der Röhren wie auch den Stromverbrauch kann man sich sicherlich als Besitzer schönreden. Wer dieses Setup betriebt, hält seine Stromrechnung auch nur für eine etwas ausgeartete Restaurant Quittung. Das Setup selbst konnte in sehr kurzer Zeit meine komplette Aufmerksamkeit auf sich lenken. Das Lauschen hat ganz klar Freude bereitet.

SoundKaos LIBéRATION an zwei Atma-Sphere MA-2

Highlight #3: Gryphon EOS 2

Gryphon, schon wieder Gryphon. 2019 war es die Gryphon Trident II die mich mit ihrer schieren Power und Dynamik begeistert hat. Heute, 2022 war es die erst vor kurzem neu vorgestellte EOS 2. Was kann denn da überraschen? Nun, das Verhältnis von Klangergebnis zu Lautsprecher-Volumen und Größe. Die feine und klare Nuancierung im Mittenbereich bei gleichzeitiger Kraft und Durchzeichnung war dem überschaubaren Gehäuse nicht anzusehen. Auch wenn es sich hier offensichtlich um einer dieser Orchestergraben-Lautsprecher handeln sollte, so nenne ich die Lautsprecher die Ihre Musik von unten nach oben wiedergeben, so war dies in diesem Fall nicht der Fall. Zumindest nicht an meiner Hörposition. Lautsprecher in dieser Größe haben in aller Regel das Problem der Größendarstellung. Dieses Problem war in dieser Konstellation kaum zu vermerken. Die Darstellung der Musik war Glaubhaft und Diffizil und differenziert. Die Musik war einfach präsent und klang atmosphärisch. Für eine Messevorführung war dies sicherlich eine seltene und auch sehr gute Vorführung. Ach ja, die Bassqualität. Die war ebenso vorhanden. Natürlich kann auch Gryphon die Physik nicht ignorieren. Aber die Entwickler haben hier ihre Hausaufgaben sehr gut gemacht.

Gryphon EOS 2 an Gryphon Elektronik und VPI Dreher

Ein paar Eindrücke von anderen Setups die wir besucht und auch angehört haben.

Ein paar sonstige Impressionen von der Messe.

Gruppenfoto ohne Dame

Links

Link zur Clarisys Audio Homepage (Vertrieb)
Link zur SoundKaos Homepage (Hersteller)
Link zur Gryphon Homepage (Hersteller)

Link zur Dutch Audio Event Homepage (Veranstalter)

Die BeNeLux HiFi Messe

Der eigentliche Name der Messe lautet X-FI Premium Audio Show 2019 und stellt defacto die Standard HiFi Messe für die Länder Belgien, den Niederlanden und Luxemburg da. Den Austragungsort in Holland findet Ihr bei Google Maps mit dem Suchbegriff „Koningshof Veldhoven“. Als „Messegelände“ fungiert das „Hotel NH Eindhoven Conference Centre Koningshof“.

Im Gegensatz zu den lokalen deutschen HiFi-Messen wie den „Nord Deutschen“, den „Süd-Deutschen“, den „West-Deutschen“, den „Mittel-Deutschen“ und den „Deutschen HiFi Tagen“ kostet die HiFi-Messe in Holland 11,00 EUR Eintritt pro Tag.

Das Hotel ist kein reines „Übernachtungshotel“. Sondern ein Konferenzhotel mit angeschlossenem Hotel. Das bedeutet in diesem Fall, dass das komplette Erdgeschoß, das auch das ganze Ausstellungsgelände darstellte, nur aus Konferenzräumen bestand.

Bei den deutschen Messen dienen zum größten Teil ausgeräumte Hotelzimmer als Präsentationsfläche. Hier bei der X-FI gab es keine typischen Räume mit Holzvertäfelungen und oder Nasszellen. Es gab auch keine Einbauschränke und oder festmontierte Kopfteile von entfernten Betten. Die Räume waren aber auch von Ihrem Mobiliar befreit worden und hatten eine einheitliche akustische Beschaffenheit. Somit war die Infrastruktur der Messe um einiges besser als in den Hotels die man aus Deutschland kennt.

Warum ist das besser?

In Hotels bilden sich immer im Eingangsbereich der Zimmer eine Art Sammelbecken von Zuhörern die keinen Platz mehr im Raum bekommen haben. Nicht nur, das dies für vermehrte Geräusche während der Vorführung sorgt, auch ein Einfaches rausgehen ist kaum ohne Aufwand möglich. Man muss sich durch die verstopfte Masse kämpfen. Das lenkt sich bereits im Raum sitzenden Zuhörer nur unnötig ab. In den Räumen gab es nur eine Tür ohne angrenzenden Tunnel. Rein gehen und setzen oder stellen war daher kaum ein Problem.

In den Konferenzräumen war deutlich weniger Bewegung und Unruhe festzustellen, so dass dies subjektiv zu einer verbesserter Wahrnehmung beim Zuhören führte. Resultat: Weniger Ablenkung und weniger Hektik.

Die Fläche, obwohl ebenerdig, war riesengroß. Wir sind von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr von einer Vorführung zu nächsten gegangen. Es schien kein Ende zu nehmen. Wir haben uns auch zweimal verlaufen da die Umgebung ziemlich gleichartig aussah. 50 bis 60 Meter betrug ein Gang, das war dann eher die Regel als eine Ausnahme. Und an diesen Gängen waren die Präsentationszimmer angebunden.

Die Verbindungsräume, quasi Knotenpunkte, wo sternmäßig weitere abgehende Gänge angebunden waren, beherbergten LP und CD Verkaufsstände. Und (gefühlt) alle Stunde fanden wir ein Restaurant wo man etwas essen konnte. Oder Kaffee trinken. Und es war ziemlich oft ein anderes Restaurant.

Ich weiß es nicht sicher und müsste es auch nachzählen, aber gefühlt waren es 60-80 Zimmer.

Übrigens, es gab kein reines Hersteller-Zimmer. Alle Vorführzimmer waren durch Vertriebe belegt. Somit war sichergestellt, dass ein extrem breites Produktportfolio vorgeführt wurde. Doppelte Lautsprecherpräsentationen? Pustekuchen. Selbst bei der Verstärkertechnik gab es kaum Überschneidungen. Allerdings bei den Kabeln.

Übrigens: Man sprach Holländisch oder Englisch! Einige Vertriebler verstanden auch Deutsch oder sprachen es auch. Primäre Anfragesprache von uns war immer Englisch. Mein Holländisch existiert faktisch nicht.

Der Gryphon Raum

Die Trident MkII sind schon allumfassende Lautsprecher. Man spürte schon im Ansatz der Lautsprecher die Musikfront vor einem wie ein gutes Obejekiv aufzoomte und das Geschehen sichtbar machte. Der Raum war allerdings schlicht eine Katastrophe. Mit dem letzten Bass-Schlag verstummte die Anlage sofort. Im Raum wanderte der Nachhall noch sicherlich 1,5 Sekunden umher. Während der 45-minütigen Demo fiel das zum Glück nicht so ins Gewicht.

Der Vitus Raum

Die Vitus Elektronik wird zur Zeit auf allen Kontinenten gehypt ohne Ende. Zumindest an der Pearl kann man nur sagen „Nicht umsonst“. Gute Kombination mit hohem Spassfaktor. Das merkt man immer wenn man nicht mehr raus will.

Der Ilumnia Vocalis Raum

Tja. Das musikalische Highlight auf der X-FI. Ich durfte am Abend mit dem Entwickler und seiner Crew – und natürlich Gregor – auf die After-Show-Party und mit allen ein paar Bier trinken etwas fachsimpeln.

Aber was die ilumnia Vocalis an der EAR Kette in den Raum zauberten war absolut erwähnenswert. Einfach ergreifend. Die Kette überraschte mit hoher Plastizität und räumlicher Darstellung. Es war keine Härte im Klangbild zu hören. Der Bass kam kurz und trocken und überraschte mit seiner tiefen Gangart. Einer der Beweise, das dieser Kompaktlautsprecher glänzend mit dem Raum klar kam. Die gespielte Musik, nicht nur so „audiophiler Krempel“, passte wunderbar zur Anlage und hob die Qualität der Demonstration noch mal ein wenig an. Der neuartige Treiber macht einige Sachen besser als andere Treibersysteme und spielte die 360°-Karte aus. Wer die Möglichkeit erhält dieses Pärchen zu hören, dann unbedingt anhören. Ich meine es lohnt sich.

Achja. In einer nachträglichen nicht repräsentativen Umfrage der X-FI wurde dieser Raum als „bester Raum/Demo“ ausgezeichnet. Diese Umfragewerte sollte man nicht überbewerten, aber die Zahlen stellen schon einen kleinen eindeutigen Trend dar!

Der Ilumnia Magister Raum

Ein Raum weiter als die ilumnia Vocalis kam Raum Nummer zwei mit den Standlautsprecher von Ilumnia. Die Magister. Persönlich empfand ich die Vocalis an diesem Tag überraschender und etwas musikalicher. Das heißt aber erstmal nichts. Der Raum der Magister war etwas kleiner und somit „gefühlt“ ungünstiger. Dennoch, man merkte das die Magister die unteren Regionen des Frequenzgang souveräner in den Raum drücken konnte und dies auch tat.

Die Elektronik war wahrlich oversized aber auch faszinierend. Was ein Gerätepark. Alle Hauptgeräte standen auf automatischen Stabilizern. Diese Stabilzier hielten die auf ihnen platzierten Geräte ständig in der Waage!

Und der Aries Cerat Genus Röhren-Vollverstärker wirkte wie ein raumgreifendes Eisenschwein. Wahnsinn. Man beachte einfach den Kopfhörer vor dem Amp zum Größenvergleich. Wer jetzt vermutet, das das halbe Gehäuse leer ist, der täuscht sich gewaltig. Unter dem stilisierten Widder ist Raum mit elektronischen Bauteilen verbaut. Und der Preis? Lässige 18.000 EUR.

Link zum Produkt: http://aries-cerat.eu/products/amplifiers/genus

Der Boenicke Raum

Der Blumenhofer Raum

Der DeVore Fidelity Raum

Einige weitere Impressionen