Setzt alle Uhren auf Null

Es ist Samstagnacht 3:00 Uhr. Der Wecker versucht mich zu wecken. Mein mit Adrenalin durchseuchter Körper hielt mich aber schon seit gestern Abend wach und sorgte für einen eher sehr empfindlichen Schlaf. Also raus aus dem Bett, anziehen, Zähneputzen und alle bereits zugriffbereit positionierten Klamotten an den Mann gebracht, die gepackte Tasche gegriffen und in das bereits tags zuvor vollgetankte Auto gesprungen. Los geht’s in Richtung Schweiz.

Die ersten Gedanken die mir am Lenker gähnend durch den Kopf schossen während ich unser Ortsschild in stockfinsterer Nacht hinter mir gelassen hatte: „Was machst Du hier eigentlich?“.

Diese zu diesem Zeitpunkt, womöglich noch berechtigte Frage, würde sich, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht erahnte, in 24 Stunden als eine der überflüssigsten Fragen in meinem HiFi Dasein in Luft auflösen.

Um was geht es hier eigentlich?

Ach ja, ich vergaß. Heute durfte ich auf Einladung des Vertriebs mir das neueste Ergebnis des Hauses Clarisys-Audio anhören. Die Clarisys Audio Atrium. Hierbei handelt es sich um ein 6-teiliges Lautsprechersystem das gemäß der Hausphilosophie als Flächenstrahler konzipiert wurde.

Man muss konstatieren, dass die Atrium als der aktuelle Technologieträger von Clarisys Audio geplant und umgesetzt wurde. Man bemüht sich bei solch einer Beschreibung oftmals die hochbeliebte Marketingsprache zu verwenden, die im Ergebnis dann schreibt: „Es gab für die Entwicklung und praktische Umsetzung keine Limitierung.“. So platt es sein mag, irgendwie ist das nicht ganz so falsch. Dazu gleich mehr.

Front
Clarisys Audio Atrium – Frontal Ansicht

Die Ankunft – Oder die Reise beginnt – Oder nur noch 30 Minuten bis zur Katastrophe

Wir haben 9:10 Uhr. Ich habe mein Fahrtziel in der Schweiz erreicht. Mein Gastgeber, ich nenne ihn mal für heute Florian, wartet bereits auf mich. Es sei noch erwähnt, dass ich über fast alle Schritte beim Entwicklungsprozess der Atrium, im Planungsprozess hieß Sie noch „Stadium“, informiert war. Auch hatte ich in meinem „Giftschrank“, ein Bereich in meinem HiFi Bild-Archiv der nur für meine Augen reserviert ist, Bildmaterial von Rendering-Bildern bis zum finalen Ergebnis. Auch hatte ich bereits Bilder erhalten von der aktuellen Situation des Hörraumes. Also eigentlich war für mich alles bekannt. Alles? Habe ich gerade „alles“ geschrieben? Ich ticke doch nicht ganz richtig! Ankunft Ende!

Rendering der ersten Version. Hier war der Arbeitstitel noch „Stadium“.

Ich stehe mit Florian vor einer doppelflügelige Eingangstür, die bei so mancher Bank den Konferenzraum ziert in dem die Pressetermine für die Bekanntgabe der Aktionärsberichte Verwendung findet. Dahinter sollte ich mich also die nächsten 14 Stunden aufhalten? Eine gewisse Spannung war schon zu spüren. Mensch mach die Tür auf.

Die Tür ging auf, das Zimmer war bereits in Aktion, es lief leise etwas Hintergrundmusik und einige Lichtquellen erzeugten eine angenehme Atmosphäre. Der Showroom war quasi für mich angerichtet. Der Gast, also ich, betrat den Raum, was jetzt kommt und passierte ist nichts anderes als eine emotionelle Konfrontation mit dem Unausweichlichen.

Mein Frontallappen hörte mit jeglicher Aktivität für gefühlt Minuten auf irgendwas zu machen: Wer mich kennt weiß, dass ich immer einen losen Spruch auf Lager habe. Ob zur richtigen oder falschen Zeit. Ich habe eigentlich immer einen flachen Witz auf Lager um die Situation zu lockern. Nichts, aber auch gar nichts davon war in diesem Moment greifbar.

Ich wurde in ca. 9 Meter Entfernung mit einer nicht zusammenhängenden Schrankwand von Lautsprechern konfrontiert, die in diesem Moment zu mir sprach „So Du nichts ahnender HiFi Jeck, jetzt schau dir mal 260 cm Höhe in Farbe und Live an!

Die Klappe fiel vor meinem geistigen Auge. Der Unterkiefer übrigens auch. Zweihundert-Sechzig-Zentimeter. Eine Größe die selbst meine reichlich vorhandene Phantasie auf das Extremste belastete. Ich kenne auch eine Apogee Grand (228cm) oder eine Infinity IRS (228cm) oder auch eine Wilson Audio WAMM (214cm). Aber das hier legte noch ein Pfund drauf. Mein Frontallappen, der sich langsam wieder berappelt, kommt auf eine Eingebung die mich schaudern lässt: „Alles andere ist Spielzeug“. Ich schlage mit der flachen Hand auf meine Stirn. Der Frontallappen schweigt.

Mir kommt da ein Kino-Slogan von Godzilla in den Sinn: „Size does matter“. Ich möchte dem geneigten Leser empfehlen kurz an seine Decke zu schauen. Wenn ich richtig liege, sitzen sie gerade in einem Deutschen Zimmer mit einer Standard Deckenhöhe von 245cm! Nur zur Erinnerung, diese Lautsprechertürme hier vor mir, waren nochmals 15cm höher! Punkt.

Die Reise beginnt jetzt!

Im zweiten Anlauf habe ich mir ein wenig den Raum, sorry ‚die Halle‘, angeschaut. Eine 12 Meter Tiefe, begleitet von einer 10 Meter Raumbreite und on Top eine unfassbare Deckenhöhe von 4 Metern! Der Raum – vor allem die Decke – ist akustisch behandelt.

Der Raum ist angemessen dekoriert und die Wandverkleidung ist technisch toll und atmosphärisch umgesetzt. Die Lautsprecher werden von hinten mit stattlichen Grünpflanzen flankiert. Der Raum wirkt stimmig und sehr einladend. Selbst rechts und links neben den Lautsprechern verbleiben noch 1 Meter Platz. Moment, 2 mal 1 Meter machen 2 Meter. 10 Meter Raumbreite weniger 2 Meter machen eine Stereobasis von „lächerlichen“ 8 Meter. Irre! Der Abstand zum Hörplatz, eine 3 Mann Couch, befand sich bei handgestoppten 8 Meter. Sorry, mein Humor bricht gerade wieder durch.

Zum Größenvergleich. 193cm versus 260cm.

Nachdem die Raumdimensionen ein wenig auf mich eingewirkt haben, bewegte ich mich zu dem Setup welches sich da zwischen den Lautsprechern „türmte“. Ein Sammelsurium wie aus einem HiFi-Quartett. Okay, das Lautsprechersystem wie auch der Hörraum waren schon mehr als quartett-würdig.

Ich spare mir jetzt eine hyperinflationäre Emotionsgala von dem angeschlossenen Fuhrpark und überlass Euch eine profane Geräteliste zum Schmökern:

  • Lautsprecher
    Clarisys Audio Atrium
  • Analog Sektion
    Kronos Audio Professional mit Discovery RS Arm
    Batterie System und externem Netzteil
    MySonicLab Signature Platinum MC System
  • Digital Sektion
    Pink Faun Dual Ultra mit Ultra Bridge
    Lampizator Horizon DAC
  • Verstärker Sektion
    Convergent Audio Technology SL1 Legend Extreme Black Path
    Convergent Audio JL7 HP-Monoblöcke
  • Sonstiges
    Stromfilter Lampizator Horizon
    Kabel von Magnan
    Racks von Ictra design Proto AS sowie Proto Amp Stands

Sollte ihr der Meinung sein das in der Auflistung die ganzen Soulution Komponenten fehlen, dann sei hier erwähnt, das wir zum Hören nur die oben aufgeführten Komponenten verwendet haben. Der Rest des Geräteparks, hinten im Raum standen unter anderem noch drei weitere Soulution 701, waren nicht angeschlossen.

Man bat mich freundlicherweise auch den Preis zu erwähnen. Nun, die Clarisys Audio Atrium kostet Nach aktuellen Stand ca. 750.000 EUR. Das gehörte Gesamtsystem, entsprechend der aufgeführten Geräteliste, liegt bei ca. dem doppelten Preis eines Lautsprecherpärchen.

Ich habe gefühlt Stunden damit verbracht den Raum, die Lautsprecher sowie das Setup zur Kenntnis zu nehmen, es waren aber vielleicht nur 15 Minuten. Man muss sich einmal vor Augen führen, dass hier in diesem Hörraum sich das Who-Is-Who der HiFi-Industrie vor einem auftürmte.

Selbst auf einer HighEnd wirst du diese Geräteauswahl nur in Summe von verschiedenen Ausstellerräumen erleben dürfen. Wenn denn überhaupt! Und dies alles befindet sich jetzt und gerade in diesem Moment vor mir in einem durchaus artgerechten Hörraum!

Ein einmaliger Wahnsinn!

Die Katastrophe betritt die Bühne

Nun begann der angenehme Teil des Tages nämlich das Musikhören.

Die ersten Musikstücke liefen an und ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr all die Titel die da an mir vorbei liefen. Okay eines war mein Lieblingsstück von „Club for Five“ mit ihrer „Brothers in Arms“ Version. Aber die ersten 20 Minuten sind in meinen Erinnerungen komplett weg. Komplett ausradiert. Und nein, das war nicht dadurch begründet dass ich fasziniert von dem Klangeindruck war der auf mich einwirkte, nein vielmehr war ich schlicht überfordert von dem brutalen Gesamtklangeindruck der sich wie eine überdimensionale Wand auf und über mich schob. Diese schiere Größe die auf einer Gesamtfläche von 8,0 mtr x 2,60 mtr, es sind rechnerisch also ca. 21 qm², zylindrisch auf mich einschlug war für mich, bzw. mein Hirn nicht erfassbar. Der Klangeindruck überforderte mich und mein bisheriges Hören von Musik vollständig und vollumfänglich. Es war Stress, purer Stress. Kein negativer Stress, aber ich erwischte mich dabei wie ich hilflos versuchte die Einzelgeschehnisse der Musikstücke wie Fein- oder Grobdynamik, Auflösung, Bühnentiefe wie auch Bühnenbreite, Darstellung der Interpreten im Raum, Höhendimensionierung der Bühne oder auch Klangfarben zu kategorisieren oder einzustufen, Und jeder dieser Schritte scheiterte kläglich. Ich habe nichts, aber auch gar nichts geregelt bekommen. Nach 20 Minuten habe ich Florian signalisiert eine Pause einzulegen. Mein Hirn war heiß gelaufen. Es folgte eine Therapiestunde! Und die sofortige Zunahme von Kaffee. Statt einfach sich der Musik zu ergeben habe ich wohl versucht die Musik zu analysieren. Ein ganz großer Fehler. Solche 20 Minuten, in dieser Form, habe ich seit meinem Hobbystart 1982 noch nie erlebt!

Aber es sollte sich ab diesem Punkt alles ändern.

Setzt die Uhren auf Null

Nach dieser Zwangspause, wo ich mit Florian viel geredet habe um zu verstehen was da passiert ist, fing ich an das System weniger vergleichend, sondern vielmehr als musikalisches Gesamtsystem zu verstehen und zu erleben.

Die schiere Größe der gesamten Musikabbildung ist ein Faktor den ich so noch nie erlebt habe. Man muss dazu wissen, dass alle Panels eigentlich als Bändchen System realisiert wurden. Das bedeutet, das alle sichtbaren Flächen, Panels oder Flächen sind in diesem Zusammenhang austauschbare Begriffe, nur an zwei Seiten aufgehängt sind. Nämlich oben und unten.

Beide Subwoofer und Setup

Auch die beiden Subwoofer sind tatsächlich als Bändchen realisiert. Im Bild sind das die beiden innenstehenden Flächen. Die Subwoofer selbst sind nochmals dreifach segmentiert und bedienen verschiedene Frequenzbereiche zwischen 12 Hz und 40 Hz. Danach übernehmen die beiden Panels links und rechts von den Subwoofern. Das Panel in „Harfenform“ übernimmt von 15 Hz bis 500 Hz. Und das „schmalste Panel“, welches tatsächlich zwei Bändchen in sich trägt, bedient den Mittelton und Hochtonbereich.

Das Mitteltonbändchen arbeitet von 500 Hz bis 16 KHz. Und das verbleibende Hochtonbändchen Kümmert sich um die Frequenzen von 9 KHz. Bis 35 KHz. Ach ja, dass „drehbare Panel“ ist, oh Überraschung, drehbar konstruiert und kann somit beliebig auf den Hörplatz ausgerichtet werden.

Der bei allen Panels verwendete Magnettyp N52 entspricht dem zur Zeit qualitativ hochwertigsten Magnetmaterial das für Unternehmen auf dem Markt frei erhältlich ist. Danach fängt die Magnetqualität an, die ausschließlich für militärische Anwendungen zum Einsatz kommt und für Normalsterbliche legal nicht erhältlich ist.

Randnotiz: Auf das 1.200 kg oder auch 1,2 Tonnen schwere Lautsprechersystem entfallen knapp 500 kg alleine auf die Menge des verwendeten Magnetmaterials! Beeindruckend.

Der Klangeindruck

Eigentlich kann ich bei der nun folgenden Klangbeschreibung nur verlieren, da jeder Zuhörer der dieses Erlebnis erfahren darf einen gänzlich anderen Background an Hörerfahrung mitbringt. Insofern seid mir gnädig, dass ich hier aus meiner Sicht der Dinge die Sache beschreibe.

Fangen wir mit dem Bassbereich an. Wir haben hier zwei in Trapezform realisierte Panels die nur nur für den Bassbereich bis 45 Hz verantwortlich zeichnen. Und wir reden hier von Flächenlautsprechern. Ein Vorteil von Flächenlautsprechern ist das geringe Gewicht des Treibers, also der Folie. Das bedeutet vereinfacht geschrieben, dass man durch die trägheitsärmere, weil masseärmere Folie, diese besser kontrollieren kann. Das endet in der Regel darin, das Musik schnell und sehr kontrolliert präsentiert werden kann. Vereinfacht geschrieben. Und genau dies ist zu erfahren. Der Bass ist unwahrscheinlich schnell, fast explosionsartig und unwahrscheinlich präzise. Mögen konisch dynamische Basstreiber knallen bis zum bitteren Ende, so ist das hier gezeigte Verhalten von einer ganz anderen Qualität. Brutal und elegant. Vielleicht vergleichbar mit einem Kampf mit Säbeln (groß brutal schwingend geführt) gegen Florett (feinsinnig, punktgenau, effektiv).

Mir ist aktuell nur noch das Flächenstrahlersystem von Alsyvox bekannt das ein zweites Panel als Subwoofer in einem Flächenlautsprechersystem anbietet. Die Atrium zeigt aber deutlich was hier machbar ist, wenn man die Grobdynamik in sozialraumfeindliche Lautstärken überführt. Es scheint fast so als wenn es keine limitierenden Faktoren für die Atrium gibt. Wir haben bei 120db, in 8 Meter Enfernung gemessen, die Instrumental Version des Titels Victory vom 2017er Album Battlecry der Gruppe Two Steps from Hell mehrmals gehört. Dies war eine großorchestrale Großoffensive auf Leib, Seele und Gehör. Man konnte das Orchester auf ganzer Front erleben und spüren. Als die Tiefbass-Einheit nach 30 Sekunden ausholte und eine Basswelle nach der anderen in den Raum ausrollte wurde die Musik zum fühlbaren Ereignis.

Und das irritierende dabei war, dass man eigentlich die ganze Sache nochmal und lauter hören wollte. Die Darstellung der Musik war der komplette Overkill. Keine Limitierung.

Die Instrumentengruppen sind schön platziert und werden mit Energie und Vehemenz dargestellt. Man könnte auch „Lockerheit der Souveränität“ schreiben. Ich kam spontan zu dem Schluß, das zukünftige Konzertbesuche aus meinem Terminkalender ersatzlos gestrichen werden können!

Ein Moment bei dem ich das erste Mal Gänsehaut am kompletten Arm, dem Unterschenkel sowei Oberschenkel spürte und mein Adrenalin diesmal im Takt des Rhythmus durch mein Herzkreislaufsystem schwappte. Das war ultimativ und sowas habe ich noch bei keinem anderen Stereo-System erlebt. Dieser Wechsel zwischen Grob- und Feindynamik ist einfach ergreifend. Ob laut ob leise die Sprachverständlichkeit war immer zu jeder Zeit und Lautstärke klar und deutlich und niemals nervend. Zumindest wenn das zugrunde liegende Master dies auch so hergab.

Wir haben an diesem Tag alle möglichen Musikarten durchgehört. Rap, Funk, Rock, Pop, Metal, Klassik Elektro oder auch humorige Deutsche Gesangskunst wie Bodo Wartke & Marti Fischers Barbaras Rhabarberbar, alles wurde in einer Größe projiziert, dass es eine wahre Wonne war.

Ob man Musik aus der Zeit vor oder nach dem Loudness War auflegte, es klang einfach wie man es sich immer als musikaffiner Mensch wünscht. Zeitlos gut und so wie vom Produzenten gedacht. Dieses Elend, das man von zuhause her kennt, wo die ein oder andere Musikgattung der entsprechenden Epoche (vor Loudness War/nach Loudnaess War) mal gut und mal mal weniger gut klang war hier über die Atrium einfach nicht feststellbar.

Wir haben auch mit dem Anwinkeln des „kleinen Panels“ gespielt. Hier kann man die Musikdarstellung wie mit einem Brennglas auf den Hörplatz individuell fokussieren. Wie man es halt möchte oder wie es halt notwendig ist um der Aufnahme gerecht zu werden. Von der intimen stabilen Mittendarstellung bis zum „Stadium Betrieb“ wo man sich so fühlte, als wenn man frontal von zwei Lautsprecherarray-Türmen beschallt wird. Die Spielwiese der Möglichkeiten ist selbst nach der Installation noch veränderbar.

Mein Fazit

Die Clarisys Audio Atrium ist ein wahres Statement. Beim Konzept der Flächenstrahler ist die Atrium zurzeit sicherlich Maß aller Dinge. Wie dieser Lautsprecher die Musik in den Raum stellt ist faszinierend.

Diese schiere Größe, diese unbegrenzt scheinende Dynamik, diese unglaublich frappierende Schnelligkeit der Flächen ist für den geneigten Zuhörer ein einmaliges Erlebnis das scheinbar nur durch einen Aufgabesieg des selbigen limitiert wird.

Bei all diesen Superlativen, vergisst die Atrium nicht ihre sonstigen Stärken wie Feindynamik, Auflösung, zeitliche Korrektheit wie auch feindifferenzierte Darstellung von Tonbereichen aufzuzeigen.

Ein Punkt warum die Atrium die Musik so darstellen kann wie sie dies in dieser Hörsession getan hat, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch an dem sehr großzügig umgesetzten und wunderbar artgerechten Hörraum.

Und hier könnte man aber auch noch als konstruktive Kritik anmerken, das dem Raum in der Tiefe noch 2 oder 3 Meter fehlen. Frevel.

Die 14 Stunden verflogen wie im Flug und wurden nur zweimal durch Nahrungsaufnahme unterbrochen. Ein Wahrnehmungserlebnis das wahrlich die 1.200 km Reise zu jedem Zeitpunkt gerechtfertigt hat. Ich schreibe hier abschließend nur eines: Danke für diese Einladung!

Schlussakkord und Anekdötchen

Zwischendurch stand ich bei laufender Musik auf und positionierte mich genau auf der Stereobasis der beiden Lautsprecher am inneren Rand der rechten Seite. So wie ich stand konnte ich faktisch keinen Direktschall erleben. Und dennoch, ich stand da ungläubig und wunderte mich in welcher Klarheit und Qualität ich Musik erlebte wo doch kein Lautsprecher mich direkt anschaute. Mir war ziemlich schnell klar, dass ich 100% der Rückwandreflektionen erlebte, aber das in einer dermaßen guten Qualität, das ich mich zu der Aussage hinreißen ließ: „Die Reflektionen klingen ja besser als so manches Gesamtsystem“.

Bei diesem Event wurden meine HiFi Uhren auf Null zurückgesetzt. Die Überschrift des Artikel ist übrigens aus dem Film Pacific Rim übernommen und sollte eine neue Zeitrechnung im Film andeuten.  

Für mich bgann heute auch eine neue Zeitrechnung. Meine Beurteilungsskalen wurden nach oben hin erweitert. Ein bleibendes Erlebnis welches durch diesen Text ein wenig dokumentiert werden sollte. Danke fürs Lesen.

Ein wenig Spass muss ja sein. Ein typisch schweizerische Geste. Such den Gipfel.

Links:

Hersteller: Clarisys Audio – https://clarisysaudioglobal.com/

Ähnlicher Besuchsbericht: Zu Besuch bei einer Legende

Zu Gast in einer anderen Dimension

Am zurückliegenden ersten Wochenende des Monats war es mal wieder soweit. Ich habe meinen Allerwertesten, zum ersten Mal nach der HighEnd 2024, wieder ins Auto gewuchtet und im Namen des Herren, einer gewissen HiFinessen Vorfreude und mit jede Menge Neugier an die Landesgrenze zwischen den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz gefahren. Dies geschah alles natürlich nicht spontan, sondern mit Ansage, einer bereits zur HighEnd 2024 erfolgten Einladung und ein wenig Terminplanung.

Das heutige Ziel meiner Hoffnungen, so meine Erwartungshaltung, sollte ein außergewöhnliches DIY-Lautsprecherprojekt welches extra in einem für Sie erstellten artgerechten Raumkonzept, zu erfahren und zu natürlich zu erleben. Und so sollte es dann auch kommen.

Nach der Ankunft wurde ich bereits vom Hausherrn erwartet. Nach freundlicher Begrüßung, wir hatten uns schließlich schon 4 Wochen nicht gesehen ging es erstmal ins Haus. Für die Dauer des Berichtes nenne ich meinen Gastgeber zur Vereinfachung einfach mal Sascha.

Also Sascha und meine Wenigkeit gingen zum Empfang, wie es sich richtigerweise auch so unter HiFi Verrückten gehört, zuerst zur Kaffeemaschine. Äh Moment, nix Kaffeemaschine! So was triviales wie Kaffeemaschine ist hier nicht Uso. Hier nur Siebträgermaschine! Und zwar das ganze Programm. Eigentlich hätte man hier schon den Tag beschließen können. Sehr lecker. Aber ich hatte noch ein Restprogramm.

Tatsächlich haben wir dann den Absprung vom Kaffee gefunden und haben das Hauptprogramm, das wir erst abends um 21:15 Uhr beenden werden sollten, gestartet.

Wir verlassen also das eigentliche Wohnhaus über einen Satz von Treppenstufen und schreiten über eine kleine gepflegte Rasenfläche in Richtung eines auf dem Grundstück befindlichen separaten Haus. Das Haus sieht aus wie eine nach oben hin mit einem Zusatzstockwerk aufgedoppelte Großgarage. Der Eingang in dieses Haus befand sich auf der abgewandten Seite und auf Höhe der ersten Etage betrat man selbiges.

Level 1

Und da waren wir also. Vor mir eröffnet sich das Musikzimmer. Gelinde gesagt eigentlich eine Untertreibung schlechthin. Was sich so trivial anhört ist es nicht. Dazu später mehr. Denn schon jetzt war klar, Sascha nennt nicht nur ein dediziertes Musikzimmer sein eigen, was schon eh die wenigsten haben, nein, er hat sein Reich auch noch in einem dedizierten Haus nur dafür platzieren können! Und als wenn das nicht alles schon genug ist, so sei muss noch erwähnt werden, dass dieses Haus auch noch frei im Raum steht! Und sowas wie Externe Geräuschemissionen sind in dieser Gemengelage, in der Nähe gab es auch einen kleinen Friedhof, nicht mal annähernd zu rechnen. Mehr geht eigentlich kaum noch, wenn man denn konzeptionell Musik lauschen will!

Level 2

Konzeptionell Musik lauschen? Bahnhof? Watt? Ja genau. Aber wo und wie fange ich das jetzt an. Schwierig. Also, Sascha selbst hat schon seit vielen Jahren jede Menge Ideen und Vorstellungen, ich verwende jetzt absichtlich nicht das Wort „Visionen“, da man bei selbigen zumeist anschließend zum Hausarzt zitiert wird, welchen er hier diese komplett umsetzen und anwenden konnte.

Fangen wir also an. Am Anfang war die EBU 3276! Was ist kaputt?

Okay, zum Mitlesen: die EBU 3276 (eine Art Normierungspapier) ist, vereinfacht geschrieben, ein Stück offizielles Papier welches alle technischen, akustischen wie auch sonstig notwenige Parameter beschreibt, um nicht zu sagen zwingend vorgibt, die man zur Umsetzung zwingend benötigt und einzuhalten hat, um ein entsprechendes Raum/Lautsprecherkonzept zu erstellen welches den Besitzer am Ende eines entsprechenden Zertifizierungsprozess faktisch in die Lage versetzt, die Betriebserlaubnis für sein dann offiziell anerkanntes Musik-Mastering-Studio zu erhalten!

Schwieriger Satz! Einfach nochmal lesen und staunen. Ich übersetze einmal: Sascha hat die Vorstellung und den Wunsch seit Jahren gehegt und gepflegt sein Musiksimmer, schon wieder diese Untertreibung, so zu gestalten und zu bauen, dass er in die Lage versetzt wird, die dann dort wiedergegebene Musik so nah wie möglich am Original zu erleben ist.

Und dieser Zustand, also dem Original am Nächsten ist nur dann gegeben, wenn sich die Wiedergabe der Musik in seinem eigenen Raum so darstellt, wie an dem Ort wo die die finale Aufnahme erstellt wurde. Nämlich so wie an dem Arbeitsplatz an dem das Master erstellt wurde. Nämlich im Mastering-Studio. Und um das zu erreichen hat Sascha halt einfach die EBU 3276 baulich angewandt. Das ist alles. Grins.

Level 3

Um dieses Projekt zu stemmen gab es einiges zu tun. Die Kniehöhe des Musikzimmers wurde um 120cm angehoben. Die Decke, ein größerer Dachgiebel, wurde akustisch auf beiden innenliegenden Seiten komplett akustisch behandelt. Unterhalb des Dachgiebels zur Außenmauer wurden auf der Vorder- und Rückseite der Hörachse jeweils ein Helmholzresonator integriert. Die beiden extremst schmalbandigen Raum-Moden-Vernichter arbeiten jeweils auf einen eine Breite von 2 Hertz. Und jeder der Helmholzresonatoren arbeitet auf einem unterschiedlichen Wirkungsbereich.

Die Lautsprecher, ein integraler Bestandteil des Konzepts, ich meine natürlich der EBU 3276, ich mache es kurz sonst schreibe ich mir hier den Wolf, mussten genauso den formellen Vorgaben folgen wie die Raumakustischen Maßnahmen. Und das war auch alles andere als einfach. Wer sich hier schlau machen will kann ja entsprechend nachlesen und staunen. Kleine Randnotiz: Diese Norm, wurde wohl in Europa standardisiert und wohl in Amerika übernommen. So heißt es.

Aus dieser Sachlagengemenge ist die Konstruktion des Lautsprechers auch erklärbar. Die Dimensionen, der Aufbau und die Bestückung sind somit mehr oder weniger eine Folgeerscheinung der Vorgaben der EBU 3276 im Kontext zu den bestehenden baulichen Gegebenheiten.

Hier ein paar Daten zum Lautsprecher

  • Höhe: 2,225m
  • Breite: 70cm
  • Tiefe: 40cm.
  • Der Sockel ist 10cm rund herum überstehend.
  • Gewicht: 280kg pro Lautsprecher

Hier ein paar Daten zur Positionierung

Das akustische Zentrum des Lautsprechers liegt bei 120cm Höhe. Die Basisbreite von einem Hochtöner zum anderen Hochtöner ist 3 Meter. Der Abstand von jedem Hochtöner zum Hörplatz beträgt ebenso 3 Meter. Somit haben wir hier ein gleichseitiges Dreieck.

Ein paar Mess-Diagramme

Der Frequenzfang am Hörplatz

Die Verzerrungen am Hörplatz (Grundton, K2, K3, K4 und K5)

Die Nachhallzeit nach EBU 3276 zwischen 0,2 und 0,3 genau im Fenster, wobei unter 100Hz später noch eine Verbesserung erzielt wurde.

Level 4: Intro

Ich habe ca. 90 Minuten im Raum erstmal mit Sascha über seine ganzen Baumaßnahmen geredet und mir die Anlage im Detail angeschaut. Die Lautsprecher selbst habe 4x 46er Tieftöner verbaut. Der Lautsprecher verfügt über keine eigene Frequenzweiche. Die Treiber werden über 3 HiFi-Akademie Endstufen mit integrierten DSP angesprochen. Das DSP dient hier nur als elektronische Frequenzweiche und als elektronische Einrichtung für die Gruppenlaufzeit, sprich die zeitrichtige Wiedergabe. Es werden keine elektronischen Maßnahmen zur Raumkorrektur angewandt. Der komplette Raum ist passiv akustisch bearbeitet.

Die 3 Endstufen wurde von einer Dr. Feickert Vorstufe angesteuert. Als analoge Quelle diente ein Dr. Feikert Woodpecker mit 12 Zoll Jelco Tonarm und einem Dynavector DV 20X2 L Tonabnehmer. Als digitale Quelle kam ein Cyrus Audio DAD7 (CD-Spieler) zum Einsatz. Einen Streamer gab es nicht.

Level 5: Mein Klang Eindruck:

Gleich vorweg, meine Kinnlade ist dageblieben wo sie hingehört. Das ändert allerdings nichts an der grundsätzlichen Strahlkraft und Faszination des Gesamtsystems. Den Lautsprecher getrennt zu bewerten verbietet eigentlich schon die menschliche Logik. Schließlich habe ich diesen Lautsprecher niemals woanders gehört.

Man hört hier nicht die Lautsprecher und eigentlich schon gar nicht den Raum in dem man sich befindet. Man hört hier das musikalische Ergebnis des Mastering Prozesses welches auf dem darstellenden Medium gepresst wurde.

Eine Liste der verwendeten Tonträger

Und das was ich hörte war gut. Mein Referenzstück, die Brother in Arms Version von der finnischen ACapella Gruppe Club of Five, baute sich im Halbkreis hinter den Lautsprecher auf. Bei guten Anlagen kann man die Gesangsgruppen Links und Rechts separat wahrnehmen. Hier ging es noch eine Stufe weiter. Im Ergebnis wurde hier zwischen jedem Sänger bzw. Sängerin der entsprechende Abstand hinzugefügt. So konnte man die Anzahl der Sänger hinter dem Hauptakteur ohne Kopfbewegung heraushören. Die Darstellung der Gruppe passierte quasi On-the-Fly. Die Aufstellung der Gruppe wurde einfach dargestellt. Man musste sich nicht mal konzentrieren, man „sah“ sie einfach. Und davor stand der Hauptinterpret der mit seiner Alt-Stimme dezent tief, nicht allzu tief wie bei vielen Systemen, die Melodie zelebrierte. Denn gerade diese Alt-Stimme provoziert bei vielen Systemen die Raumakustik mitzuspielen und provoziert eine unnatürliche Stimmtiefe. Auch die Darstellung in der Höhe war so wie erwartet. Die Köpfe der Sänger waren nicht auf 80 cm fixiert, sondern konkretisierten sich in einer Höhe um die >160cm. Als sitzender Hörer schaute man rauf auf die Gruppe und folgte deren Gesangsleistung. Beeindruckend wie locker und stressfrei Musik wahrgenommen werden kann, ohne dass man übermäßig viel Konzentration aufbringen zu müssen.

Was bei allen Musikstücken auffiel, war die Abstinenz der Bassorgien. Wer das nicht gewöhnt ist, wird hier auf eine harte eine sehr harte Probe gestellt. Und zwar eine existenzielle Probe. Denn es ist nicht so, als wenn auf jedem Medium bis zum Anschlag die Bass Spur ausgewalzt wird. Nein, es stecken nicht überall versteckte 20 Hz Informationen die nur darauf warten aus den Lautsprechern zu springen um den Zuhörer in freudige Erregung zu versetzen. Nö. Wenn auf der Aufnahme ein Tiefbass ist, dann wird der Tiefbass auch hier erzeugt.

Und viele Zuhörer wird es irritieren, dass ihre 80 Hz gar keine echten 20 Hz sind, sondern eben nur echte 80 Hz. Wenn dann aber doch einmal ein 20 Hz Burst vom Tonträger auf diesem System einfach mir nichts dir nichts in den Raum gedrückt wird, dann, ja dann, klappt dem unbedarften Zuhörer gerne die Kinnlade herunter. Und spätestens dann weiß er auch, dass 80 Hz doch keine echten 20 Hz sind.

Das Gesamtsystem in diesem Raum zeigt eigentlich mehr als deutlich das wir alle unserer eigenen Sound-Signatur hinterlaufen. Und unsere so heiß geliebte Sound Signatur hat so gut wie immer rein gar nichts mit dem Mastering-Ergebnis etwas zu tun.

Beim abspielen der Album Bassroom von Nenad Vasilic erlebte man die Begrifflichkeit des Musikflusses der Musikwiedergabe genauso wie das Erleben der verschiedenen Obertöne beim Nachschwingen einer oder mehrerer angespielten Basssaiten. Man erlebts nicht nur den Grundton der Basssaite, sondern ach die Vielfachen davon die anschließen wie selbstverständlich nachgezogen wurden. Ein Effekt, eine musikalische Darstellung die ich in dieser Form und Intensität noch nie so wahrnehmen durfte. Man hört quasi nicht nur die Note selbst sondern auch seine Vielfachen. Staunen. Ebenso erfährt man in einer sehr hohen Deutlichkeit die verschiedenen Bassabstufungen die auf den Tonträgern hinterlegt sind. Durch die zeitrichtige, extrem raumkorrigierte und normierte Wiedergabe in Energie und Abstand erfährt man auch Musikinformationen die in normalen Raum/Setup Kombinationen untergehen und völlig überdeckt und somit nicht wahrgenommen werden. Die Musik in ihrer Vielfältigkeit wird quasi neu entdeckt. Oder einfach geschrieben: Da gibt es Noten und Ansammlungen von Musikinformationen auf den Tonträgern die wir noch nie gehört. haben. Großes Staunen.

Beim Hören der Midnight Sugar Vinyl von dem Tsuyoshi Yamamoto Trio (eine TBM Pressung) wurde die Energie des Flügels mit einer Energie gespielt das der Zuhörer glaubte er müsse dem Schall ausweichen. Ein sehr ungeliebter Umstand den viele HighEnder ausweichen möchten, denn Musik die dem Ohr Schmerzen zufügen kann ist nichts für die alltägliche Soundsignatur eines „neutral“ hörenden HighEnder.

Ich befürchte nur, dass hier, spätestens zu diesem Zeitpunkt klar sein muss, das Sascha seinem Ziel eine Musikwiedergabe zu erreichen die dem Mastering Studio gleich kommt nahegekommen ist.

Last Level: Mein persönliches Fazit

Sascha hatte das Ziel, ein eigenes Musiksystem zu etablieren, welches dem musikalischen Abnahmeergebnis eines Studios Mastering Studios nahekommt. Ich denke, er hat dieses Ziel so gut wie erreicht. Die Musik die ich hier hören durfte, es war ja zumeist nie das Original, sondern eigentlich immer „nur“ das Master (wenn überhaupt), war eine in vielen Teilen neue Erfahrung und auch eine Bestätigung für mich in vielen Teilen.

Man könnte jetzt überspitzt sagen, das ist mal ein solides Arbeitsinstrument was da im Raum steht, denn mit den Vorgaben der EBU 3276 „verkommt“ das Setup quasi zu einem Arbeitsgerät. Aber im Grunde hört man hier nur das faktische Arbeitsergebnis eines Mastering Tonmeisters. Also das was wir als Endkonsument eigentlich hören sollten.

Und hier liegt auch ein grundsätzliches Problem. Kaum einer der Endanwender hat weder die technischen noch die raumakustischen Maßnahmen umgesetzt eine solche Aufnahme so hören zu können wie sie eigentlich angedacht war.

Jeder von uns sucht oder hört das was in Summe seine Anlage, sein Raum und seine Aufstellung möglich macht. Und die Sache mit der Elektronik lassen wir mal lieber ganz außen vor. Den wir als Menschen suchen uns das aus was wir glauben das es richtig ist. Und das ist auch gut so. Aber man sollte immer sich daran erinnern das wir nie das Original hören. Denn das Original gibt es nur Live. Der Rest ist das Master! Und genau dieses kann man hier bei Sascha in seinem Konzept-Raum erfahren.

Eine grundsolide musikalische Erfahrung die mich zumindest wieder ein wenig geerdet hat. Dafür ein Fettes Danke. Auch für die drei Steaks übrigens. Und weiterhin jede Menge Freude mit deinem Gesamtergebnis.

Ein Deutsches Statement

Mein heutiger Besuch führte mich in die frühere Bundeshauptstadt nach Bonn. Auf dem Plan stand der Hörbesuch eines HiFi Setups, das zu wesentlichen Teil aus Komponenten der Wuppertaler HighEnd Manufaktur Brocksieper besteht. Vor allem mein eigenes Interesse an der Performance und Qualität der Röhren-Monoendstufen waren eine Triebfeder die mich zu diesem Termin getrieben haben.

Die Frontalansicht auf das heutige Setup

Das Setup, wie schon in der Überschrift angedeutet, bestand (fast) ausschließlich aus Komponenten die in Deutschland hergestellt werden. Die beiden abweichenden Komponenten waren der Audio-Technica Tonabnehmer sowie der SME Tonarm des Plattenspielers.

Der Lautsprecher und seine Verstärkung

Als Lautsprecher wurde ein Brocksieper Minara mit Accuton Hochtöner gehört. Die Lautsprecher wurden im Bi-Amping Modus betrieben. Hierzu wurden die Terminalbrücken entfernt und statt mit einem Pärchen Mono-Endstufen, zwei Pärchen Mono-Endstufen angeschlossen. Die beiden Diamant Hochtöner wurden durch zwei Mono-Endstufen Brocksieper LC807/ 25 befeuert. Die beiden Chitin Tiefmitteltöner der Minara bekamen ihre Stromreserve durch zwei modifizierte LC807/60 geliefert.

Als Vorverstärker und somit auch Schaltzentrale kommt der Brocksieper Vorverstärker zum Einsatz. Der Vorverstärker ist eine nicht alltägliche Konstruktion. Er ist als Doppel-Mono konstruiert und auch gebaut. Allerdings geht man hier noch einen Schritt weiter. So wird der Linke und Rechte Kanal in separaten Gehäusen hinter einer gemeinsamen Frontblende realisiert. Das schaut schon sehr interessant aus da die Kabelterminals sich nicht wie üblich hinter dem Gerät befinden, sondern „zwischen“ dem Linken und Rechten Vorverstärker Gehäuse.

Und als ob das noch nicht genug der Individualität gewesen ist, besitzt der Vorverstärker tatsächlich noch zwei getrennte Volumenregler! Einen Volumenregler für den Linken Vorverstärker und einen Volumenregler für den Rechten Vorverstärker. Der Herr Brocksieper ist ein richtiger Sparfuchs! So spart er sich nämlich den Balanceregler.

Die Quellen

Als Plattenspieler kam ein Scheu Premier One in der 80mm Tellerversion, noch von Thomas Schau selbst gebaut, zum musikalischen Einsatz. Allerdings wurde dem Dreher seine Original Antriebseinheit entwendet und durch ein hochwertigeres Sperling Antriebsaggregat ausgetauscht. Auf dem Premier One ist unter dem SME Tonarm der V-Serie das MM Tonabnehmersystem Audio Technica VM 760 SLC verbaut worden.

Das Scheu Laufwerk mit der Motordose von Sperling Audio

Das MM System liefert seine Kleinsignale an einen angeschlossenen Brocksieper PhonoMax Vorverstärker.

Der Phono-Verstärker von Brocksieper

Als digitaler Zuspieler fungiert heute ein AudioNet CD-Player V2.

Der CD-Spieler von AudioNet

Gelauscht wurde heute unter anderem …

  • Stealy Dan – Gaucho
  • I5 – Attack Decay Sustain Release
  • Meute – Live in Paris
  • Johnny Guitar Watson – Bow Wow
  • Harry Belafonte – Live at Carnegie Hall
  • Gheorghe Zamfir – Flute De Pan Et Orgue
  • Club for Five – You’re the voice
  • Fairfield Four – I couldn’t hear nobody pray
  • Atzko Kohashi & Eddy Koopman – Sketches of Seasons

Mein Klangeindruck

Der Gesamteindruck des Setups war durchweg gelungen und erwähnenswert. Der Klangeindruck im Einzelnen konnte mit den Attributen klar, deutlich, verständlich, präzise und kontrolliert umschrieben werden.

Der Accuton Diamant Hochtöner tobte sich wahrlich aus. Er brillierte bei weiblichen Stimmlagen ohne zu überzeichnen. Er akzentuierte Gitarrenriffs ohne zu stressen und hielt die musikalische Balance ohne ins nervige zu kippen.

Auch hatte man den Eindruck das der Hochtöner immer auf der Suche war die Hochtonlage noch besser auszuleuchten und das er ja keine Silbe der Musik, wenn Sie denn auf der Aufnahme vorhanden war, unter den Tisch fallen zu lassen. Es war einfach ein Erlebnis die Hochtöner auf seinen Klangfarben und Wiedergabe zu folgen. Allerdings konnte der Accuton nicht nur dem Ohr des geneigten Zuhörers schmeicheln, sondern auch Mängel in der Qualität der Aufnahmen oder der Musik an sich aufzeigen. Hier kippte der Hochtöner dann ins Harsche. Aber das kam heute, rein empirisch beobachtet nur zweimal vor. In solch einem Fall sollte man aber auch überprüfen, ob das was man als harsch betitelt nicht möglicherweise ein künstlerischer Aspekt und somit gewollt war.

Der Chitin Tief-Mitteltöner versuchte dem Accuton musikalisch zu untermalen. Das gelang ihm überraschend gut. Die Impulsivität und Kontrolle waren allen Ehren wert. Bassgitarren Sequenzen wie auf der Johnny Guitar Watson CD oder auch der Hi5 Vinyl wurden mit Dynamik und Spielwitz vorgetragen. Für einen 17,5cm Tiefmitteltöner war das schon erstaunlich.

Aber der 17er und damit der Lautsprecher hat seine Grenzen. Hier muss man klar die Grenzen des Lautsprechers aufzeigen. Wer Bass in Tiefgang, Substanz, Körper und Grobdynamik haben möchte benötigt deutlich mehr Pappe und ein anderes Gehäusevolumen.

Fazit

Das heutige erlebte System zeigt auf, das das Thema Bi-Amping ein Plus an Kontrolle bringen kann. Grobdynamisch wird dieses System keine Berge versetzen aber die feine Partitur der Musikalität kann dieses System trefflich bedienen. Der Detailreichtum der gelieferten Quellen wird vor dem Zuhörer einfach so aufgerollt. Man muss sich nur noch am Gesamtresultat bedienen. Hin und wieder wird einem dann leider auch ohne jeglichen Respekt aufgezeigt, was man da wieder an Pressqualität gekauft hat. Was will man da machen. Ach ja, ganz einfach! Das nächste Vinyl auflegen.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals herzlich bei meinen Gastgebern für herrliche 5 Stunden der kostbaren Zeit an einem Sonntag für Speis & Trank und musikalischer Unterhaltung bedanken. Es war mir eine Freude.

Links

Brocksieper: https://brocksieper.com/
Scheu Analog: http://www.scheu-analog.de/
SME: https://sme.co.uk/
Audio-Technica: https://www.audio-technica.com/
Sperling Audio: https://sperling-audio.de/
AudioNet: https://www.audionet.de/

Ein HiFi Workshop der anderen Art

Der Workshop

Kurz vor dem zweiten Advent ging es für mich an die Peripherie von Köln. Durch eine persönliche Einladung hatte ich die Gelegenheit erhalten an einem speziellen Musik/HiFi Workshop im Kreise von Musikliebhabern teilzunehmen.

Auf dem Workshop Programm standen die Programmpunkte Vergleich von verschiedenen Tonarmen wie auch der Vergleich von analogen Musikaufnahmen zu deren digitalen Pendant. Kombiniert wurde der Workshop mit der Präsentation interessanter HiFi-Produkte die so nicht in jedem HiFi-Laden dieser Welt aufzufinden sind.

Die erwähnten Programmpunkte wurden in eigenen Räumen mit eigenen Setups angeboten. Damit alle Teilnehmer auch beide Programmpunkte besuchen konnten wurden diese parallel und parallel zeitversetzt angeboten.

Im Rahmen der Produktpräsentation möchte ich hier den Lautsprecher Finesse 610 des deutschen Hersteller Seta-Audio wie auch die AD614 der kanadischen Firma Heretic erwähnen. Auf der elektronischen Seite wurde ein hochwertiger DAC, Reclocker wie auch Streamer der griechischen Firma IDEON präsentiert.

Die Technik

Der Workshop zur Herausarbeitung von Änderungen im Klangbild bei der Verwendung von verschiedenen 12“ Tonarmen wurde über das folgende Setup durchgeführt:

  • Laufwerk: TechDAS Airforce III
  • Tonarm #1: Glanz MH-1200s
  • Tonarm #2: Ikeda IT-407 CR1
  • Jeder Tonarm hatte als Tonabnehmer ein „Techdas TDC-01“ montiert.
  • Jeder Tonarm hatte als eigenen Phonoverstärker einen Phasemation EA-2000.
  • Die Analog-Signale gingen an einen Soulution Vorverstärker.
  • Die Verstärkung übernahmen zwei Mono-Endstufen AudioNet Heisenberg.
  • Und als Lausprecher kam ein Pärchen Avalon Acoustics Osiris zum Einsatz.

Beim zweiten Workshop ging es um das Erleben und die Erfassung von klanglichen Veränderungen bei einem Vergleich zwischen einer digitalen zu einer analogen Zuspielung:

Digitale Zuspielung

  • Wadia 860 (CD-Spieler)
  • Ideon Absolute Stream (Streamer)
  • Ideon Absolute (DAC)
  • Ideon Absolute Time (Reclocker)

Analoge Zuspielung (Laufwerk/Tonarm/Tonabnehmer)

  • StSt Motus DQ / Brinkmann 9.6 (9“) / Allnice Rose
  • StSt Motus DQ / Sorane ZA-12B (12“) / Phasemation PP-200
  • Beide Dreher liefern an einen Phasemation EA-1200 Phono-Verstärker.
Zwei der drei StSt Laufwerke

Beide Laufwerke übergeben an …

  • Einen Vorverstärker Line Magnetic LM-512CA
  • Als Mono Endstufen fungieren zwei AudioNet AMP
  • Als Lautsprecher kamen ein Paar Seta-Audio Finesse 640 zum Einsatz.

Programmpunkt / Vergleich von Analog und Digital Aufnahmen

Anfangen möchte ich mit dem Workshop bei dem es um den Vergleich von Digitaler zu Analoger Zuspielung ging. Vorweg muss man erwähnen, dass zur Vorführung ausschließlich Musikmaterial verwendet wurde, bei dem bekanntermaßen das identische Masterband der Aufnahme zu Grunde lag. Das heißt im einfachen Deutsch: Die CD, der Stream oder die Schallplatte war eine Kopie desselben Masterbandes derselben Aufnahme. Bemerkenswert konsequent, was aber aufgrund der Qualität des Workshops nicht wirklich überraschte.

Ziel meines Berichtes ist jetzt nicht eine detaillierte Klangbeschreibung der Einzelgeräte oder auch Gesamtsituation aufzuführen. Ein Ziel ist schlicht und ergreifend festzustellen, dass man sich mit digitalen wie auch analogen Lösungen einem präferierten Klangeindruck nähern kann.

Interessant war festzustellen, dass mich die analoge Zuspielung in diesem Setup klanglich mehr umschmeichelte. Die digitale Darbietung war für mich eine Spur zu dominant und analytisch. Vielleicht eine Spur zu hell und dabei auch etwas zu vordergründig. Die Wiedergabe der analogen Spur empfand ich hingegen als eine mehr gleichberechtigte Darstellung des Gesamteindrucks ohne dominante Frequenzbänder. Vielleicht könnte man auch schreiben: Es klang mehr als ein großes Ganzes. Zumindest an diesem Tag und in diesem Raum.

Programmpunkt | Vergleich von verschiedenen Tonarmen

Beim zweiten Workshop ging es darum zu erfahren welche Klangveränderungen sich durch den Austausch von Tonarmen in analogen Lösungen erarbeiten lassen. Ich selbst habe nur die Präsentation der 12 Zoll Tonarme miterlebt. Und auch diese nur über einen kurzen Zeitraum. Allerdings war diese kurze Demonstration bzw. Erfahrung für mich ein ganz besonderes Erlebnis.

Auch hier vorweg: Man hat hier mit höchstem technischem Aufwand versucht eine objektive Vergleichsanordnung für den 12“ Tonarm Vergleichstest anzubieten. Beide 12“ Tonarme hatten einen identischen Tonabnehmer montiert und lieferten danach an eine identische Signalkette. Somit waren nur die beiden Tonarme in der Gesamtkette unterschiedlich.

Als Vinyl kam die 45er Version des Albums „Misty“ des japanischen „Yamamato, Tsuyoshi Trio“ von dem japanischen Label „Three Blind Mice (TBM) zum Einsatz.

Die Abhörlautstärke war bei jedem Durchlauf identisch und mit ca. 90db im Mittel recht hoch.

Bei dem angespielten Titel spielte ein Solo Klavier/Flügel. Über den Glanz Tonarm klang die Darbietung sehr gut durchhörbar, scharf abgrenzend zwischen den Anschlägen, sehr direkt und in den Höhen klar und dediziert. Teilweise wurde mit einer solchen Intensität gespielt dass man durchaus von aggressiv bis sogar schmerzhaft sprechen konnte.

Ich fühlte mich in diesem Moment an meine Erfahrungen erinnert, bei der ich an einem ganzen Wochenende einem Steinway B-211 Konzertflügel beiwohnen durfte. Auch dort, ich saß fast identisch zum Hörabstand in dem Workshop, 4 Meter entfernt zu dem Flügel. Und die brachiale Energie die der Konzertflügel liefern konnte war erschreckend aber auch faszinierend zugleich. Und selbst eine mittelmäßig gut interpretierte Mondscheinsonate erzeugte unerwartete Energien im Raum. Teilweise bis zum Auslösen eines Schmerzempfindens.

Und genau diese Erfahrung mit dem Live Erlebnis war in diesem Moment ziemlich deckungsgleich mit der Musikreproduktion über den Glanz-Tonarm. Das war einerseits erschreckend, aber anderseits faszinierend. Erschreckend insofern, als das der Klang des Setups zu diesem Zeitpunkt alles andere als angenehm war. Faszinierend war es hingegen, dass die in mir verankerten klanglichen Erinnerungen an den Konzertflügeln eine sehr hohe Übereinstimmung mit dem in diesem Moment erlebten Höreindruck hatten. So unangenehm diese aggressive wie auch intensive Wahrnehmung beim Hören des Vinyl Klangbeispiels von mir auch wahrgenommen wurde, so offensichtlich wurde es für mich, dass man hier in diesem Moment ganz nahe am Original lauschte. Ein Echter Gänsehautmoment.

Im zweiten Durchlauf wurde die ganze Szene wiederholt. Nur diesmal über den Ikeda Tonarm. Und diesmal war der Klang anders. Die Aggressivität der Aufnahme war deutlich weniger intensiv. Klangspitzen, die beim Glanz wie Nadelstiche – übertrieben formuliert – noch wahrgenommen wurden kamen diesmal wesentlich geschmeidiger an die Ohren. Es klang runder. Als hätte man die Höhen und deren aggressives Erscheinungsbild „abgeflext“. Es klang diesmal für das Ohr deutlich angenehmer. Als Nebeneffekt konnte man auch Klangstrukturen erkennen, wie zum Beispiel den Untergrund der Tasten auf die sie schlugen, die mit dem Glanz zuvor komplett verdeckt wurden.

Objektiv kann man aber nach diesem Tonarmvergleich feststellen, dass verschiedene Tonarme verschiedene Klangcharaktere repräsentieren können. Die „Zielkurve“ für den Hörer ist anpassbar durch die Verwendung von verschiedenen Tonarmen.

Aber! Spätestens mit dieser Darbietung zweier unterschiedlicher Tonarme, kommt man fast zwangsläufig zu der philosophischen Frage: Möchte der geneigte Musikzuhörer überhaupt original reproduzierte Musik erfahren oder will er „gesoundete“ Musik genießen?

Aber das, genau das ist eine gänzlich andere Geschichte.

Nachgang und Danke schön …

Ich möchte mich für diesen außergewöhnlichen Workshop beim Gastgeber Jürgen herzlichst bedanken. Organisatorisch gelungen. Sehr gut frequentiertes Event. Angenehmes Publikum. Und die fachliche Begleitung durch den Workshop, die Betreuung dazwischen wie auch die Beratung bei Fragen war auf dem demselben Niveau wie der gesamte Workshop: Einfach nur Hoch.

Immer gerne wieder.

Links

Kurzbesuch bei der Röhrenschmiede

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Am gestrigen Freitag ging es für mich zu einem einen abendlichen Abstecher zu „Röhrenschmiede“ nach Krefeld. Hier hatte ich die Gelegenheit die neuen 6c33c Prototypen von Andreas Klug ein erstes Mal zu begutachten und auch in einer kurzen Session anzuhören.

Andreas hatte sich in der zurückliegendenWoche mit aller Macht ins Zeug gelegt seine neueste Verstärkerkreation, die bisher noch ohne eine Modellbezeichung versehen ist, fertig zu bekommen. Und tatsächlich wurde die zweite Mono-Endstufe keine 24 Stunden vor meinem Besuch betriebsfertig.

Der Prototyp in der Draufsicht mit ‚Visitenkarte‘

Optisch unterscheiden sich die Mono-Endstufen im Prototypenzustand durch eine gänzlich andere Formensprache im Vergleich zu seinen bisherigen Gerätekreationen. Mir persönlich gefiel das minimalistische Erscheinungsbild die das Pärchen ausstrahlte. Man könnte das Erscheinungsbild auch als Auf-Das-Wesentliche-Reduziert beschreiben.

Die verbaute 6c33c-Röhre, die gemeinhin als „Warzenschwein“ bekannt ist, stellt eine imposante Erscheinung dar. Die Röhre selbst wurde 1982 tatsächlich in sowjetischen Kampfjets verbaut und waren somit Teil der damaligen Bordelektronik und galten als EMP sicher. Bekannt wurde deren Existenz in einem Militärjet Umstand erst, als 1976 eine sowjetische MIG in den Westen übergelaufen ist.

Die 6c33c Monos im operativen Testbetrieb

Klanglich waren die ersten Eindrücke vielversprechend. Die ca. 2 x 80 Watt drückten Live-Stimmung in den Hörraum und machten Spaß auf mehr. Gestern Abend ging es erstmal darum die ersten Funktionstest anzugehen und erste Erfahrungen im operativen Betrieb zu sammeln.

Meine erste Erkenntnis, wenn auch eher humorvoll gesehen: Die 6c33c steht in einem würdigen Konkurrenzkampf mit der Zimmerheizung. Ich werde das Projekt sicherlich noch eine Weile verfolgen dürfen und bin gespannt auf das was musikalisch noch zu erleben sein wird. Die Grundzutaten scheinen mir eine interessante Basis zu sein.

Links

Link zur Röhrenschmiede

Zu Besuch bei einer Legende

An dem zurückliegenden Wochenende ging es für mich zu einem ganz speziellen HiFi-Besuch. Auf meinem Besuchsprogramm befand sich ein Setup welches als Highlight eine Apogee Acoustics Grand besaß. Ein Lautsprecher aus dem Bereich der Legenden. Ein Lautsprecher den man so gut wie gar nicht auf dem freien Markt findet, geschweige denn auch mal in Ruhe genießen kann. Das liegt wohl vor allem daran, dass aktuell nur noch 7 Pärchen nachweislich auf diesem Planeten existieren. Und jenes Pärchen welches ich besuchen durfte ist in der schönen Schweiz beheimatet.

Nächster Halt für mich, nach rund 750 km Autofahrt, war dann ein kleines Dorf in der Schweiz. Der Gastgeber, wir haben schon seit einer langen Zeit Kontakt über die sozialen Medien, wartete bereits auf mich und lud mich erst mal zu einen netten Plausch bei etwas Kaffee ein. Nach der Anfahrt hieß es für mich auch erstmal zu akklimatisieren.

Und dann wurde nicht lange gefackelt. Der Gastgeber machte kurzen Prozess und meinte nur lapidar. „Lass uns doch mal gleich runter gehen!“. Was soll ich sagen, soviel Drive kann man ja nicht widersprechen. Also los, auf in das aller Heiligste. Zum Glück mussten wir nicht irgendwelche Parkanlagen überwinden oder irgendeinen Schlossflügel von West nach Ost durchpflügen. Kurz und knapp ging es über eine wohnzimmernahe Treppe in den untenliegenden Wohnbereich.

Der erste Eindruck

Und mit dem letzten Schritt von der Treppe stand ich dann quasi sofort und unumstößlich in einem Zimmer der dem gemeinen HiFi affinen Menschen wie mir nicht nur den Blutdruck in medizinisch bedenkliche Höhen trieb, sondern obendrein die eigenen Wortfindungsstörungen exorbitant stiegen ließ. Ich war für einen Bruchteil von einer Sekunde gravitationsbefreit und mein vom Körper befreite geistiges Auge genoss in aller Seelen Ruhe das sich vor mir auftuende Panorama eines höchst beeindruckenden Hörzimmers. Eine wahre optische Reizüberflutung. Mein Kopf, und jenes Organ welches sich zwischen den Ohren befindet, versuchten all die verschiedenen optischen Eindrücke und Informationen die mich bedrängten irgendwie zu erfassen, zu sortieren und zu verarbeiten. Pause.

Die letzten geschriebenen Worte versuchen nur einen groben Überblick zu verschaffen was in diesem Raum zu erkennen und zu erforschen war. Ich stand in einem Raum des Who-Is-Who des HiFi Zirkus. Es ist ja nicht so als wenn das alles überraschend gekommen wäre, die Bilder des Musikzimmers sind dem ernsthaft interessierten Insider alles andere als unbekannt, aber dann doch in diesem Raum zu stehen ist irgendwie surreal. Aber schön. Ab jetzt war dann bis spät in die Nacht, also die nächsten 9 Stunden Showtime.

Der Raum

Der Raum war für den Apogee Grand einfach wie gemacht. Und diese Aussage kann man, so platt sich das auch anhört, wortwörtlich nehmen! Warum? Der Gastgeber, ich nenne ihn für die Dauer des Berichts der Einfachheit Florian, besitzt die Apogee Grand bereits seit knapp 20 Jahren. Und Florian hat seinen Lautsprecher in der Vergangenheit bereits in Räumen zwischen 30qm² wie auch 120qm² betrieben. Beim Bau seines jetzigen Schweizer Domizils hat er dann Nägel mit echten Knöpfen gemacht und die Raumdimensionierungen mit seinem Erfahrungsschatz in Einklang gebracht. Das Ergebnis, so beschrieb Florian es mir, war mit Abstand die beste Raumgeometrie wie auch Bauphysik.

Ein nackter Raum für eine Apogee? Keine gute Idee! Auch das war Florian mit Baubeginn klar. Somit stand eine akustische Behandlung des Raumes gleich nach Baufertigstellung auf dem Aktionsplan. Das ganze Musikzimmer ist mit einer Akustikdecke versehen. Berechnete wie auch in Einzeltests persönlich durchprobierte Bassabsorber und Absorber wurden im Raum entsprechend den Problemzonen verteilt und montiert. Natürlich wurden nicht nur die kritischen Bereiche hinter dem Lautsprecher wie auch hinter dem Hörplatz berücksichtigt sondern auch im Bereich der möglichen Erstreflektionen.

Das Strom Management

Das was? Doch, doch Sie haben richtig gelesen. Es folgt der Abschnitt „Das Strom-Management“. Ich sehe schon die Voodoo Priester wie sie beim Lesen dieser Worte zündelnd durch die Sozialen Medien trollen. So schlimm wird es nicht werden. Florian hat hier etwas gemacht was für mich ein echtes Highlight darstellt. Er hat jedem seiner Geräte, also auch jeder Endstufe in diesem Raum, eine eigene Stromzuleitung mit seinem eigenen Sicherungsautomaten spendiert. Das, und genau dass, nenne ich persönlich „konsequent“. Um es anders und in klar verständlichen Worten zu formulieren: In dem gesamten Setup befindet sich keine einzige Stromleiste(!)

Das Setup

Da wäre als erstes natürlich die von mir benannte Apogee Acoustics Grand zu benennen. Der amerikanische vollaktivierte 4-Weg-Lausprecher ist das dominierende Element in diesem Raum. Eingeführt wurde die Apogee Grand auf der CES 1991 und bis ca. 1998 gebaut. Der Lautsprecher kann noch mit der ein oder andern physikalischen Besonderheit aufwarten. So bringt er ca. 560 kg pro Lautsprecher auf die Waage. Und er ist je nach Untergrund min. 228cm hoch. Und er hat eine externe Frequenzweiche die Dimensionen aufweist die andere auf dem Markt befindlichen Groß-Endstufen nicht mal erreichen. Spätestens bei dem Anblick dieser Gehäuse wird eine mögliche Ehe auf eine ganz harte Probe gestellte. Zumindest dann, wenn man gedenkt seine Apogee in das heimelige Wohnzimmer zu integrieren. Bodenknappheit bei gleichzeitiger Dauerverdunkelung sind sicherlich keine förderliche Paartherapie.

Die Apogee wir mit vier Endstufen betrieben. Die beiden integrierten 12 Zoll Subwoofer werden durch zwei von Krell hergestellten und im Subwoofer Gehäuse verbauten Endstufen bedient. Die drei separaten Folien, bzw. Bändchen werden durch drei exquisite Goldmund Telos 600 und einer Goldmund Telos 200 angesteuert.

Als Musikquelle stehen dem Zuhörer eine analoge Phonosektion mit einem Vinyl Laufwerk wie auch eine digitale Sektion mit CD und roon-Client zur Verfügung.

Der Tonabnehmer, eine Kiseki, montiert auf einem Goldmund Reference Laufwerk, liefert seine Signale an den Phonoverstärker Goldmund Mimesis PH3.8 NEXTGEN. Die digitalen Informationen des CD-Transports Goldmund Mimesis 36 wie auch die digitalen Signale des roon-Client werden über einen Goldmund Mimesis 20H NextGen digital gewandelt. Sowohl die Analog- wie auch die Digital Sektion liefert ihre Signale an den Vorverstärker der Anlage der zurzeit aus einem Goldmund Mimesis 27.8 besteht.

Der Klangeindruck

Als ich den Raum betrat lief bereits leise Hintergrundmusik. Und bereits diese leisen Töne waren sehr beeindruckend. Phil Collins trommelte sich ein wenig im Hintergrund warm. Nur hatte ich den Eindruck dass sich Herr Collins persönlich hinter den Lautsprecher befand. Unfassbar wie es möglich sein kann einen Musiker dermaßen real in den Raum zu platzieren. Dieser Effekt einer körperlich korrekten Raumdarstellung in allen Dimensionen sollte mich den ganzen lieben Abend begleiten.

Da wir nicht auf Hintergrundlautstärke verblieben wurde es immer interessanter.

Beim Durchhören einer meiner Lieblingsstücke von der „Club for Five“ CD (Titel: „Brothers In Arms“) wurde mir ganz anders. Die Apogee Grand holographierte die finnische ACapella Gruppe, bestehend aus 4 Einzelsängern in einem nach vorne offenen Halbkreis und stellte in den Schnittpunkt des Halbkreises das verbleibende 5 Gruppenmitglied. Das komplette Ensemble stand deutlich hinter den Lautsprechern. Die komplette Bühnendarstellung war wie festgenagelt. Und was ich noch nie erfahren durfte war die körperlich klar differenzierte Darstellung eines jeden Sängers. Man sah förmlich die Umrisskontur eines Körpers und wie daneben der nächste Körper stand. Und das Ganze in allen räumlichen Dimensionen. Das Klangbild baute sich in der Breite, in der Tiefe und vor allem in der Höhe vor einem auf. Und das war nur die Raumdarstellung. Die stimmliche Darstellung der Gruppe war dann das nächste Highlight. Man hörte Stimmen und man sah sie. Florian, auf meine Wahrnehmung angesprochen, erklärte mir dass er sich schon mehrfach erschreckt hat, weil er beim Hören der Musik dachte das sich Dritte im Raum aufhielten. Die Musik löste sich komplett von beiden Lautsprechern und baute ein ziemlich beindruckendes reales Gesamtszenario vor einem auf.

„Wie schaut es denn bei den Apogee mit der Grobdynamik aus?“ war meine etwas provozierende Frage an den neben mir sitzenden Florian. Hätte ich mal nicht gefragt. Pegel auf und entsprechende Musik drauf. Leider weiß ich gar nicht mehr was mir anschließend um die Ohren gedroschen wurde. Ich kann nur noch sagen, dass ich eine enorm schnell agierenden Bass und Tiefbassbereich erleben durfte. Hierzu muss man wissen, dass die Hauptlast des Tieftonbereiches ab bzw. bis 35 Hz. durch das Tieftonpanel und nicht durch die Subwoofer abgedeckt wird. Und das Tieftonpanel ist nun mal ein Folie. Und die Folie ist teuflich schnell. Und wenn auf dem vorliegenden Musikmaterial wirkliche Tieftonkost vorhanden war dann legten die 4 12 Zoll Tieftöner noch mal eine gehörige Schüppe drauf. Beeindruckend. Einfach nur beeindruckend. Man könnte jetzt aber noch feststellen dass bei der Apogee Grand der Bassbereich unter 35 Hz, laut Spezifikationen kommt sie bis 18 Hz, nicht zu den ganz großen Stärken gehört. Hier gibt es sicherlich noch andere Extrem-Systeme die in Dynamik und physikalischer Brutalität zulangen können. Dennoch, die Apogee legt in Sachen Bassqualität und Dynamik eine unerwartete Qualität an den Tag. Vor allem war der berühmt berüchtigte Bassbruch zwischen Tieftonpanel und Subwoofer während meiner Hörsession nicht wahrzunehmen.

Als nächstes wählte ich per roon eine Stockfish CD aus. Großer Fehler, ganz großer Fehler. Der Titel von Herr Taylor lief handgetoppte 5 Sekunden bevor ich mit meinem Zeigefinger die Notaustaste auf dem Tablet bediente. Also die Pausen-Taste. Ich drehte meinen Kopf entsetzt schauend in Richtung Florian, er wusste zu dem Zeitpunkt nicht welchen Interpreten ich gewählt hatte. Als sich unsere Auge kreuzten sprach er nur ganz trocken „Das war doch eine Stockfish, oder?“. Ich nickte.

Die Apogee fungierte wie eine Lupe und offenbarte in Sekundenbruchteilen das dieser Stockfish Titel extrem gemastert was. Wahnsinn. Es krachte förmlich zwischen den Lautsprecher. Als wenn jemand mit einem Werkzeug über das Mikro ging. Ich hatte instinktiv gedacht dass gerade irgendetwas am Setup kaputt gegangen wäre. War dem aber nicht so. Ich habe schon mehrfach von solchen „übermasterten“ Stockfish Platten gehört, aber wie sich das in der Praxis anhört erst heute erfahren.

Im nächsten Themenblock ging es um das Großorchestrale Musikgeschehen. Hier lauschten wir einer Aufnahme von „Les Miserables“. Auch hier war wieder diese genaue Bühnendarstellung vorhanden. Selbst bei mehreren Stimmen wie auch Orchstereinsatz blieb die Gesamtszene stabil und übersichtlich. Auch mit hohem Pegel veränderte sich der Gesamteindruck nicht. Das sind so Momente wo man natürlich auch an die hochwertige Endstufenelektronik denken muss. Da toben quasi 5 Endstufen an 5 Treiber pro Lautsprecher. Und offensichtlich hat die angeschlossene Elektronik die Treiber im Griff. Auch dieses Großformat war ein wahres Ohrenfestival. Eine Live-Darstellung kommt diesem Begriff mit diesem Setup ebenso nach wie die bisherigen Disziplinen.

Kommen wir nun zum letzten Punkt den ich mir über die Grand anhören dufte. Und zwar ging es um die Musik aus dem Zeitraum vor ca. 1995. Viele dieser Musikalben klingen auf modernen Musiksystemen flach und langweilig. Die Grand konnte aber auch in dieser Disziplin überzeugen. Wir hatten unter anderem die Doors auf dem CD-Teller. Und auf diesem Setup klang das einfach genial. Man meinte man hätte eine moderne Aufnahme auf dem Teller. So vielschichtig und lebhaft habe ich die alten Klassiker selten gehört. Überhaupt, das eine Anlage Musik aus beiden Welten so darstellen kann ist eine absolut seltenes Phänomen. Aber auch in diesem Punkt ist sicherlich die Elektronik nicht ganz unschuldig an dem Gesamtergebnis.

Mein Fazit

Um es kurz zu machen: Die 1.500 km haben sich in jedem Punkt gelohnt.

Ich durfte ein System erleben das man sicherlich nicht jeden Tag angeboten bekommt. Es wurde eine musikalische Gesamtsituation vorgefunden die in ihrer Detailtiefe und (Umsetzungs-) Konsequenz mir so noch nicht vorgekommen ist.

Und was ein 30 Jahre alter Lautsprecher in dieser Qualität mit dieser Elektronik musizieren kann ist gar nicht hoch genug anzurechnen.

Ich möchte mich bei meinem Gastgeber für die mit geschenkte Zeit nochmals herzlich danken. Das war ein Fest für mich und meine Sinne. Danke.

Die Analoge Sektion im Bild

Die Digitale Sektion im Bild

Eine Amerikanische Verbindung

Für meinen heutigen Besuch ging es mal wieder zu meinem HiFi Freund nach Baden-Württemberg. Der Besuchstermin im Raum Heilbronn war bereits mehrmals von uns beiden terminiert, wurde dann aber genauso oft wieder gekippt. Schuld an dieser Misere waren entweder familiäre Ereignisse, die allgegenwertige COVID Pandemie oder ein geplanter Nachfolgetermin in der Schweiz.

Nun aber passte alles und ich schlug etwas verspätet zum Kaffeetrinken bei meinem Gastgeber auf. Jetzt erstmal runterkommen und ein wenig akklimatisieren.

Was gab es den interessantes zu hören?

Es ist ja nicht so, als wenn ich nur aus freundschaftlicher Gefälligkeit vorbeigeschaut hätte. Nein, es gab tatsächliche eine gravierende Änderung im Setup meines Gastgebers.

Sein vorheriges Lautsprecherpärchen, eine Bowers & Wilkens 804 D3, wurde gegen ein Pärchen Martin Logan ESL 11A ausgetauscht.

Die neue Front-Ansicht

Somit wurde ein Lautsprecherkonzeptwechsel durchgezogen. Das bisher bestehende dynamische Lautsprecher-Konzept wurde durch einen Flächenlautsprecher-Konzept ausgetauscht. Wobei das so nicht ganz richtig ist. Denn der neue Lautsprecher ist kein Vollbereichsflächenstrahler sondern eine Hybrid-Lösung. Hybrid bedeutet in diesem Fall, dass der Tieftonbereich der Martin Logan nicht durch eine Folie repräsentiert wird sondern durch zwei vollaktive dynamische Subwoofer.

Im Detail reden wir bei den beiden Martin Logan Lautsprecher von einem Elektrostaten der die Mitten und die Höhen über einen Flächenstrahler abgibt und den Bassanteil mit zwei aktiven dynamischen Subwoofer umsetzt.

Hinweis: Ich möchte den interessierten Leser bitten sich entsprechende konzeptionellen Vor- und Nachteile von Dynamischen Lautsprechern und Flächenstrahlern wie auch die grundsätzliche technische Arbeitsweise der verschiedenen Konzepte im Internet nachzuschlagen.

Der sonst sehr dezent versteckte Gerätepark

Angetrieben wurden die Martin Logan von einem potenten McIntosh MA-8000. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass die im Sideboard untergebrachte Trinnov ST2, den bereits mit einem gut durchdachten Deckensegel akustisch behandelten Raum, auch elektronisch raumakustisch „gerade“ zieht. Als einzige Quelle dient ein roon-System das über einen NUC auf einen externen D/A-Wandler (RME Adi-2 DAC FS) und dann per XLR Kabel an den Verstärker übergeben wird. Durch den Einsatz eines externen D/A-Wandler wird der interne DAC des McIntosh signaltechnisch ignoriert. Hier bestand wohl seitens des Gastgebers Update-Bedarf.

Der erste Eindruck

Da ich die B&W 804 D3 in diesem Raum bereits mehrmals hören durfte, und selten habe ich eine 804 D3 so gut gehört wie in diesen Räumlichkeiten, war ich sehr daran interessiert zu erfahren in welche Richtung die musikalische Veränderungen nun gingen.

Als erstes fiel mir auf, dass man mit den Martin Logans bereits mit geringen Pegeln sehr gut Musik erleben durfte. Das war deutlich anders als wie bei der B&W 804 D3. Hier war es fast schon zwingend notwendig den Volumenregler des Verstärkers auf etwas über Zimmerlautstärke zu drehen um ein ähnliches Klangbild zu erreichen. Der Bassbereich der B&W war bei leisen Lautstärken unterrepräsentiert. Somit hat die Martin Logan einen praxisnahen Vorteil. Man kann mit ihr auch mal spät abends sehr ordentlich Musik hören ohne gleich abendstörende Pegel zu riskieren.

Was die Abbildung der Stereobühne bei akustischen Titeln anbetrifft, so konnte man klar feststellen, dass die Musiker an realer Körperhöhe hinzu gewonnen haben. Es war jetzt gut nachzuvollziehen das wenn eine Klarinette gespielt wurde, diese auch in Kopfhöhe dargestellt wurde. Übertrieben umschrieben, man möge diesen vielleicht nicht ganz passenden Vergleich entschuldigen, so saß bei der B&W 804 der Musiker auf einem Stuhl und nun stand er. Und mit ihm auch das Instrument. Im Großen und Ganzen konnte man eine Verbesserung der Y-Ache (Höhe) feststellen.

Mit etwas Verzug konnte man auch eine Verbesserung der Musikinformation feststellen. Rauminformationen wie Nebengeräusche, verursacht durch Bewegungen der Musiker, oder das Anblasgeräusche bei Instrumenten, waren mehr präsent. Während dieselbe Klangsequenz bei der B&W 804 D3 eher zufällig wahrgenommen wurde, weil man sie zum Bespiel gesucht hat, so war das bei der Martin Logan so nicht mehr in dieser Form notwendig. Die Klangsequenz wurde einfach vom Zuhörer ohne besondere Aufmerksamkeit wahrgenommen. Das macht die Musik erlebnisreicher und im Gesamteindruck einfach runder.

Das Klangbild war im Mittel und Hochtonbereich impulsiver und dadurch auch energiereicher. Das machte die Musik in verschiedenen Sequenzen körperhafter. Es war einfach mehr „Fleisch am Knochen“, sprich Klangfarben waren satter und deutlicher einem Instrument zuzuordnen. Die Authentizität der Musik wurde im Vergleich zur B&W aufgewertet.

Feindynamisch legte die Martin Logan bei entsprechendem Musikmaterial eine ordentliche Schüppe drauf. Die Dynamik und somit einhergehend die Impulsivität der musikalischen Darbietung gewann ebenfalls bei gleichzeitig leicht verbesserte Klangauthentizität.

Sonstiges

Einen Punkt den man erwähnen sollte, ist die konzeptionell andere Art der Schallanregung zwischen der B&W und der Martin Logan. Während die B&W mit ihren dynamischen Treibern die Schallanregung als Punktquelle umsetzt, also sich der Schall von einem Punkt zum Zuhörer vergrößert, regt die Martin Logan, zumindest im Mittel- und Hochtonbereich, die Luft in Form eines Zylinders an. Somit ist der Zuhörer, bildlich gesprochen, eher einer Klangfront, als einer Klangkugel ausgesetzt. Für mich ist das persönlich eine günstigere Art die Musik ganzheitlich zu erfahren. Ob das eine klanglicher Vorteil oder Nachteil ist muss jeder für sich entscheiden.

Mein Fazit

Für mich ist durch den Austausch der Lautsprecher ein nachvollziehbarer Evolutionssprung vollzogen worden. Das heißt jetzt im Umkehrschluss nicht, dass die B&W 804 D3 ein schlechter Lautsprecher geworden ist. Im Gesamtergebnis liefert die Martin Logan, im Klangvergleich zur B&W, deutlich ausgeprägtere Stärken die dem Zuhörer bereits bei leisen Pegel zur Verfügung stehen und einen nachvollziehbaren Mehrwert liefern.

Mir hat der Elektrostat in seinem Gesamterscheinungsbild gut gefallen.

Links

Link: Hersteller Martin Logan ESL 11A

Link: Besuchsbericht Bowers & Wilkens 804D3

Today Simply Zingali

Gestern Abend war ich mal wieder im Namen des Herrn unterwegs.

Es ging mal wieder tiefer in den Niederrhein rein. Ich war bei heute bei Felix und seiner Freundin zu Besuch. Felix hört im Schwerpunkt Vinyl, hat aber auch einen CD-Spieler angeschlossen. Er betreibt sein Setup in einem dedizierten Musikzimmer das mit selbstgebauten Akustikelementen behandelt wurde.

Die selbstgebauten Akustikelemente werden sicherlich hier und da etwas Einfluss auf die Raumakustik genommen haben, dennoch hängt eine richtig fette Raummode im Raum. Zudem gibt einen vernehmbaren Nachhall im Raum. Beim Klatschen sind wir sicherlich über einer Sekunde. Das ist nicht weiter verwunderlich, da alle Wände und auch die Decke aus nacktem unbekleidetem Stahlbeton bestehen. Er wird, und da bin ich mir ziemlich sicher, die Raumakustik zeitnah als separates Projekt angehen.

Felix und meine Wenigkeit haben uns bei Facebook in einer englischsprachigen Facebook Gruppe kennengelernt. Als ich dann per Zufall lass, das er bei mir um die Ecke wohnt war das erste persönliche Treffen nicht mehr weit entfernt. Heute fand bereits das dritte Treffen und das zweite Treffen bei Ihm statt.

Unser kleinster gemeinsamer Nenner war und ist der Hersteller unsere beiden Verstärker. Er hat einen Unison Research Simply 845 und meiner einer hat ja bekanntlicher weise eine Unison Research S9. Als Dreher fungiert ein Nottingham Ace Spacedeck 294 mit einem 12 Zoll Tonarm von Nottingham und einem Benz Tonabnehmersystem. Zwischen dem Dreher und der Verstärker ist ein Tom Evans The Groove Phonoverstärker integriert. Und als Lautsprecher existiert neuerdings eine Zingali Twenty 1.12.

Ach ja, fast vergessen, als CD-Spieler fungiert ein Marantz CD14.

Vor der Zingali Twenty 1.12 hatte Felix bereits zwei kleinere Zingali Pärchen. Eines der Zingali Pärchen wurde bereits verkauft, das andere Pärchen wartet noch auf einen Käufer. Und genau wegen dieser neuen Zingali haben wir den heutigen Besuch geplant gehabt.

Das aktuelle Setup

Bei der gestrigen Session haben wir sicherlich 6 Stunden Musik gelauscht und reichlich geplaudert. Unterbrochen wurde das Ganze nur durch den obligatorischen Pizzaboten.

Kanglicher Eindruck

Wegen der bereits oben erwähnten gemeinen Raummode und der schwierigen Raumakustik verbietet sich jegliche ernsthafter Versuch einer klanglichen Bewertung. Nur so viel sei geschrieben. Wenn man den Volumenregler etwas zügelte, machte das Zuhören bei dem Setup viel Freude. Der Qualitätssprung von den vorherigen zur neuen Zingali war vor allem im Bassbereich sofort zu vernehmen. Der Bassqualität verbesserte sich deutlich bei seiner Impulsivität. Das Horn selbst vermittelte mehr klangliche Informationen über die Geschehen auf dem Tonträger.

Durch eine geänderte Einwinklung der Lautsprecher, die Nulllinie kreuzte sich nun 10cm vor anstatt 30cm hinter dem Kopf, konnten wir das Klangbild von „nur um die Lautsprechern“ auf „auch zwischen den Lautsprechern“ verändern. Das Resultat war eine gefälligere weil geschlossenere Klangbasis zwischen den Lautsprecher resümierten wir beide. Wie ich eben erfahren habe, hat Felix noch bis 4:00 Uhr morgens Musik gehört und die Position der Lautsprecher nachjustiert. Es scheint so, das ihm die aktuelle Situation gefällt. Erstmal.

Fazit

Ein interessantes Setup das mit seiner analogen Performance zu punkten weiß. Hier gilt es, das existierende ungehobene Klangpotential des Setup durch geeignete akustische Maßnahmen zu heben.

Es war ein schöner Abend mit interessanter Musik und einem gutgelaunten und sympathischen Gastgeber den man immer wieder gerne nachholen kann und sollte.

Zu Besuch bei oks-audio

Eine kleine Vorgeschichte

Während meines Kurzurlaubes in Hamburg erhielt ist zu sehr früher Stunde über den Facebook Messenger eine sehr freundliche Einladung von Eugen Oks dem Entwickler wie auch Besitzer der kleinen HiFi-Manufaktur oks-Audio. Herr Oks hatte auf meinem Facebook-Profil gesehen, das ich mich in Hamburg aufhielt und lud mich zu einem Hörtermin bei sich zuhause ein. Die Einladung habe ich gerne angenommen.

Die Firma oks-audio ist mir bereits seit einiger Zeit bekannt. Aufgefallen ist mir die Firma wegen Ihrer Lautsprechermodelle. Eyecatcher war hier ein sehr interessant wirkender Lautsprecher der auf den Namen Incredible hört. Es handelt sich um einen in der Größe sehr moderaten Kompaktlautsprecher mit einem verbauten Breitband Lautsprecher wie einer eher selten vorkommenden RiPol-Basslösung. Nicht nur der Formfaktor wie auch die verbauten Treiber weckten mein Interesse, sondern auch der interessant wirkende Preis von 1.500 EUR für das Paar.

Hinweis Die Incredible selbst wurde in der Zwischenzeit überarbeitet und ist nun als Incredible 2 erhältlich. Hierbei hat die Incredible 2 einen zusätzlichen Hochtöner erhalten der im Hochtonbereich den Lautsprecher ergänzen soll. Die Incredible 2 war zum Zeitpunkt der Hörsession (leider) anderweitig unterwegs.

Nachmittags trafen wir uns dann zu einer 2 stündigen Hör-Session. Als Verstärker arbeitete eine Eigenfertigung von oks-Audio. Als Quelle diente ausschließlich ein Streamer und als Streaming Quelle Spotify. Die Incredible stand auf einem Aluminium Ständer und stand sehr frei im Raum.

Mein Höreindruck

Das Setup

Mein erster Eindruck war etwas ernüchternd. Was die Breitbänder anbetraf, so hörte man schon im Ansatz die Fähigkeit den Raum musikalisch auszuleuchten. Die Tiefen- und Breitenstaffelung im Mittel- und Hochton waren ordentlich. Allerdings war der Bassbereich für meine Wahrnehmung im ersten Moment doch sehr schlank und zurückhaltend. Einen WoW-Effekt, den man sich bei solchen Hörsessions als Zuhörer gerne wünscht, trat nicht ein. Zumindest nicht in den ersten 30 Minuten.

Nach den ersten Musikstücken und etwas mehr Lautstärke wurde es interessanter. Zwar klang die Incredible im Bassbereich immer noch recht schlank, aber der Bass war nun sauber und wahrnehmbar im Raum. Der Bass war nicht aufgebläht oder dröhnend, was auch ein Verdienst des RiPol-Konzeptes zu sein scheint. Der Bass kam akzentuiert und präzise.

Ich möchte nochmals erwähnen, dass der Lautsprecher sehr frei im Raum stand!

Somit wurde mein erster Eindruck im Grundsatz widerlegt. Die kleine Incredible kann auch die Abteilung Bass bedienen. Herr Oks veränderte in einem zweiten Schritt das Setup insoweit, dass die Incredible nun ca. 50 cm vor der Rückwand positioniert wurde.

Bei gleicher Lautstärke erlangte der Lautsprecher nun auch mehr an Körperhaftigkeit und der obere Bassbereich wurde kräftiger in der Wahrnehmung. Dieses Klangbild konnte nun deutlich mehr gefallen als mein erster gewonnener Eindruck.

Dieser kleine Lautsprecher konnte bei mir im Verlauf der Hörsession immer mehr punkten. Es ist beileibe kein spontanes Begeisterungswunder sondern muss längerfristig erlebt werden um die Qualitäten der Breitbänder wie auch des RiPol-Basses richtig zu erleben. Wer eine Bassschleuder sucht die dem Loudness-War fröhnt wird hier nicht fündig. Die Lautsprecher brauchen einen kräftigen Verstärker und auch mindestens Zimmerlautstärke um seine musikalischen Qualitäten aufzuzeigen.

Fazit

Ein interessanter Konzeptlautsprecher – sowohl musikalisch wie auch preislich – der einen erfahrenen Hörer benötigt. In Verbindung mit dem neuen Hochtöner (Incredible 2 – 2.200 EURO Paarpreis) dürfte sich eine weitere klangliche Steigerung ergeben.

Ein Teil der Produktfamilie von oks-audio

Zur Homepage von oks-audio: http://oks-audio.de/
Hinweis Die Homepage ist mind. seit 2024 nicht mehr erreichbar.

Besuch bei Speaker-Delight

Ende Mai ging es für mich zu einem Kurzbesuch nach Dinslaken. Ziel war es, mir die beiden neuen Hornmodelle von Speaker-Delight aus der Nähe anzusehen und natürlich auch anzuhören.

Mit der Authentic No. 0,5 (Paarpreis bei 1.750 EUR) wird aktuell der Einstiegslautsprecher in die Authentic Hornfamilie definiert. Für mich war es heute von Interesse zu erfahren in wieweit Entwickler Stephan Dasbach es geschafft hat sein KnowHow aus dem Flagschiff der Serie, der Authentic No. 3, auf sein Einsteigermodell runterzubrechen.

Beim ersten Blickkontakt im Hörraum ist eine Familienzugehörigkeit zu der Authentic Familie nicht zu verleugnen. Die markante Formensprache der Authentic Reihe ist sofort wiederzuerkennen. Zumindest wenn man den Lautsprecher in der Multiplex Buche Version als Vergleichsgrundlage nimmt.

Das allen Lautsprecher der Authentic Serie familieneigene Design, besitzt für den ausstehenden Betrachter einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Eine Eigenschaft die leider nicht für jeden Lautsprecher auf dem Markt zutrifft.

Nach einer netten Begrüßung und etwas Smalltalk fingen wir an uns dem ersten Pärchen zuzuwenden. Die Authentic 0.5 stand in einer schwarzen Version für die Hörsession bereit. Als Verstärker diente eine PA-Endstufe. Als Quelle diente ein HTPC der als roon-Client eingebunden war.

Besuch bei Speaker-Delight
Authentic No. 0,5 in einer schwarzen Ausführung.

Der Lautsprecher verspühte eine Menge Klangspaß und überraschte mit einer ordentliche Gesamtperformance. Der Bass war im Grundtonbereich knackig und die Mitten wie auch die Höhen waren präsent. Die Musik wurde über die 0.5er räumlich wiedergegeben. Raumtiefe war ebenso kein Fremdwort. Und mit zunehmender Lautstärke erahnte man, das erhöhte Lautstärken für den Lautsprecher auch kein Problem darstellen würde. Die typische Eigenschaft eines Hornlautsprecher, Musik direkt und anspringend wiederzugeben war ebenso unverkennbar.

Der Lautsprecher spielte auf, als wollte er dem Zuhörer mitteilen wollen, dass er bitte als ernstzunehmender Klangkörper wahrgenommen wollte. Toller Einstand nach meinem Empfinden.

Es gilt zu bedenken, dass wir hier einen Lautsprecher mit einem Stückpreis von 875 EUR betrachten. Wiedergabe von Klangfarben, räumliche Darstellung, Grobdynamik, Feindynamik wie auch Impulivität sind klassenspezifisch im oberen Viertel seines Preissegmentes einzustufen. Wobei das Leisehören eine Stärke der Authentic 0,5 darstellt.

Als Gegenwert erhält man ein ruhiggestelltes Gehäuse aus 20-30mm Multiplex. Das Aluminium Horn ist mit einem 1 Zoll BMC Kompressonstreiber kombiniert. In Verbindung mit den beiden 26er Bässen erhält man einen guten Wirkungsgrad von 96db. Somit sollte der Betrieb des Lautsprechers mit fast jedem erhältlichen Verstärker auf dem Markt machbar sein, auch mit einer Röhre.

Mein Fazit für die Authentic 0,5

Das aktuelle Einstiegsmodel der Authentic Reihe spielt auf einem für sein Preissegment eher hohem klanglichen Nievau. Was die Gehäusevariante betrifft, so würde ich persönlich eine farblich unbearbeitete Gehäuseversion – wie unten abgebildet – bevorzugen.

Gehört wurde unter anderm Musik von folgenden Alben:
– Yello – Touch Yello
– Supertramp – Some Things Never Change
– Club for Five – You’re the voice

Link auf die private Homepage des Entwicklers