Ein Deutsches Statement

Mein heutiger Besuch führte mich in die frühere Bundeshauptstadt nach Bonn. Auf dem Plan stand der Hörbesuch eines HiFi Setups, das zu wesentlichen Teil aus Komponenten der Wuppertaler HighEnd Manufaktur Brocksieper besteht. Vor allem mein eigenes Interesse an der Performance und Qualität der Röhren-Monoendstufen waren eine Triebfeder die mich zu diesem Termin getrieben haben.

Die Frontalansicht auf das heutige Setup

Das Setup, wie schon in der Überschrift angedeutet, bestand (fast) ausschließlich aus Komponenten die in Deutschland hergestellt werden. Die beiden abweichenden Komponenten waren der Audio-Technica Tonabnehmer sowie der SME Tonarm des Plattenspielers.

Der Lautsprecher und seine Verstärkung

Als Lautsprecher wurde ein Brocksieper Minara mit Accuton Hochtöner gehört. Die Lautsprecher wurden im Bi-Amping Modus betrieben. Hierzu wurden die Terminalbrücken entfernt und statt mit einem Pärchen Mono-Endstufen, zwei Pärchen Mono-Endstufen angeschlossen. Die beiden Diamant Hochtöner wurden durch zwei Mono-Endstufen Brocksieper LC807/ 25 befeuert. Die beiden Chitin Tiefmitteltöner der Minara bekamen ihre Stromreserve durch zwei modifizierte LC807/60 geliefert.

Als Vorverstärker und somit auch Schaltzentrale kommt der Brocksieper Vorverstärker zum Einsatz. Der Vorverstärker ist eine nicht alltägliche Konstruktion. Er ist als Doppel-Mono konstruiert und auch gebaut. Allerdings geht man hier noch einen Schritt weiter. So wird der Linke und Rechte Kanal in separaten Gehäusen hinter einer gemeinsamen Frontblende realisiert. Das schaut schon sehr interessant aus da die Kabelterminals sich nicht wie üblich hinter dem Gerät befinden, sondern „zwischen“ dem Linken und Rechten Vorverstärker Gehäuse.

Und als ob das noch nicht genug der Individualität gewesen ist, besitzt der Vorverstärker tatsächlich noch zwei getrennte Volumenregler! Einen Volumenregler für den Linken Vorverstärker und einen Volumenregler für den Rechten Vorverstärker. Der Herr Brocksieper ist ein richtiger Sparfuchs! So spart er sich nämlich den Balanceregler.

Die Quellen

Als Plattenspieler kam ein Scheu Premier One in der 80mm Tellerversion, noch von Thomas Schau selbst gebaut, zum musikalischen Einsatz. Allerdings wurde dem Dreher seine Original Antriebseinheit entwendet und durch ein hochwertigeres Sperling Antriebsaggregat ausgetauscht. Auf dem Premier One ist unter dem SME Tonarm der V-Serie das MM Tonabnehmersystem Audio Technica VM 760 SLC verbaut worden.

Das Scheu Laufwerk mit der Motordose von Sperling Audio

Das MM System liefert seine Kleinsignale an einen angeschlossenen Brocksieper PhonoMax Vorverstärker.

Der Phono-Verstärker von Brocksieper

Als digitaler Zuspieler fungiert heute ein AudioNet CD-Player V2.

Der CD-Spieler von AudioNet

Gelauscht wurde heute unter anderem …

  • Stealy Dan – Gaucho
  • I5 – Attack Decay Sustain Release
  • Meute – Live in Paris
  • Johnny Guitar Watson – Bow Wow
  • Harry Belafonte – Live at Carnegie Hall
  • Gheorghe Zamfir – Flute De Pan Et Orgue
  • Club for Five – You’re the voice
  • Fairfield Four – I couldn’t hear nobody pray
  • Atzko Kohashi & Eddy Koopman – Sketches of Seasons

Mein Klangeindruck

Der Gesamteindruck des Setups war durchweg gelungen und erwähnenswert. Der Klangeindruck im Einzelnen konnte mit den Attributen klar, deutlich, verständlich, präzise und kontrolliert umschrieben werden.

Der Accuton Diamant Hochtöner tobte sich wahrlich aus. Er brillierte bei weiblichen Stimmlagen ohne zu überzeichnen. Er akzentuierte Gitarrenriffs ohne zu stressen und hielt die musikalische Balance ohne ins nervige zu kippen.

Auch hatte man den Eindruck das der Hochtöner immer auf der Suche war die Hochtonlage noch besser auszuleuchten und das er ja keine Silbe der Musik, wenn Sie denn auf der Aufnahme vorhanden war, unter den Tisch fallen zu lassen. Es war einfach ein Erlebnis die Hochtöner auf seinen Klangfarben und Wiedergabe zu folgen. Allerdings konnte der Accuton nicht nur dem Ohr des geneigten Zuhörers schmeicheln, sondern auch Mängel in der Qualität der Aufnahmen oder der Musik an sich aufzeigen. Hier kippte der Hochtöner dann ins Harsche. Aber das kam heute, rein empirisch beobachtet nur zweimal vor. In solch einem Fall sollte man aber auch überprüfen, ob das was man als harsch betitelt nicht möglicherweise ein künstlerischer Aspekt und somit gewollt war.

Der Chitin Tief-Mitteltöner versuchte dem Accuton musikalisch zu untermalen. Das gelang ihm überraschend gut. Die Impulsivität und Kontrolle waren allen Ehren wert. Bassgitarren Sequenzen wie auf der Johnny Guitar Watson CD oder auch der Hi5 Vinyl wurden mit Dynamik und Spielwitz vorgetragen. Für einen 17,5cm Tiefmitteltöner war das schon erstaunlich.

Aber der 17er und damit der Lautsprecher hat seine Grenzen. Hier muss man klar die Grenzen des Lautsprechers aufzeigen. Wer Bass in Tiefgang, Substanz, Körper und Grobdynamik haben möchte benötigt deutlich mehr Pappe und ein anderes Gehäusevolumen.

Fazit

Das heutige erlebte System zeigt auf, das das Thema Bi-Amping ein Plus an Kontrolle bringen kann. Grobdynamisch wird dieses System keine Berge versetzen aber die feine Partitur der Musikalität kann dieses System trefflich bedienen. Der Detailreichtum der gelieferten Quellen wird vor dem Zuhörer einfach so aufgerollt. Man muss sich nur noch am Gesamtresultat bedienen. Hin und wieder wird einem dann leider auch ohne jeglichen Respekt aufgezeigt, was man da wieder an Pressqualität gekauft hat. Was will man da machen. Ach ja, ganz einfach! Das nächste Vinyl auflegen.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals herzlich bei meinen Gastgebern für herrliche 5 Stunden der kostbaren Zeit an einem Sonntag für Speis & Trank und musikalischer Unterhaltung bedanken. Es war mir eine Freude.

Links

Brocksieper: https://brocksieper.com/
Scheu Analog: http://www.scheu-analog.de/
SME: https://sme.co.uk/
Audio-Technica: https://www.audio-technica.com/
Sperling Audio: https://sperling-audio.de/
AudioNet: https://www.audionet.de/

Keramische Zustände

Kennt Ihr das auch? Man befindet sich in einer HiFi Hörsession und plötzlich fragt man sich, ob das was man bisher zu einem speziellen HiFi-Thema wusste oder auch schon persönlich erfahren durfte, doch nur ein unvollständiges Bild der Gesamtthematik darstellt?

Genauso solch einen Moment konnte/durfte, ich Anfang März dieses Jahres bei einer Produktpräsentation eines Lautsprechersystem der Firma audiocomposition in Köln erleben.

Und mein spezielles HiFi-Thema in diesem Fall war die Treiberbestückung des heutigen Lautsprechersystem. Dieses war mit zwei Keramik- und zwei Diamanttreiber der deutschen Firma Thiel & Partner bestückt. Die Rede ist von den verwendeten Accuton-Treiber die in der HiFi-Szene einen hervorragenden Ruf genießen.

Allerdings sind meine persönlichen Erfahrungen mit den Accuton-Treiber in Sachen musikalischer Wahrnehmung bis zum heutigen Tag, formulieren wir es ein wenig positiver, doch eher mit einem „distanzierten Interesse“ zu beschreiben.

Der Klang der Treiber tendierte zumeist zu einer überkühlen Neutralität. Auch passte die für mich oft erlebte klare ja schon fast überzeichnende helle Klangabstimmung nie in mein favorisiertes Klangbild.

Meinen bisherigen Erfahrungen in Sachen Accuton-Treiber drohte heute eine Revision.

Der Lautsprecher

Als Gegenstand meiner heutigen Begierde stand ein Lautsprecher, ein 2-Weg System mit der Modellbezeichnung AC-2 der Marke audiocomposition, zur Hörsession bereit. Die AC-2 ist mit einem Keramik-Tiefmitteltöner (C168) von Accuton bestückt. Als Hochtöner kam in der heute gehörten Modelvariante nicht der standmäßig verbaute Accuton Keramik-Hochtöner (C30) zum Einsatz, sondern der auch optional erhältliche 30mm Diamant-Hochtöner von Accuton (BD30). Im Rücken der AC-2 sind noch zwei Passivmembrane der Firma A.T.E. verbaut um die Bassqualität des Lautsprechers entsprechend abzustimmen.

Das Composite-Gehäuse der AC-2, wie auch der anderen Modellvarianten, besteht aus doppelverleimten HDF. Die Frontwände und somit alle Lautsprecherchassis sind vom Grundgehäuse mechanisch und akustisch entkoppelt.

Die passiven Frequenzweichenbauteile, allesamt von Mundorf Audio, sind in hermetisch geschlossenen Aluminiumgehäusen von den Gehäusen ebenfalls komplett entkoppelt und akustisch isoliert.

Das Logo der Manufaktur die für die Lautsprecher/Endstufe verantwortlich zeichnet.

Zur Unterstützung der Abteilung Tiefton kam der passive Subwoofer Sub AC-25 ebenfalls von audiocomposition zum Einsatz. Selbstredend, dass auch hier ein Accuton-Treiber verbaut wurde.

Die Verstärkung

Befeuert wurden die Lautsprecher und der Subwoofer von einer digitalen 4-Kanal Endstufe mit der sperrigen Bezeichnung audiocomposition MultiPowerAmp MPA 6600 bei der allerdings nur 3 der 4 Kanäle verwendet wurden. Was verständlich ist, da es ja auch nur 3 Lautsprecher zu bedienen gab.

Ebenfalls eine Besonderheit im Gesamtsetup war der verwendet PreDAC der Firma accuton. Bitte was? Accuton hat einen DAC im Programm? Ihr habt schon richtig gelesen!

Die Firma Thiel & Partner hat tatsächlich nicht nur Ihre Accuton Lautsprechertreiber in ihrem Programm, sondern auch einen eher kaum bis gar nicht öffentlich bekannten DAC mit integrierter Vorstufenfunktionalität. Und weil das alles noch nicht genug ist, besitzt dieser DAC zusätzlich ein hauseigenes Raumeinmessungssystem!

Ich erlaube mir hier eine zur Auflockerung des Textes eher unqualifizierte und auch flapsige Randbemerkung: Ich glaube Kaffeekochen konnte der DAC nicht. Noch nicht.

Die Quellen

Das heutige Musikmaterial wurde entweder digital durch einen Innuos Pulse Streamer oder digital durch einen hochwertigeren CD-Player Accuphase DP-430 geliefert. Erfahrene Mitleser fällt spontan auf, dass eine analoge Wiedergabe von Musik heute nicht auf der audiophilen Speisekarte verzeichnet war.

Hervorzuheben ist der technische Aufwand der betrieben wurde um dem Thema Digitale Wiedergabequalität die bestmögliche technische Plattform zu bieten. Hierzu wurden in den digitalen Signalweg zwei ReClocker und eine Clock integriert.

Die etwas andere digitale Datenstrom

Unter dem Begriff des Reclocking versteht man, einfach ausgedrückt, die (Neu-) Aufbereitung des digitalen Audiostreams durch eine präzise Neutaktung.

Bei der Neutaktung versucht man die technische Komponente Zeit, eine der wichtigsten, wenn nicht sogar das wichtigste Thema in der Digitaltechnik, zeitgerecht zu optimieren.

In Zusammenhang mit den Worten Zeit, Digital und Neutaktung, fällt in der Literatur immer wieder die Begrifflichkeit der Verbesserung des Jitter‘. Wer Interesse, Lust und Zeit hat, sollte einfach einmal Internet nachlesen was sich mit dem Jitter im Detail auf sich hat. Ansonsten kann man sich grob merken das man durch die Neutaktung das Problem Jitter eliminieren möchte.

In der heutigen Session sah das praktisch so aus, das die Digitalen Quellen Ihr Digitalsignal nicht direkt an den DAC, sondern an ihren persönlichen ReClocker lieferten. So hatte der Innuos Streamer, wie auch der Accuphase CD-Player ihren eigenen ReClocker.

Beide ReClocker wiederrum wurden durch eine übergeordnete Master Clock in Sachen Zeittaktung bestimmend synchronisiert. Die Clock stellt somit die zentrale taktgebende Instanz dar, mit dem die ReClocker den Datenstrom neu takten. Nach der Neu-Synchronisation des digitalen Datenstrom wurde dieser an den accuton-DAC weitergegeben.

Der Raum

Das Setup wurde durch die hauseigene Raum Einmessung des accuton-DAC optimiert.

Der Hörraum selbst fällt für mich in Sachen Raumakustik unter die Rubrik „eher akustisch schwierig in den Griff zu kriegen“. Eine hohe Decke in einem Funktionsraum mit Gewölbe Romantik, einem angegliederten offenen Eingangsbereich und einigen schallharten Flächen bilden nicht gerade das Idealszenario für eine gute Raumakustik. Mehrere passive Korrekturhilfen waren Bestandteil des Hörraumes, und waren bereit den akustischen Eigenheiten des Raumes entgegen zuwirken.

Mein Klangeindruck

Soviel schon mal vorweg: Ich kam mit persönlichen Vorbehalten und einer niedrigen Erwartungshaltung gegenüber den Accuton-Treiber und ging 7, 5 Stunden (ausgeschrieben siebeneinhalb Stunden) später mit einem sperrangelweit breiten Grinsen im Gesicht nach Hause.

Das heutige Setup in der frontalen Ansicht

Man kann meine beiden Zustände vor und nach dem Hören dieses Setup nicht besser beschreiben oder auch zusammenfassen. Meine bisherigen Erlebnisse mit den Accuton- Treiber basierten offensichtlich nicht auf den machbaren Möglichkeiten die diese Technik zu liefern vermag.

Zu keinem Zeitpunkt der heutigen Hörsession konnte ich diese grimmige Kühle oder auch die bisher öfters erlebte überzeichnende Neutralität erhaschen. Von einem warmen Klangbild, wie man das oft in der Community lesen möchte, würde ich nicht reden wollen. Wenn der Schmelz und die Strahlkraft eines Saxophons angefordert war, wurde dies geliefert. Wenn eine weibliche Stimme sich vor dem Mikrophon aufbaute, wurde dies abgebildet. Wenn eine A-Cappella Band oder auch ein Gospelchor im Halbkreis auf der Bühne anfing zu intonieren, wurde dies dargestellt.

Ich habe an diesem Tag sicherlich 3 oder 4 Musikstücke hören dürfen, bei denen sich die Haare auf meinen Unterarmen aufrecht stellten. Gänsehautatmosphäre.

Was die Klangfarben und die Klang Authentizität betraf, so wandelte man hier auf einem hohen Gesamtniveau. Die Transienten der Musik wurden auf einem hohen Niveau wie selbstverständlich abgebildet. Wie schreibt man immer so gerne, der musikalische Fluss der Musik war wunderbar präsent. Die Musiker wurden auf der imaginären Bühne dargestellt. Was die Bassanbindung anbetrifft, so muss man auch diese als gekonnt formulieren. Bruchlos arbeitet der Subwoofer dem 2-Weg System zu. Die Qualität des Subwoofers in Substanz, Schnelligkeit und Differenziertheit fundamentierte den Gesamteindruck des Setups. Grobdynamisch wurde heute nichts gehört, aber hier ist sicherlich auch noch reichlich Reserve vorhanden.

Der heutige Tag war für mich einmal mehr das klassische Beispiel dafür, dass es im HiFi Segment sehr viele verschiedene Wege gibt die Emotionen und Illusionen der Musik auf hohem Niveau wiederzugeben.

Mein Fazit

Ich muss definitiv meine Vorbehalte gegenüber den Accuton -Treiber nach 7,5 Stunden Musikhörens überdenken und neu bewerten. Und zwar positiv!

Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass wenn ein Lautsprecherentwickler über das entsprechende Knowhow verfügt und die Accuton-Treiber gemäß der Vorgaben entsprechend anwenden und integrieren kann, man im Ergebnis als Endkunde ein durchweg erwähnenswertes klangliches Gesamtergebnis erhält.

Die gezeigte Kette, vom Lautsprecher bis zum außergewöhnlichen DAC, hat eine tolle Performance gezeigt.

Der Lautsprecher ist klanglich ein Ohrenweide und kann jede Menge Spaß vermitteln. Das Design ist ansprechend. Und handwerklich ist das Gehäuse sehr sauber verarbeitet. Und On-Top sind diese Lautsprecher, wie auch seine verschiedenen Modelvarianten, äußerst wohnraumtauglich. Eigentlich müsste man jetzt schreiben: Was will man mehr.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Uwe Annas, Kopf der Firma audiocomposition, für die neu erlebten musikalischen Erfahrungswerte bedanken. Auch möchte ich mich bei Bernd Müller, fachlich kompetenter Ansprechpartner und Inhaber des gastgebenden HiFi Studio herzlichst für die Einladung bedanken. Ich hoffe der Verlust der Jahresration an Kaffee und Keksen ist verschmerzbar. Ansonsten bringe ich demnächst einige Kekse mit.

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