Alles rund um die Audiophile Musikreproduktion wie auch der zugrunde liegenden Musik und die humorvolle Aufarbeitung von Wahrnehmungsanomalien der HiFi-Szene.
Am gestrigen Freitag ging es für mich zu einem einen abendlichen Abstecher zu „Röhrenschmiede“ nach Krefeld. Hier hatte ich die Gelegenheit die neuen 6c33c Prototypen von Andreas Klug ein erstes Mal zu begutachten und auch in einer kurzen Session anzuhören.
Andreas hatte sich in der zurückliegendenWoche mit aller Macht ins Zeug gelegt seine neueste Verstärkerkreation, die bisher noch ohne eine Modellbezeichung versehen ist, fertig zu bekommen. Und tatsächlich wurde die zweite Mono-Endstufe keine 24 Stunden vor meinem Besuch betriebsfertig.
Optisch unterscheiden sich die Mono-Endstufen im Prototypenzustand durch eine gänzlich andere Formensprache im Vergleich zu seinen bisherigen Gerätekreationen. Mir persönlich gefiel das minimalistische Erscheinungsbild die das Pärchen ausstrahlte. Man könnte das Erscheinungsbild auch als Auf-Das-Wesentliche-Reduziert beschreiben.
Die verbaute 6c33c-Röhre, die gemeinhin als „Warzenschwein“ bekannt ist, stellt eine imposante Erscheinung dar. Die Röhre selbst wurde 1982 tatsächlich in sowjetischen Kampfjets verbaut und waren somit Teil der damaligen Bordelektronik und galten als EMP sicher. Bekannt wurde deren Existenz in einem Militärjet Umstand erst, als 1976 eine sowjetische MIG in den Westen übergelaufen ist.
Klanglich waren die ersten Eindrücke vielversprechend. Die ca. 2 x 80 Watt drückten Live-Stimmung in den Hörraum und machten Spaß auf mehr. Gestern Abend ging es erstmal darum die ersten Funktionstest anzugehen und erste Erfahrungen im operativen Betrieb zu sammeln.
Meine erste Erkenntnis, wenn auch eher humorvoll gesehen: Die 6c33c steht in einem würdigen Konkurrenzkampf mit der Zimmerheizung. Ich werde das Projekt sicherlich noch eine Weile verfolgen dürfen und bin gespannt auf das was musikalisch noch zu erleben sein wird. Die Grundzutaten scheinen mir eine interessante Basis zu sein.
An dem zurückliegenden Wochenende ging es für mich zu einem ganz speziellen HiFi-Besuch. Auf meinem Besuchsprogramm befand sich ein Setup welches als Highlight eine Apogee Acoustics Grand besaß. Ein Lautsprecher aus dem Bereich der Legenden. Ein Lautsprecher den man so gut wie gar nicht auf dem freien Markt findet, geschweige denn auch mal in Ruhe genießen kann. Das liegt wohl vor allem daran, dass aktuell nur noch 7 Pärchen nachweislich auf diesem Planeten existieren. Und jenes Pärchen welches ich besuchen durfte ist in der schönen Schweiz beheimatet.
Nächster Halt für mich, nach rund 750 km Autofahrt, war dann ein kleines Dorf in der Schweiz. Der Gastgeber, wir haben schon seit einer langen Zeit Kontakt über die sozialen Medien, wartete bereits auf mich und lud mich erst mal zu einen netten Plausch bei etwas Kaffee ein. Nach der Anfahrt hieß es für mich auch erstmal zu akklimatisieren.
Und dann wurde nicht lange gefackelt. Der Gastgeber machte kurzen Prozess und meinte nur lapidar. „Lass uns doch mal gleich runter gehen!“. Was soll ich sagen, soviel Drive kann man ja nicht widersprechen. Also los, auf in das aller Heiligste. Zum Glück mussten wir nicht irgendwelche Parkanlagen überwinden oder irgendeinen Schlossflügel von West nach Ost durchpflügen. Kurz und knapp ging es über eine wohnzimmernahe Treppe in den untenliegenden Wohnbereich.
Und mit dem letzten Schritt von der Treppe stand ich dann quasi sofort und unumstößlich in einem Zimmer der dem gemeinen HiFi affinen Menschen wie mir nicht nur den Blutdruck in medizinisch bedenkliche Höhen trieb, sondern obendrein die eigenen Wortfindungsstörungen exorbitant stiegen ließ. Ich war für einen Bruchteil von einer Sekunde gravitationsbefreit und mein vom Körper befreite geistiges Auge genoss in aller Seelen Ruhe das sich vor mir auftuende Panorama eines höchst beeindruckenden Hörzimmers. Eine wahre optische Reizüberflutung. Mein Kopf, und jenes Organ welches sich zwischen den Ohren befindet, versuchten all die verschiedenen optischen Eindrücke und Informationen die mich bedrängten irgendwie zu erfassen, zu sortieren und zu verarbeiten. Pause.
Die letzten geschriebenen Worte versuchen nur einen groben Überblick zu verschaffen was in diesem Raum zu erkennen und zu erforschen war. Ich stand in einem Raum des Who-Is-Who des HiFi Zirkus. Es ist ja nicht so als wenn das alles überraschend gekommen wäre, die Bilder des Musikzimmers sind dem ernsthaft interessierten Insider alles andere als unbekannt, aber dann doch in diesem Raum zu stehen ist irgendwie surreal. Aber schön. Ab jetzt war dann bis spät in die Nacht, also die nächsten 9 Stunden Showtime.
Der Raum
Der Raum war für den Apogee Grand einfach wie gemacht. Und diese Aussage kann man, so platt sich das auch anhört, wortwörtlich nehmen! Warum? Der Gastgeber, ich nenne ihn für die Dauer des Berichts der Einfachheit Florian, besitzt die Apogee Grand bereits seit knapp 20 Jahren. Und Florian hat seinen Lautsprecher in der Vergangenheit bereits in Räumen zwischen 30qm² wie auch 120qm² betrieben. Beim Bau seines jetzigen Schweizer Domizils hat er dann Nägel mit echten Knöpfen gemacht und die Raumdimensionierungen mit seinem Erfahrungsschatz in Einklang gebracht. Das Ergebnis, so beschrieb Florian es mir, war mit Abstand die beste Raumgeometrie wie auch Bauphysik.
Ein nackter Raum für eine Apogee? Keine gute Idee! Auch das war Florian mit Baubeginn klar. Somit stand eine akustische Behandlung des Raumes gleich nach Baufertigstellung auf dem Aktionsplan. Das ganze Musikzimmer ist mit einer Akustikdecke versehen. Berechnete wie auch in Einzeltests persönlich durchprobierte Bassabsorber und Absorber wurden im Raum entsprechend den Problemzonen verteilt und montiert. Natürlich wurden nicht nur die kritischen Bereiche hinter dem Lautsprecher wie auch hinter dem Hörplatz berücksichtigt sondern auch im Bereich der möglichen Erstreflektionen.
Das Strom Management
Das was? Doch, doch Sie haben richtig gelesen. Es folgt der Abschnitt „Das Strom-Management“. Ich sehe schon die Voodoo Priester wie sie beim Lesen dieser Worte zündelnd durch die Sozialen Medien trollen. So schlimm wird es nicht werden. Florian hat hier etwas gemacht was für mich ein echtes Highlight darstellt. Er hat jedem seiner Geräte, also auch jeder Endstufe in diesem Raum, eine eigene Stromzuleitung mit seinem eigenen Sicherungsautomaten spendiert. Das, und genau dass, nenne ich persönlich „konsequent“. Um es anders und in klar verständlichen Worten zu formulieren: In dem gesamten Setup befindet sich keine einzige Stromleiste(!)
Der Sicherungskasten(!)Dose an DoseAlle Dosen für die FrontDas Strom Management
Das Setup
Da wäre als erstes natürlich die von mir benannte Apogee Acoustics Grand zu benennen. Der amerikanische vollaktivierte 4-Weg-Lausprecher ist das dominierende Element in diesem Raum. Eingeführt wurde die Apogee Grand auf der CES 1991 und bis ca. 1998 gebaut. Der Lautsprecher kann noch mit der ein oder andern physikalischen Besonderheit aufwarten. So bringt er ca. 560 kg pro Lautsprecher auf die Waage. Und er ist je nach Untergrund min. 228cm hoch. Und er hat eine externe Frequenzweiche die Dimensionen aufweist die andere auf dem Markt befindlichen Groß-Endstufen nicht mal erreichen. Spätestens bei dem Anblick dieser Gehäuse wird eine mögliche Ehe auf eine ganz harte Probe gestellte. Zumindest dann, wenn man gedenkt seine Apogee in das heimelige Wohnzimmer zu integrieren. Bodenknappheit bei gleichzeitiger Dauerverdunkelung sind sicherlich keine förderliche Paartherapie.
Die Apogee wir mit vier Endstufen betrieben. Die beiden integrierten 12 Zoll Subwoofer werden durch zwei von Krell hergestellten und im Subwoofer Gehäuse verbauten Endstufen bedient. Die drei separaten Folien, bzw. Bändchen werden durch drei exquisite Goldmund Telos 600 und einer Goldmund Telos 200 angesteuert.
Der linke FlankeOdysee 2001?Die externe FrequenzweicheDie rechte FlankeDie Grand von „Hinten“Das Kabelterminal der GrandDie Apogee Acoustuics Grand im Detail
Als Musikquelle stehen dem Zuhörer eine analoge Phonosektion mit einem Vinyl Laufwerk wie auch eine digitale Sektion mit CD und roon-Client zur Verfügung.
Der Tonabnehmer, eine Kiseki, montiert auf einem Goldmund Reference Laufwerk, liefert seine Signale an den Phonoverstärker Goldmund Mimesis PH3.8 NEXTGEN. Die digitalen Informationen des CD-Transports Goldmund Mimesis 36 wie auch die digitalen Signale des roon-Client werden über einen Goldmund Mimesis 20H NextGen digital gewandelt. Sowohl die Analog- wie auch die Digital Sektion liefert ihre Signale an den Vorverstärker der Anlage der zurzeit aus einem Goldmund Mimesis 27.8 besteht.
Links die Analoge SektionRechts die Digitale Sektion
Der Klangeindruck
Als ich den Raum betrat lief bereits leise Hintergrundmusik. Und bereits diese leisen Töne waren sehr beeindruckend. Phil Collins trommelte sich ein wenig im Hintergrund warm. Nur hatte ich den Eindruck dass sich Herr Collins persönlich hinter den Lautsprecher befand. Unfassbar wie es möglich sein kann einen Musiker dermaßen real in den Raum zu platzieren. Dieser Effekt einer körperlich korrekten Raumdarstellung in allen Dimensionen sollte mich den ganzen lieben Abend begleiten.
Da wir nicht auf Hintergrundlautstärke verblieben wurde es immer interessanter.
Beim Durchhören einer meiner Lieblingsstücke von der „Club for Five“ CD (Titel: „Brothers In Arms“) wurde mir ganz anders. Die Apogee Grand holographierte die finnische ACapella Gruppe, bestehend aus 4 Einzelsängern in einem nach vorne offenen Halbkreis und stellte in den Schnittpunkt des Halbkreises das verbleibende 5 Gruppenmitglied. Das komplette Ensemble stand deutlich hinter den Lautsprechern. Die komplette Bühnendarstellung war wie festgenagelt. Und was ich noch nie erfahren durfte war die körperlich klar differenzierte Darstellung eines jeden Sängers. Man sah förmlich die Umrisskontur eines Körpers und wie daneben der nächste Körper stand. Und das Ganze in allen räumlichen Dimensionen. Das Klangbild baute sich in der Breite, in der Tiefe und vor allem in der Höhe vor einem auf. Und das war nur die Raumdarstellung. Die stimmliche Darstellung der Gruppe war dann das nächste Highlight. Man hörte Stimmen und man sah sie. Florian, auf meine Wahrnehmung angesprochen, erklärte mir dass er sich schon mehrfach erschreckt hat, weil er beim Hören der Musik dachte das sich Dritte im Raum aufhielten. Die Musik löste sich komplett von beiden Lautsprechern und baute ein ziemlich beindruckendes reales Gesamtszenario vor einem auf.
„Wie schaut es denn bei den Apogee mit der Grobdynamik aus?“ war meine etwas provozierende Frage an den neben mir sitzenden Florian. Hätte ich mal nicht gefragt. Pegel auf und entsprechende Musik drauf. Leider weiß ich gar nicht mehr was mir anschließend um die Ohren gedroschen wurde. Ich kann nur noch sagen, dass ich eine enorm schnell agierenden Bass und Tiefbassbereich erleben durfte. Hierzu muss man wissen, dass die Hauptlast des Tieftonbereiches ab bzw. bis 35 Hz. durch das Tieftonpanel und nicht durch die Subwoofer abgedeckt wird. Und das Tieftonpanel ist nun mal ein Folie. Und die Folie ist teuflich schnell. Und wenn auf dem vorliegenden Musikmaterial wirkliche Tieftonkost vorhanden war dann legten die 4 12 Zoll Tieftöner noch mal eine gehörige Schüppe drauf. Beeindruckend. Einfach nur beeindruckend. Man könnte jetzt aber noch feststellen dass bei der Apogee Grand der Bassbereich unter 35 Hz, laut Spezifikationen kommt sie bis 18 Hz, nicht zu den ganz großen Stärken gehört. Hier gibt es sicherlich noch andere Extrem-Systeme die in Dynamik und physikalischer Brutalität zulangen können. Dennoch, die Apogee legt in Sachen Bassqualität und Dynamik eine unerwartete Qualität an den Tag. Vor allem war der berühmt berüchtigte Bassbruch zwischen Tieftonpanel und Subwoofer während meiner Hörsession nicht wahrzunehmen.
Als nächstes wählte ich per roon eine Stockfish CD aus. Großer Fehler, ganz großer Fehler. Der Titel von Herr Taylor lief handgetoppte 5 Sekunden bevor ich mit meinem Zeigefinger die Notaustaste auf dem Tablet bediente. Also die Pausen-Taste. Ich drehte meinen Kopf entsetzt schauend in Richtung Florian, er wusste zu dem Zeitpunkt nicht welchen Interpreten ich gewählt hatte. Als sich unsere Auge kreuzten sprach er nur ganz trocken „Das war doch eine Stockfish, oder?“. Ich nickte.
Die Apogee fungierte wie eine Lupe und offenbarte in Sekundenbruchteilen das dieser Stockfish Titel extrem gemastert was. Wahnsinn. Es krachte förmlich zwischen den Lautsprecher. Als wenn jemand mit einem Werkzeug über das Mikro ging. Ich hatte instinktiv gedacht dass gerade irgendetwas am Setup kaputt gegangen wäre. War dem aber nicht so. Ich habe schon mehrfach von solchen „übermasterten“ Stockfish Platten gehört, aber wie sich das in der Praxis anhört erst heute erfahren.
Im nächsten Themenblock ging es um das Großorchestrale Musikgeschehen. Hier lauschten wir einer Aufnahme von „Les Miserables“. Auch hier war wieder diese genaue Bühnendarstellung vorhanden. Selbst bei mehreren Stimmen wie auch Orchstereinsatz blieb die Gesamtszene stabil und übersichtlich. Auch mit hohem Pegel veränderte sich der Gesamteindruck nicht. Das sind so Momente wo man natürlich auch an die hochwertige Endstufenelektronik denken muss. Da toben quasi 5 Endstufen an 5 Treiber pro Lautsprecher. Und offensichtlich hat die angeschlossene Elektronik die Treiber im Griff. Auch dieses Großformat war ein wahres Ohrenfestival. Eine Live-Darstellung kommt diesem Begriff mit diesem Setup ebenso nach wie die bisherigen Disziplinen.
Kommen wir nun zum letzten Punkt den ich mir über die Grand anhören dufte. Und zwar ging es um die Musik aus dem Zeitraum vor ca. 1995. Viele dieser Musikalben klingen auf modernen Musiksystemen flach und langweilig. Die Grand konnte aber auch in dieser Disziplin überzeugen. Wir hatten unter anderem die Doors auf dem CD-Teller. Und auf diesem Setup klang das einfach genial. Man meinte man hätte eine moderne Aufnahme auf dem Teller. So vielschichtig und lebhaft habe ich die alten Klassiker selten gehört. Überhaupt, das eine Anlage Musik aus beiden Welten so darstellen kann ist eine absolut seltenes Phänomen. Aber auch in diesem Punkt ist sicherlich die Elektronik nicht ganz unschuldig an dem Gesamtergebnis.
Mein Fazit
Um es kurz zu machen: Die 1.500 km haben sich in jedem Punkt gelohnt.
Ich durfte ein System erleben das man sicherlich nicht jeden Tag angeboten bekommt. Es wurde eine musikalische Gesamtsituation vorgefunden die in ihrer Detailtiefe und (Umsetzungs-) Konsequenz mir so noch nicht vorgekommen ist.
Und was ein 30 Jahre alter Lautsprecher in dieser Qualität mit dieser Elektronik musizieren kann ist gar nicht hoch genug anzurechnen.
Ich möchte mich bei meinem Gastgeber für die mit geschenkte Zeit nochmals herzlich danken. Das war ein Fest für mich und meine Sinne. Danke.
Ein Größenvergleich. Der junge Mann ist 193cm groß
Für meinen heutigen Besuch ging es mal wieder zu meinem HiFi Freund nach Baden-Württemberg. Der Besuchstermin im Raum Heilbronn war bereits mehrmals von uns beiden terminiert, wurde dann aber genauso oft wieder gekippt. Schuld an dieser Misere waren entweder familiäre Ereignisse, die allgegenwertige COVID Pandemie oder ein geplanter Nachfolgetermin in der Schweiz.
Nun aber passte alles und ich schlug etwas verspätet zum Kaffeetrinken bei meinem Gastgeber auf. Jetzt erstmal runterkommen und ein wenig akklimatisieren.
Was gab es den interessantes zu hören?
Es ist ja nicht so, als wenn ich nur aus freundschaftlicher Gefälligkeit vorbeigeschaut hätte. Nein, es gab tatsächliche eine gravierende Änderung im Setup meines Gastgebers.
Sein vorheriges Lautsprecherpärchen, eine Bowers & Wilkens 804 D3, wurde gegen ein Pärchen Martin Logan ESL 11A ausgetauscht.
Die neue Front-Ansicht
Somit wurde ein Lautsprecherkonzeptwechsel durchgezogen. Das bisher bestehende dynamische Lautsprecher-Konzept wurde durch einen Flächenlautsprecher-Konzept ausgetauscht. Wobei das so nicht ganz richtig ist. Denn der neue Lautsprecher ist kein Vollbereichsflächenstrahler sondern eine Hybrid-Lösung. Hybrid bedeutet in diesem Fall, dass der Tieftonbereich der Martin Logan nicht durch eine Folie repräsentiert wird sondern durch zwei vollaktive dynamische Subwoofer.
Im Detail reden wir bei den beiden Martin Logan Lautsprecher von einem Elektrostaten der die Mitten und die Höhen über einen Flächenstrahler abgibt und den Bassanteil mit zwei aktiven dynamischen Subwoofer umsetzt.
Hinweis: Ich möchte den interessierten Leser bitten sich entsprechende konzeptionellen Vor- und Nachteile von Dynamischen Lautsprechern und Flächenstrahlern wie auch die grundsätzliche technische Arbeitsweise der verschiedenen Konzepte im Internet nachzuschlagen.
Der sonst sehr dezent versteckte Gerätepark
Angetrieben wurden die Martin Logan von einem potenten McIntosh MA-8000. Als Besonderheit ist zu erwähnen, dass die im Sideboard untergebrachte Trinnov ST2, den bereits mit einem gut durchdachten Deckensegel akustisch behandelten Raum, auch elektronisch raumakustisch „gerade“ zieht. Als einzige Quelle dient ein roon-System das über einen NUC auf einen externen D/A-Wandler (RME Adi-2 DAC FS) und dann per XLR Kabel an den Verstärker übergeben wird. Durch den Einsatz eines externen D/A-Wandler wird der interne DAC des McIntosh signaltechnisch ignoriert. Hier bestand wohl seitens des Gastgebers Update-Bedarf.
Der erste Eindruck
Da ich die B&W 804 D3 in diesem Raum bereits mehrmals hören durfte, und selten habe ich eine 804 D3 so gut gehört wie in diesen Räumlichkeiten, war ich sehr daran interessiert zu erfahren in welche Richtung die musikalische Veränderungen nun gingen.
Als erstes fiel mir auf, dass man mit den Martin Logans bereits mit geringen Pegeln sehr gut Musik erleben durfte. Das war deutlich anders als wie bei der B&W 804 D3. Hier war es fast schon zwingend notwendig den Volumenregler des Verstärkers auf etwas über Zimmerlautstärke zu drehen um ein ähnliches Klangbild zu erreichen. Der Bassbereich der B&W war bei leisen Lautstärken unterrepräsentiert. Somit hat die Martin Logan einen praxisnahen Vorteil. Man kann mit ihr auch mal spät abends sehr ordentlich Musik hören ohne gleich abendstörende Pegel zu riskieren.
Was die Abbildung der Stereobühne bei akustischen Titeln anbetrifft, so konnte man klar feststellen, dass die Musiker an realer Körperhöhe hinzu gewonnen haben. Es war jetzt gut nachzuvollziehen das wenn eine Klarinette gespielt wurde, diese auch in Kopfhöhe dargestellt wurde. Übertrieben umschrieben, man möge diesen vielleicht nicht ganz passenden Vergleich entschuldigen, so saß bei der B&W 804 der Musiker auf einem Stuhl und nun stand er. Und mit ihm auch das Instrument. Im Großen und Ganzen konnte man eine Verbesserung der Y-Ache (Höhe) feststellen.
Mit etwas Verzug konnte man auch eine Verbesserung der Musikinformation feststellen. Rauminformationen wie Nebengeräusche, verursacht durch Bewegungen der Musiker, oder das Anblasgeräusche bei Instrumenten, waren mehr präsent. Während dieselbe Klangsequenz bei der B&W 804 D3 eher zufällig wahrgenommen wurde, weil man sie zum Bespiel gesucht hat, so war das bei der Martin Logan so nicht mehr in dieser Form notwendig. Die Klangsequenz wurde einfach vom Zuhörer ohne besondere Aufmerksamkeit wahrgenommen. Das macht die Musik erlebnisreicher und im Gesamteindruck einfach runder.
Das Klangbild war im Mittel und Hochtonbereich impulsiver und dadurch auch energiereicher. Das machte die Musik in verschiedenen Sequenzen körperhafter. Es war einfach mehr „Fleisch am Knochen“, sprich Klangfarben waren satter und deutlicher einem Instrument zuzuordnen. Die Authentizität der Musik wurde im Vergleich zur B&W aufgewertet.
Feindynamisch legte die Martin Logan bei entsprechendem Musikmaterial eine ordentliche Schüppe drauf. Die Dynamik und somit einhergehend die Impulsivität der musikalischen Darbietung gewann ebenfalls bei gleichzeitig leicht verbesserte Klangauthentizität.
Sonstiges
Einen Punkt den man erwähnen sollte, ist die konzeptionell andere Art der Schallanregung zwischen der B&W und der Martin Logan. Während die B&W mit ihren dynamischen Treibern die Schallanregung als Punktquelle umsetzt, also sich der Schall von einem Punkt zum Zuhörer vergrößert, regt die Martin Logan, zumindest im Mittel- und Hochtonbereich, die Luft in Form eines Zylinders an. Somit ist der Zuhörer, bildlich gesprochen, eher einer Klangfront, als einer Klangkugel ausgesetzt. Für mich ist das persönlich eine günstigere Art die Musik ganzheitlich zu erfahren. Ob das eine klanglicher Vorteil oder Nachteil ist muss jeder für sich entscheiden.
Die Terminal Sektion der Martin Logan
Eine alternative Front-Ansicht
Mein Fazit
Für mich ist durch den Austausch der Lautsprecher ein nachvollziehbarer Evolutionssprung vollzogen worden. Das heißt jetzt im Umkehrschluss nicht, dass die B&W 804 D3 ein schlechter Lautsprecher geworden ist. Im Gesamtergebnis liefert die Martin Logan, im Klangvergleich zur B&W, deutlich ausgeprägtere Stärken die dem Zuhörer bereits bei leisen Pegel zur Verfügung stehen und einen nachvollziehbaren Mehrwert liefern.
Mir hat der Elektrostat in seinem Gesamterscheinungsbild gut gefallen.