Flächenbrand

Ein schon lange geplanter Termin konnte für mich völlig unerwartet doch noch in den letzten Tagen des Jahres 2019 angegangen werden. Der Ort meines Begehrens war Viersen im westlichen Teil des Niederrheins. Und mein Ziel hieß Silberstatic.

Silberstatic ist eine kleine deutsche Manufaktur die sich ausschließlich mit der Herstellung von Lautsprechern beschäftigt. Nicht irgendwelchen Lautsprechern, sondern Lautsprechern der Gattung Elektrostaten. Um die Sache dann doch noch etwas zu konkretisieren: Silberstatic stellt Vollbereichselektrostaten her.

Kurzer Exkurs zum Thema

Bei einem Elektrostaten werden Schallwellen durch eine zwischen zwei Statoren befindliche Folie erstellt. Auf dieser Folie ist eine leitfähige Beschichtung aufgebracht. Da die Statoren mit einer konstanten Energie elektrisch aufgeladen werden, kann die Folie im Takt der Musik zwischen den Statoren pulsieren, sprich nach vorne und hinten schwingen. Vorteil eines solchen Elektrostaten bzw. einer solchen pulsierenden Folie ist die relativ massearme Folie. Dadurch ist die in einem Rahmen eingespannte Folie in der Lage, elektronischen Impulsen sehr schnell zu folgen. Da bei einem Vollbereichselektrostaten auch der Bassbereich übertragen wird, ist in aller Regel die Folienfläche um einiges Größer als zum Beispiel bei Hybridkonstruktionen wo der Bassbereich mit konventionellen Basstreibern realisiert wird. Verschweigen sollte man nicht, dass in aller Regel der Bassbereich eines Vollbereichselektrostaten auch ein Problembereich darstellt. Konstruktionsbedingt hat die Folie nur einen sehr begrenzten Raum zwischen den Statoren um den für Bass notwendigen Hub vollziehen zu können. Das ist dann zumeist der Punkt wo dann das Knowhow des Entwicklers zum Tragen kommt um dennoch die bestmögliche Bassqualität anzubieten.

Zurück zum Besuch. Nachdem ich die Zieladresse in Viersen erreicht habe klingelte ich. Ein sehr freundlicher Herr machte auf und begrüßte mich und bat mich einzutreten. Das war er also, der Kopf hinter Silberstatic: Dirk Jesberger. Dirk führte mich in den ersten Stock zum Hörzimmer. Hier standen dann die Objekte der Begierde. Eine Silberstatic 6 und eine Silberstatic 7.

Nach etwas Smalltalk über seine Elektrostaten und dem obligatorischen Kaffee fingen wir an uns ein wenig mit der Musik zu beschäftigen. Parallel zum Kaffee wunderte Ich mich ein wenig über die angeschlossene Elektronik. Als Verstärker fungierte ein Bob Carver HR-895. Und als Musikquelle diente ein Sony CDP-XA555ES. Beides sehr betagte HiFi Geräte. Also Musik in den Player, Puck drauf und Play gedrückt.

Profilansicht auf das Setup – Silberstatic Nr. 6

Höreindruck

Und da war es dann. Diese raumfüllende Wellenfront die im Takt der Musik den Raum füllte. Fast ansatzlos folgte der Lautsprecher der Musik ohne für den Zuhörer angestrengt zu wirken. Mitten und Hochtonwiedergabe standen bruchlos im Raum und wirkten aus einem einzigen Guss.

Die Bühnendarstellung der Lautsprecher war beeindruckend und das Fuß-Mit-wipp-Gefühl, ein für mich sicheres Indiz dafür, dass die Musik mich berührt, setzte bereits nach wenigen Takten ein. Während die Mittel- bzw. Hochtonqualität für mich nicht überraschend kam, war ich von der Bassqualität in dem eher als „unbehandelt“ zu nennenden Raum angenehm positiv überrascht. Der Bassbereich zeigt dieselben Qualitäten des darüber liegenden Frequenzspektrums.

Die Wellenfront beschrieb eine nachzuvollziehende Bühne die das Ohr des Zuhörers umschmeichelte. Der Bass der Folie zupfte am Trommelfell als gäbe es nichts Leichteres als die Wiedergabe von Bassfragment im Raum zu reproduzieren. Das war schon zu diesem Zeitpunkt mehr als ich erwartet hätte.

Alleine der Umstand, dass man als Zuhörer das Suchen nach objektiven Qualitätskriterien wie Klangfarbe oder Abbildungsgenauigkeit hinten anstellte um der Musik zu lauschen, soll ein wenig die Qualität der Lautsprecher beschreiben. Lied zwei und drei und vier bestätigten diesen Eindruck. Ich war schon sehr positiv überrascht mit welcher Leichtigkeit eine solche Klangqualität mit dieser Elektronik in diesen Raum gestellt wurde. Verfärbungen fielen mir nicht auf. Der Bass war auch da wo Bass auf dem Tonträger war. Einfach nur Musik lauschen.

Mein Kopf verabschiedete sich kurzfristig aus der rationellen Gedankenwelt zur Beschreibung eines emotionslosen und wertfreien Berichtes. Ich erwischte mich, wie mein Kopf sich folgende Fragen stellte: „Wie würde der Lautsprecher in einem akustisch behandelten Raum klingen“, „Was würde passieren wenn man auch noch ‚hochwertigere‘ Elektronik anschließen täte?“ und „Wird eine verbesserte Raumpositionierung weitere Qualitäten heben?“. All diese Fragen lenkten mich zwar nur kurzfristig von der Musik ab, zeigten aber im Nachhinein deutlich, wie sehr ich mich von der bildhaften Darstellung der Musik hab inspirieren lassen.

Ein entspanntes kaum hörbares Ausatmen, gepaart mit einem spontanen Lächeln zeigte eine innere Zufriedenheit meinerseits. Diese Vorstellung hat mich berührt.

Das beschriebene Szenario gilt sowohl für die Silberstatic 6 wie auch 7. Der Unterschied zwischen der 6er und der 7er liegt entsprechend der vermehrt zur Verfügung stehenden Membranfläche in der Bassqualität pro 7. Zudem wirkt die vergrößerte Abstrahlfläche bei der 7 positiv auf die vertikale Darstellung der Bühnendimensionierung.

Frontalansicht auf das Setup – Silberstatic Nr. 6
Frontalansicht auf das Setup – Silberstatic Nr. 7

Ich hoffe dass Dirk, wenn möglich, mir zeitnah ein Pärchen Silberstatic 7 für eines der kommenden Wochenenden zur Verfügung stellen kann. Denn Ich würde zu gern die erlebten klanglichen Qualitäten in meinen bescheidenen Räumlichkeiten reproduzieren.

Es sei noch erwähnt, das die Silberstatic wahrscheinlich auf dem AudioForum 2020 in Krefeld zu hören sein werden. Ich möchte mich hiermit nochmals bei Dirk für die für mich aufgebrachte Zeit zum Lauschen seiner Lautsprecher herzlichst bedanken. Danke Dirk. Tolle Arbeit, toller Lautsprecher.

Weitere Informationen: http://silberstatic.de/

Beton angerührt

Am heutigen Nikolaustag waren wir, Markus Greilinger und meine Wenigkeit, im Namen des Herren zu einem schon länger geplanten Termin nach Krefeld unterwegs. Besucht wurde Thomas Muty.

Thomas kannte ich bereits aus verschiedensten Facebook-Gruppen und einem persönlichen Besuch bei mir Zuhause. An dem damaligen Besuchstag stellten wir bereits fest, dass wir Beide auf derselben HiFi Welle funkten. Somit stand schon fest, dass es einen Gegenbesuch in Krefeld geben wird.

Und dieser Gegenbesuch wurde heute eingelöst.

Thomas lud uns nicht nur zum Hören seines neuen BetonArt Diverso & Tyron 21 Setups ein, sondern auch zu einem sehr ausführlichen Frühstück. Und was soll man sagen, das war ein sensationelles Frühstück. Thomas hat sich extra zu dem heutigen Anlaß Platz-Karten einfallen lassen. Somit wußten Markus und Ich sofort wer wo am Frühstückstisch zu sitzen hat. Eine tolle Idee und handwerklich fein umgesetzt.

Hier mein Platz. CEO. I love it.

Also setzten wir uns erstmal an den fürstlich gedeckten Frühstückstisch und unterhielten uns über Gott und die Welt und stellten auch erste Kontakte zum Setup her. Während wir uns gegenseitig kennenlernten zauberte Thomas als Chef de Cuisine in der Küche das Rührei für uns. Man muss sagen, so werde ich am liebsten empfangen. Ganz großes Kino Thomas.

Nach dem Frühstück ging es dann zum Stereo Setup.

Das komplette Setup in frontaler Sicht

Optisch ist das BetonArt Setup mit seinen beiden 155cm hohen Diverso Mains nicht zu übersehen. Im Gesamtpaket der beiden BetonArt Diversos gehören noch der HiFi-Akademie PowerDac und der HiFi-Akademie PowerAmp P6. In den beiden HiFi-Akademie Geräten sind das mitgelieferte DSP System für die Raumanpassung und die notwendigen Endstufen-Verstärker ausgelagert.

Zwischen den beiden Lautsprechern thronte noch der einsame Tyron-21. Die 21 im Namen steht übrigens für den 21 Zoll großen verbauten Basstreiber. Für Unwissende: 21 Zoll entsprechen ca. 53cm, dem Durchmesser des Bass-Chassis. Diese Dimension sieht man auch nicht jeden Tag. Zumindest nicht in Stereo-Setups.

Verdeckt und somit für den Gast nicht sichtbar war ein Streamer für die alleinige Musikwiedergabe verantwortlich. Also Elektronik angeschaltet, Tablet an den Mann gebracht und die Musik entfesselt.

Wie war es denn nun klangtechnisch?

Das wird nun eine ganz schwierige Kiste das zu erklären. Ich habe bereits in den letzten zwei Wochen intensiv darüber nachdenken müssen, wie ich das an diesem Tage wahrgenommene Musikerlebnis zu formulieren habe, damit mein Besuchsbericht der Qualität des Setup, der gegebenen Raumsituation wie auch der Emotion des Besitzer gerecht wird.

Fange ich mit Thomas an. Thomas hatte bereits im Vorfeld einige Raumprobleme identifiziert. Da gab es das Thema Nachhall. Im direkt angrenzenden Treppenhaus gab es einen Nachhall von sicherlich 1-2 Sekunden. Das Treppenhaus wurde bereits großflächig durch einen selbstgebauten Absorber bedämpft. Die beiden Zugänge zu der oberen wie auch der unteren Etage hingegen waren noch nicht bedämpft. Noch während unseres Besuches kamen zwei bestellte Akustikvorhänge um den Nachhall weiter einzudämmen.

Sicht auf den Hörbereich von der linken Seite

Die eigentliche Raumachse wo die Anlage thront wird vorne und hinten durch zwei klangharte Wände begrenzt. Rechts vom Setup begrenzte eine riesige Glaswand zum Garten hin den Raum. Nach Links vom Setup ist der Raum komplett offen.

Das rote Sofa auf dem wir uns befanden, ein sehr schickes übrigens, übernahm quasi schon eine absorbierende Rolle in der Raumoptimierung. Die Rückwand hinter dem roten Sofa war erfreulicherweise weit weg. Somit drohten erstmal keine wesentlichen Raumeinflüsse durch indirekte Schallwellen. Ein großflächiges Bücherregal an der Rückwand übernahm zusätzlich die Rolle eines Diffusors.

Vor dem Lautsprecher und dem Sofa befand sich ein Teppich der die Erstreflektionen am Boden bekämpfen sollte. Wie ich jetzt erfahren habe, hat Thomas bereits diesen Teppich gegen eine großflächige Teppich Auslegeware ausgetauscht.

Hinter jeder Diverso war ein selbstgebauter Absorber aufgehangen. Ebenso wurde das TV während der Demonstration mit einer selbstgefertigten Absorber Konstruktion verdeckt. Schlussendlich hat Thomas auch noch einige Absorber an der Decke fixiert um die Erstreflektionen zu minimieren.

Die Musikqualität selbst war bis oberhalb der Frequenzskala einer Basssaite bei Zimmerlautstärke sehr ordentlich. Der verbaute AMT lieferte das von Ihm erwartete Hochton Spektakel ohne zu nerven oder sich in den Vordergrund zu schieben. Die Mitten taten ihm gleich. Das Gesamtbild in dem erwähnten Frequenzband war so, wie man es von einem Setup dieser Qualität erwarten durfte. Zumindest unter diesen schwierigen Raumbedingungen.

Was war denn schwierig und was war mit dem Bass?

Der Bass war bei einigen Musikstücken sehr schlank im Raum dargestellt. Bei einem Musikstück von Sarah Conners Live Album war dann bei Zimmerlautstärke überhaupt kein Basslauf zu hören. Um das zu konkretisieren: Man hörte klar und detailliert das der Bassist sein Instrumente zupfte, aber der entsprechende treibende Basslauf fehlte klanglich vollständig! Es hörte sich so an, als hätte der Bassist vergessen den Klinkenstecker seines Instrumentes in den Verstärker zu stöpseln. Sowas hatte ich so auch noch nicht erlebt. Tatsächlich haben wir alle drei im Nachgang überprüft ob wirklich in diesem Musikstück ein Basslauf zu hören war. Und jeder von bestätigte, dass an besagter Stelle ein deutlicher Basslauf zu vernehmen war.

Ein Blick über den Referenzplatz auf das Setup.

Der beschriebene Bassbereich war quasi ausgelöscht. Und zwar genau auf dem Sitzplatz plus 70cm dahinter. Lauschte man an der hinteren Wand oder Ecke gab es „etwas“ mehr Bass, aber nicht so intensiv wie man dies von dem Loudness Effekt her kennt.

Und das war der Moment wo ich zum Thema „Schwierig“ komme. Dieses Problem muss – und ich glaube auch wird der – Thomas in der kommendem Zeit angehen. Eine Verschärfung der Problematik ist der Umstand, dass Thomas die Sitzposition bzw. die Position des roten Sofas nicht verändern kann. Denn der Bereich hinter dem Sofa muss frei bleiben um den Zugang zur Gartentür zu gewährleisten. Das macht zukünftige Lösungsansätze auch nicht einfacher.

Dass dieses Setup auch eine enorm hohe Bassqualität besitzt führte uns Thomas ebenso vor. Ich habe auch schon einige einzelne Subwoofer erlebt, aber Der hier krönte sich zur Bassbestie. Nicht nur die Basswellen überrollten uns, nein, auch die Möbel fingen an zu reden. Und als Oberknaller fingen meine Füße an zu kribbeln da sich die Bodenvibrationen durch die Schuhsohlen „fraßen“ und meine Strümpfe zum Tanz aufforderten. Frischluft bekamen sowohl die Stümpfe wie auch die Füße durch den Luftzug der Bass-Druckwelle die gleichmäßig die Hosenbeine hin und her flatterten ließen. Respekt.

Geht doch, dachte ich mir. Damit war klar, dass die Diverso und der Tyron auch dass Bass Management Ihrer Qualität entsprechend beherrschen. Nur die Raumbehandlung ist noch nicht da wo sie hin muss.

Fazit Thomas hat sich da ein richtig gutes Setup in den Raum gestellt. Leider ist es ihm nicht vergönnt dieses adäquat zu nutzen. Zumindest nicht zu dem Zeitpunkt wo wir vor Ort waren. Aber wie ich hörte, sind bereits andere Mächte am Werk um dem Wellental ein Schnippchen zu schlagen.

Markus und ich möchten uns für ein Super Frühstück und ein tolle Zeit bei und mit Dir bedanken. Wir hoffen, dass dich unser intensiver Gedankenaustausch motiviert hat an deinem Raum weitere akustsche Änderungen durchzuführen um das bestmögliche Ergebnis zu erlangen. Wir drücken alle Daumen. Vielen Dank für die tollen Stunden.

Und im Falle eines Falles? Ab in den Keller 😉

Links zur weiteren Informationen:
https://betonart-audio.de/diverso/