Alles rund um die Audiophile Musikreproduktion wie auch der zugrunde liegenden Musik und die humorvolle Aufarbeitung von Wahrnehmungsanomalien der HiFi-Szene.
Heute hatte ich das Vergnügen mich an eine geplante Hörsession für ein
Pärchen JBL 4367 anzuschließen. Hierzu ging es in einem Vorort von Köln. Für
mich war die Anreise mehr oder weniger ein Katzensprung weil keine 40km entfernt.
Und der Besuch des durchaus überregionalbekannten „Händlers“ war
schon mehr als lange geplant.
Ich war mehr als gespannt. Zum einen war ich auf das persönliche
kennenlernen der Person hinter dem Konzept freudig gespannt. Natürlich stand
auch der Lautsprecher in meinem Fokus. Und natürlich war es die Lokation mit
den Installationen.
Um es vorweg zu nehmen, ich wurde in keinster Weise enttäuscht!
Die Stereo Installationen waren durch die Präsentationen im Internet bereits
hinreichend bekannt und bieten einen guten Überblick über Raum und Angebot vor
Ort. 60qm2 gefüllt mit leicht dominierender Analogtechnik. Was aber nicht
bedeutet, dass digitale nicht auch geboten wird. Analog ist nun mal ein
liebgewordenes Steckenpferd des Besitzers.
Überhaupt lebt das ganze Konzept von der Aura des Eigentümers. Völlig
unverkrampft, freundlich und sehr aufgeschlossen wurden wir empfangen. Ich habe
selten jemanden erlebt, der Musik in dieser Form atmet und lebt. Fachliche
Kompetenz und jede Menge Insiderwissen Wissen paarten sich wunderbar mit einer
geschulten Leitung durch die Hörsession. Musikalische wie auch Interessante
Anekdoten zu den jeweiligen Musikstücken gaben sich die Hand.
Die Musik wurde nicht einfach vorgeführt. Nein, nein! Das wäre zu einfach
gewesen. Der geneigte Zuhörer wurde für jedes Musikstück
„vorbereitet“. Mit einem in zusammengeführten Kontext von Künstler,
Musik und Hintergrundwissen wurde das Hören zu einer Art Entdeckungstour durch
das Musikstück.
Mehr geht eigentlich nicht! Die 2 Stunden verflogen wie im Fluge. Der pure Wahnsinn was für Hintergrundinformationen übermittelt wurden. Zum Glück wusste ich schon einiges davon.
Was die JBL anbetrifft, so war das ebenso ein interessantes Erlebnis. Im
Vorfeld wurde gebeten etwas mehr Musikstücke in Richtung „technischer
Musik“ aufzulegen. Auch dieses wurde exzellent bedient. Die JBL sind sehr
impulsiv im Klangbild und klingen auch sehr neutral. Und was die unverzerrte
Grobdynamik anbetrifft, so werden die meisten Lautsprecher nur die Rückleuchten
der JBL sehen. Das JBL-Pärchen schob den gesamten Frequenzbereich nur so vor
sich her, so dass es eine rechte Freude war laut zu hören.
Das hörte sich im Großen und Ganzen aber etwas schmal oder auch schlank im
Bassbereich an. Straff aber eher schlank. Die Position des Pärchen war ca. 2
bis 3 Meter von jeder Wand entfernt und somit wurde auch jedes mögliche
Druckmaximum umgangen.
Wir fragten einfach nach, ob es auch ein Stückchen Vinyl gäbe mit etwas mehr
tief frequenteren Bassanteilen. Nach kurzem Griff in die Vinylsammlung wurde
unser Wunsch sofort umgesetzt. Die ersten Takte des Titels waren wie die zuvor
vernommenen Titel, eher schlank. Ich schloss die Augen um in die Musik zu
hören. Im nächsten Moment „knallte“ der Tiefbass dermaßen plötzlich aus den
Gehäusen, dass mir kurz die Luft wegblieb. Die Bassexplosion kam ziemlich
unerwartet und aus heiterem Himmel. Damit war klar belegt worden, dass dieser
Lautsprecher auch richtig Bass kann. Holla. Das war ein kleines i-Tüpfelchen
auf die Vorführung.
Dieser Lautsprecher kann Musikspass spürbar vermitteln!
Heute ging es für mich und meine beiden Begleiter zu dem Ladenlokal des Lautsprecher- und Elektronikhersteller Nubert in Duisburg. Nubert ist ein deutscher Hersteller der seine Produkte im Direktvertrieb verkauft. Abweichend davon sind drei in Eigenregie geführte Ladenlokale. Und wir waren, weil extrem ortsnah, heute in Duisburg.
Da staunt der Fachmann
Bei besten Wetter trafen wir uns um 16:30 Uhr vor dem
Ladenlokal und fingen gleich nach der obligatorischen Begrüßung an unsere Vorgehensweisen
und Erwartungshaltungen bei dem nun anstehenden Termin anzugleichen. Wir hatten
uns im Vorfeld einen Hörtermin für die Nubert nuVero 170, das Lautsprecher
Flaggschiff des Herstellers, reservieren lassen. Und der stand jetzt an!
Also rein in die gute Stube. Okay, das Ladenlokal sah alles andere wie eine gute Stube aus. Überhaupt sah es gar nicht so aus wie ein ernsthaft organisiertes HiFi-Ladenlokal. Rund um an den Wänden waren die Lautsprecherserien platziert. Eng an eng standen die Lautsprecherpaare und warten darauf bestaunt oder auch lediglich betrachtet zu werden. Der Raum sah eigentlich eher aus wie ein Showroom. Mitten in dem 100 qm2 Raum, gab es dann so eine Art Hörzone. Zwei hüfthohe Wände, mit „Akustikmatratzen“ gedämpft, begrenzten im Ladenlokal diese Hörzone. An der Wand standen die nuVero 170 und am anderen Ende, im freien Raum, standen die Hörstühle.
Befeuert wurden die nuVero 170 durch die hauseigene Verstärkerelektronik. Eine nuControl V2 als Vorverstärker steuerte eine nuPower D Endstufe. Als Quelle diente eine Cambridge DVD/CD-Kombi.
Kaffee gab es leider nicht, schade. War aber auch nicht wirklich kriegsentscheidend. Also, alle Mann auf die Sitze. Der freundliche Nubert-Kollege drückte uns die beiden Fernbedienungen in die Hand und los ging die Show.
CD #1 rein. Etwas akustische Gitarre. Okay, klingt so als wäre alles da wo es auch hingehört. Einfach mal die Ohren an den Raum gewöhnen lassen. Und schon kam der erste Zwischenruf von uns an den Nubert-Kollegen. „Könnte man die Lautsprecher etwas von der Wand wegziehen und etwas eindrehen“? Zögerlich aber dann doch kundenorientiert denkend folgte man unserem Wunsch. „Könnten wir die Lautsprecher auch bis zum Teppich vorziehen?“. „Okay, wir machen das selbst“. Selbst ist der Kunde! Gesagt getan.
Die Nubert nuVero aus der Front gezogen,
Aha, da kam ja doch noch etwas Abbildung in das Klangbild. Sehr schön. Nach dem nächsten Musikstück beschlossen wir, dass wir viel zu nah am Geschehen sitzen. Also alle Mann anderthalb Meter nach hinten rücken. Ahhhhh, es ging also noch etwas besser. Das Klangbild gewann an Kontur. Prima. Zum Glück haben wir etwas Ahnung von der Materie. Weiter geht es im Kontext.
Gitarrenmusik raus aus der Lade, Antiphone Blues rein in die Lade. Und los ging es mit „Knows the Trouble I’ve Seen“. Gibt es in diesem Stück nicht eine Orgel zu hören? „Könnt Ihr mal ruhig sein, Ich höre nix“, habe ich mir nur gedacht. Da mich aber keiner denken hören kann, habe ich mich entschlossen von meiner Testlinie – ich wollte die Lautsprecher nämlich leise testen – abzuweichen. Also fing ich an den Volumenregler in Richtung 0 zu drehen. Um es vorwegzunehmen, die Lautsprecher konnte man unter den gegebenen Raumbedingungen in keinsterweise leise hören! Der Raum war viel zu groß und akustisch null behandelt. Also von nun an lief der Lautsprecher in sozialraum feindlichen Lautstärken. Andere würden sagen „Goil“. Egal.
Als nächstes ging es über Fabrizio
Andre (Stimmen), Infected Mushrooms (Elektro-Pop-Rock) zu Three Blind Mice
(Jazz). Ach ja, meine allseits beliebte Cover Version von Brothers in Arms in
einer ACapella Version musste auch rein in die Lade. Einer meiner beiden
Wingmen hatte noch eine nette Scheibe von „Brandt Brauer Frick“ und etwas
klassische Barockmusik dabei. Zum Schluss wurde noch Children von Sanchez von Chuck Mangione und das
Touch Yello Album angespielt.
Nun zum wesentlichen: „Was kann
denn nun die nuVero 170“?
Also, wo fangen wir einmal an. Der Lautsprecher hat die Tendenz, ein Abhörmonitor sein zu wollen. Er wirkt wie ein Musikwerkzeug, das versucht ein Ihm unterbreitetes Musikstück darzubieten. Der Lautsprecher wirkt neutral und arbeitet mit einem Hauch von deutscher Gründlichkeit die Töne aus den Rillen. Das Klang ehrlich und korrekt, aber mir fehlte ein wenig die Musikalität. Die Musik war im Raum korrekt dargestellt, aber auch kühl und distanziert. Gerade das Wort „Distanz“ kam immer wieder in den Sinn. Ich sah und hörte die Musik, aber zwischen mir und der Musik war immer eine gefühlte Distanz. Die Musik war nie an mir oder ich ein Bestandteil des Musik.
Die Musik spielte „da vorne“ und ich saß „da hinten“.
Die Musiker, sofern akustisch aufgenommen, standen stabil an ihrem Platz und der Körper der Musiker wie auch die Instrumente waren gut in der Höhe dargestellt. Infected Mushroom ließ die Bässe Ihr Tagwerk verrichten. Für einen 100 Quadratmeterraum mit solch „kleinen“ Bässen war das sehr ordentlich. Allerdings habe ich genau dieses Musikstück auch schon über verschiedenste Hörner gehört. Und hier hat die nuVero Ihre ersten Schwächen. Diese Impulsivität der Synthieakkorde oder diese federnde Bäse waren kaum von der nuVero wahrnehmbar. Ja, es gab Tiefbass und ja es gab auch Kickbass. Aber die Dynamik fehlte einfach. Statt einem „kurzen Zack im Bass und gut ist“ gab es nur „Zag, das war‘s“. Das „Zag“ ist kein Schreibfehler. Mit dem „g“ wollte ich die „Weichheit“ des Impulses beschreiben.
Die regulären (Direktvertriebs-) Preise der Nubert nuVero 170.
Was uns auffiel, war der Umstand das die Kombination „nuPower D“ und „nuVero 170“ vielleicht doch nicht die beste Kombination war oder ist. Diese Kombination hatte die Tendenz zu einer überzeichneten Hochtonschärfe. Das roch schwer nach fehlender Langzeit Hörtauglichkeit. Für die 90 Minuten war das okay, aber diese „Hochtonschärfe“ kam auch im Nachgespräch auf den Tisch. Wir Drei kamen zu dem Schluss, dass man dieses Manko durch eine andere Verstärkervariante in den Griff kriegen würde.
Es sei erwähnt, dass wir zum Ende der Session die Volumenanzeige auf -18 db stehen hatten und es doch noch reichlich Platz gab um richtig laut zu wirken. An diesen Lautsprecher müssen richtige Endstufen angeschlossen werden. Eine Röhre kommt da nie und nimmer in Frage. Im Nachhinein wird einem schon klar warum Nubert selbst auf der Münchner HighEnd zwei Mono-Endstufen des Model nuPower A verwendet hat. Die 2x 900 Watt der in Duisbrg angeschlossen Class D Endstufe war völlig überfordert!
Jetzt habe ich doch ganz viele kritische Äußerungen getroffen. Aber es gab auch Stärken der nuVero. Der „Grobdynamik-Anzug“ sitzt wie eine Eins. Wenn die Aufnahme ordentlich ist, kriegt man auch eine tolle Vorstellung geboten. Eine Raumänderung innerhalb der Musikaufnahme, weil man bei verschiedenen Musikstücken den Raum gewechselt hat, erkennt man sofort und wird richtig wiedergegeben.
Ein Fazit
Ich wollte mir die nuVero 170 einmal live anhören um die vielen abstrusen Foren-Aussagen der verschiedensten Nubert Fan-Boys richtig einschätzen zu können. Ich denke ich konnte mir heute einen grundlegenden Eindruck über die Fähigkeiten der nuVero 170 verschaffen. Die nuVero liefert für Ihren Listenpreis von 7.400 EUR (Paarpreis) einen guten Gegenwert da. Man bekommt einen Lautsprecher der ordentlich spielt und seiner Aufgabe mit dem richtigen Equipment und akustischen Maßnahmen nachkommt. Wer die hier angewandte Klangphilosophie mag wird mit diesem Lautsprecher sicherlich eine lange Zeit Freude haben. Aber so Aussagen wie „spielt in einer Liga wie eine Magico Ultimate III oder ist besser als eine Magico Q7 MkII“ ist völliger Bullshit. Auch ein Statement wie „… die beste Dynaudio auf der Messe war kein Maßstab“ zeugt von einer verblendeten Sichtweite und ist eher in den Bereich des „Marken-Bashen“ einzuordnen.
Hier ml ein Größenvergleich. Der Kollege rechts neben der nuVero ist 193cm.
Mein Schluss Fazit
Die Nubert ist ein ordentliches Stück Technik mit ordentlichen Klang das kontrovers in Foren besprochen und gehypt wird. Es ist kein Überflieger und auch keine lahme Krücke. Es hat seinen Platz in der HiFi-Branche verdient und kann als alternative zu anderen Lautsprechern herangezogen werden. Nicht mehr und nicht weniger!